Writers in Exile

Zwei Autorinnen im Transit: Terézia Mora und Şehbal Şenyurt Arınlı

54:29 Minuten
Blick auf einen Balkon mit Topfpflanzen.
Worüber schreiben zwei Menschen, die sich nicht kennen? Über Käfer auf der Fensterbank und Deutschkurse, über autoritäre Regime und Balkonpflanzen, Krankheit und Tod, Freude und Glück. © unsplash / Artur Aleksanian
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Hilfe brauchen sie alle im Exil. Mancher Schriftsteller braucht sogar Hilfe beim Einkaufen. Die Schriftstellerorganisation PEN organisiert außerdem Briefwechsel zwischen einem exilierten und einem deutschen Autor: Briefe zum Ankommen.
Manche verbieten sich das Wort Heimatland und sprechen von Herkunftsland. Wer als Schriftsteller ins Exil gezwungen wird, kämpft mit vielen Verletzungen. Die internationale Schriftstellerorganisation PEN setzt sich seit ihrer Gründung für die Freiheit des Wortes und verfolgte Schriftsteller ein. "Writers in Exile" heißt das Stipendienprogramm. Seit sechs Jahren organisiert der deutsche PEN zudem Briefwechsel zwischen einem Exilschriftsteller und einem deutschen Autor mit ausländischem Hintergrund.

Flucht nach der Festnahme

Beide kennen sich nicht, sie schreiben einander über Monate hinweg, lernen sich so kennen, womöglich schätzen, und begegnen sich dann erstmals auf der Bühne, um aus den Briefen zu lesen und sie und sich dem Publikum zu erkären. Und dem anderen in die Augen zu sehen. Der Abend ist nicht nur für die exilierten Künstler, die nach langer Zeit mal wieder im Licht der Öffentlichkeit stehen können, ein besonderer.
Nach Feridun Zaimoglu und Enoh Meyomesse (Kamerun) sowie SAID und Yamen Hussein (Syrien) trafen nun Terézia Mora und Şehbal Şenyurt Arınlı in der Berliner Akademie der Künste aufeinander – die berühmte, 1990 aus Ungarn nach Berlin gezogene Schriftstellerin ("Auf dem Seil", 2019), 2008 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, und die Dokumentarfilmerin, Journalistin, Schriftstellerin und erste Türkin hinter der Kamera, die sich für Frauen und Minderheiten einsetzt, insbesondere für die Kurden.
Terezia Mora spricht auf der Buchmesse in Frankfurt über ihr neues Buch Auf dem Seil.
Terezia Mora als Gast auf der Buchmesse in Frankfurt 2019.© imago images / Hannelore Förster
2017 wurde Şehbal Şenyurt Arınlı festgenommen, kam durch einen Zufall frei und floh nach Deutschland. Sie habe gleich an Deutschland gedacht, sagte Arınlı, weil das Land nach dem Militärputsch 1980 viele Türken aufgenommen habe.

Über Balkonpflanzen und Ehemalige

Worüber schreiben zwei Menschen, die sich nicht kennen? Und worüber sprechen sie? Über Käfer auf der Fensterbank und Deutschkurse, über autoritäre Regime und Balkonpflanzen, Krankheit und Tod, Freude und Glück. Über die Hoffnung, noch zu erleben, wie Viktor Orbán und Recep Tayyip Erdogan abtreten. Und über den Trost, einst nicht wie sie als ehemalige zu gelten. Aus Staatsoberhäuptern werden ehemalige Staatsoberhäupter, Schriftsteller aber bleiben - Schriftsteller.
(pla)
Das Buch mit den Briefen von Terézia Mora und Şehbal Şenyurt Arınlı ist unter dem Titel "Zwei Autorinnen im Transit. Ein Dialog" im binooki Verlag erschienen.

Moderation: Gert Heidenreich
Lesung: Helene Grass
Ton: Uwe Lauschke und Thorsten Juch
Redaktion: Jörg Plath

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