Wunderwaffe Sport
Übergewicht ist ein gesellschaftliches Problem in Deutschland. Sportliche Betätigung wird deshalb häufig als probates Mittel gegen die überflüssigen Pfunde propagiert. Doch führt die körperliche Ertüchtigung wirklich zum Gewichtsverlust?
Das kommt drauf an, welchen Sport sie treiben. Kugelstoßer, Schwergewichtsboxer, ja generell alle Kraftsportler sind korpulent, viele im Sinne unserer Gesundheitspolitik schwer übergewichtig, statistisch laufen sie unter der Rubrik "fettsüchtig". Unsere Normen interessieren sich ja nicht für den Fettgehalt sondern setzen nur Größe und Gewicht miteinander ins Verhältnis. Überall dort, wo es Gewichtsklassen gibt, versuchen die natürlich vor dem Wettkampf "abzukochen", also abzunehmen. Aber wenn Sie einen Blick auf jene Kraftsportler werfen, bei denen die Muskeln entscheiden, beispielsweise wenn sie Baumstämme oder Wackersteine um die Wette schleppen, sehen Sie fast kugelförmige Kavenzmänner, deren gewaltige Muskeln von dicken Fettschichten geschützt werden. So sehen durchtrainierte Sportskanonen aus.
Aber Sport macht doch schlank, da genügt ein Blick auf die Jogger. Es gibt zwei Körperbautypen: Die Leptosomen, das sind die langen Dürren und dann die Pyknischen, die Korpulenten. Die sind kürzer und runder. Korpulente sind beim Kraftsport oder Zehnkampf am besten aufgehoben und die schlacksigen Typen beim Langstreckenlauf oder Radeln.
Die haben dann weniger mit sich rumzuschleppen, dann macht ihnen der Sport auch Freude, weil er ihrem Körperbau entspricht. 100-Meter-Sprinter sind schon deutlich breiter und schwerer als Marathonläufer. Sie sind deshalb aber nicht unsportlicher als Jogger. Jeder dieser Typen bietet andere evolutionäre Vorteile: Wenn sich Läufer und Ringer nicht mögen, dann ist der Läufer im Ernstfall schnell über alle Berge. Aber auf engem Raum in einer Höhle hat ein Jogger gegen einen Catcher keine Chance.
Wozu gehören die Schwimmer? Die sind eher mittendrin. Das hängt damit zusammen, dass das Wasser ein sehr gutes Wärmeleitmedium ist, es kommt schnell zu Wärmeverlusten. Deshalb bewirkt häufiges Schwimmen eine Zunahme des Unterhautfettgewebes, um den Körper vor der Kälte zu schützen. Zugleich ist eine kompaktere Bauweise von Vorteil. Da Luft ein viel schlechteres Wärmeleitmedium ist, sind Langstreckenläufer deutlich schlanker als Schwimmer.
Nun gibt es ja Menschen, die durch Sport abgenommen haben. Richtig. Auch das hängt vom Typus ab. Es gibt Bewegungsmenschen, die waren schon als Kinder hippelig. Für Prüfungen lernten sie im Auf- und Abgehen. Später im Büro mussten sie lernen, ruhig zu sitzen. Und daheim wird es auch nicht gern gesehen, wenn der Papa so lebhaft ist wie sein Nachwuchs. Bewegungsmenschen brauchen Bewegung, um ihren Stress auszugleichen, um ihr Cortisol zu senken. Wenn sie das aus sozialen Gründen nicht mehr können, dann nehmen sie zu. Nimmt man sie dann regelmäßig auf den Sportplatz mit, dann verlieren sie in einem halben Jahr 10 Kilo und mehr. Aber nicht wegen der Kalorien sondern aufgrund der veränderten hormonellen Lage. Danach können sie jedoch weiter toben, nehmen aber nicht weiter ab.
