Wundertüte der Liebe
Liebe ist universell, zeit- und raumlos. Die Ausdrucksformen und Rituale der Liebe sind aber kulturspezifisch und ändern sich. Emil Man Lun Ng rät in seinem Beitrag dazu, eine "langfristige Liebes- und Sexlaufbahn" zu planen. Robert J. Sternberg fragt sich, was der Satz "Ich liebe Dich" bedeutet.
Die Liebe als Grundkonstante menschlichen Daseins ist Thema dieses spannenden und abwechslungsreichen Buches, dessen Autoren sich auf "eine Forschungsreise in das Herz der Menschheit" begeben. Der belgische Journalist Leo Bormans hat klug gewählt, nichts dem Zufall überlassen und liefert mit diesem schweren Band eine prall gefüllte Wundertüte: 114 Kapitel zum Thema Liebe sind so entstanden, geschrieben von führenden Wissenschaftlern aus fast 50 Ländern der Welt, von den USA, Italien, China und Russland über Nepal, Kroatien, Indien und Iran.
Und es ist eben diese Vielstimmigkeit, die begeistert. Bei dem Psychologen Robert J. Sternberg aus den USA ist die Liebe zum Beispiel immer auch eine Geschichte, heißt es in seinem Kapitel über die Bedeutung des Satzes "Ich liebe Dich". Von Geburt an wachsen wir mit Liebes-Geschichten auf, der Geschichte über die Beziehung der eigenen Eltern, der Eltern von Freunden, Liebesgeschichten, die wir in Büchern lesen und in Filmen sehen und schließlich den Liebesgeschichten im eigenen Leben. Menschen, schreibt Sternberg, ordnen Geschichten zu Hierarchien.
Wir sind in den Liebesgeschichten glücklicher, die in der eigenen Hierarchie höher stehen: "Wenn die Geschichte einer laufenden Beziehung in der Rangfolge nicht sehr weit oben steht, ist diese Beziehung bedroht, sobald einer der Partner jemanden kennenlernt, der eine höherrangige Geschichte verspricht." Die australische Kulturhistorikerin Hsu-Ming Teo räumt mit der immer noch weit verbreiteten Vorstellung auf, romantische Liebe sei ein Produkt der westlichen Kultur. Sie stellt klar, dass die Ausdrucksformen und Rituale romantischer Liebe kulturspezifisch sind und sich im Lauf der Zeit verändern.
Die Liebesgefühle selbst aber, seien universell: "Heutzutage mögen Rosen und eine Schachtel Pralinen für Liebe und Romantik stehen; im alten Wales dagegen drückten junge Männer ihre Liebe zu einer Frau aus, indem sie auf ihr Kleid urinierten." Und der chinesische Sexualwissenschaftler Emil Man Lun Ng aus Hongkong rät in "Architekten für Liebe und Sex" dazu, eine "langfristige Liebes- und Sexlaufbahn" zu planen. Dies könne sogar wichtiger sein als eine erfolgreiche lebenslange Karriere im Beruf, denn schließlich gehe es bei der Liebes- und Sexlaufbahn um das Überleben der Spezies Mensch. Und er legt einen erfrischend praxisnahen Fünf-Punkte-Plan für eine erfolgreiche Liebes- und Sexbeziehung vor.
Drei Beispiele, die exemplarisch für dieses "World Book of Love" stehen, das mit enzyklopädischem Anspruch antritt. Der Herausgeber hat dafür eine ansprechende Form gefunden: Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sind in handliche Einzelportionen von drei bis sechs Seiten verpackt und mit sinnlichen Fotos und Illustrationen umwickelt. Dieses Buch ist eine Wundertüte, die lange vorhält.
Besprochen von Ruth Kinet
Und es ist eben diese Vielstimmigkeit, die begeistert. Bei dem Psychologen Robert J. Sternberg aus den USA ist die Liebe zum Beispiel immer auch eine Geschichte, heißt es in seinem Kapitel über die Bedeutung des Satzes "Ich liebe Dich". Von Geburt an wachsen wir mit Liebes-Geschichten auf, der Geschichte über die Beziehung der eigenen Eltern, der Eltern von Freunden, Liebesgeschichten, die wir in Büchern lesen und in Filmen sehen und schließlich den Liebesgeschichten im eigenen Leben. Menschen, schreibt Sternberg, ordnen Geschichten zu Hierarchien.
Wir sind in den Liebesgeschichten glücklicher, die in der eigenen Hierarchie höher stehen: "Wenn die Geschichte einer laufenden Beziehung in der Rangfolge nicht sehr weit oben steht, ist diese Beziehung bedroht, sobald einer der Partner jemanden kennenlernt, der eine höherrangige Geschichte verspricht." Die australische Kulturhistorikerin Hsu-Ming Teo räumt mit der immer noch weit verbreiteten Vorstellung auf, romantische Liebe sei ein Produkt der westlichen Kultur. Sie stellt klar, dass die Ausdrucksformen und Rituale romantischer Liebe kulturspezifisch sind und sich im Lauf der Zeit verändern.
Die Liebesgefühle selbst aber, seien universell: "Heutzutage mögen Rosen und eine Schachtel Pralinen für Liebe und Romantik stehen; im alten Wales dagegen drückten junge Männer ihre Liebe zu einer Frau aus, indem sie auf ihr Kleid urinierten." Und der chinesische Sexualwissenschaftler Emil Man Lun Ng aus Hongkong rät in "Architekten für Liebe und Sex" dazu, eine "langfristige Liebes- und Sexlaufbahn" zu planen. Dies könne sogar wichtiger sein als eine erfolgreiche lebenslange Karriere im Beruf, denn schließlich gehe es bei der Liebes- und Sexlaufbahn um das Überleben der Spezies Mensch. Und er legt einen erfrischend praxisnahen Fünf-Punkte-Plan für eine erfolgreiche Liebes- und Sexbeziehung vor.
Drei Beispiele, die exemplarisch für dieses "World Book of Love" stehen, das mit enzyklopädischem Anspruch antritt. Der Herausgeber hat dafür eine ansprechende Form gefunden: Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sind in handliche Einzelportionen von drei bis sechs Seiten verpackt und mit sinnlichen Fotos und Illustrationen umwickelt. Dieses Buch ist eine Wundertüte, die lange vorhält.
Besprochen von Ruth Kinet
Leo Bormans (Hg.): Liebe: The World Book of Love
Übersetzt von Sofia Blind
DuMont Verlag, Köln 2013
352 Seiten, 25 Euro
Übersetzt von Sofia Blind
DuMont Verlag, Köln 2013
352 Seiten, 25 Euro