Aber es heißt doch, man würde beim Sport Fett in Muskeln umbauen. Fett ist der Isolator. Wer Wassersport treibt, braucht den Isolator. Der Körper wäre schlecht beraten, würde er sein Fett in fotogene Bodybuilder-Muckis umwandeln. Dazu braucht er gut geheizte Räume. Übrigens, Sie können vom Sport auch fetter werden. Dazu müssen Sie nicht mal regelmäßig schwimmen. Wenn ungelenke Kinder zum Sport gezwungen werden, kann es sein, dass sie ab Sonntagabend Angst haben vorm Training am Freitagnachmittag. Dann nehmen sie zu. Wenn die Sportlehrer hingegen verständnisvoll, wenn sie väterlich oder mütterlich mit den Kids umgehen, dann nehmen die ab, gleichgültig ob die wild über den Rasen tollen oder nur ein wenig rumhopsen.
Literatur
Hoffmann A: Sportlehrer in der Schule vermitteln auch Werte und Normen. Pressedienst der Eberhard Karls Universität Tübingen 02/2007
Hume C et al: Children’s perceptions of their home and neighborhood environments, and their association with objectively measured physical activity: a qualitative and quantitative study. Health Education Research 2005; 20: 1-13
Taylor WC et al: Childhood and adolescent physical activity patterns and adult physical acitivity. Medicine and Science in Sports and Exercise 1999; 31: 118-123
Aber Sport macht doch schlank, da genügt ein Blick auf die Jogger. Es gibt zwei Körperbautypen: Die Leptosomen, das sind die langen Dürren und dann die Pyknischen, die Korpulenten. Die sind kürzer und runder. Korpulente sind beim Kraftsport oder Zehnkampf am besten aufgehoben und die schlacksigen Typen beim Langstreckenlauf oder Radeln.
Die haben dann weniger mit sich rumzuschleppen, dann macht ihnen der Sport auch Freude, weil er ihrem Körperbau entspricht. 100-Meter-Sprinter sind schon deutlich breiter und schwerer als Marathonläufer. Sie sind deshalb aber nicht unsportlicher als Jogger. Jeder dieser Typen bietet andere evolutionäre Vorteile: Wenn sich Läufer und Ringer nicht mögen, dann ist der Läufer im Ernstfall schnell über alle Berge. Aber auf engem Raum in einer Höhle hat ein Jogger gegen einen Catcher keine Chance.
Wozu gehören die Schwimmer? Die sind eher mittendrin. Das hängt damit zusammen, dass das Wasser ein sehr gutes Wärmeleitmedium ist, es kommt schnell zu Wärmeverlusten. Deshalb bewirkt häufiges Schwimmen eine Zunahme des Unterhautfettgewebes, um den Körper vor der Kälte zu schützen. Zugleich ist eine kompaktere Bauweise von Vorteil. Da Luft ein viel schlechteres Wärmeleitmedium ist, sind Langstreckenläufer deutlich schlanker als Schwimmer.
Nun gibt es ja Menschen, die durch Sport abgenommen haben. Richtig. Auch das hängt vom Typus ab. Es gibt Bewegungsmenschen, die waren schon als Kinder hippelig. Für Prüfungen lernten sie im Auf- und Abgehen. Später im Büro mussten sie lernen, ruhig zu sitzen. Und daheim wird es auch nicht gern gesehen, wenn der Papa so lebhaft ist wie sein Nachwuchs. Bewegungsmenschen brauchen Bewegung, um ihren Stress auszugleichen, um ihr Cortisol zu senken. Wenn sie das aus sozialen Gründen nicht mehr können, dann nehmen sie zu. Nimmt man sie dann regelmäßig auf den Sportplatz mit, dann verlieren sie in einem halben Jahr 10 Kilo und mehr. Aber nicht wegen der Kalorien sondern aufgrund der veränderten hormonellen Lage. Danach können sie jedoch weiter toben, nehmen aber nicht weiter ab.
Aber es heißt doch, man würde beim Sport Fett in Muskeln umbauen. Fett ist der Isolator. Wer Wassersport treibt, braucht den Isolator. Der Körper wäre schlecht beraten, würde er sein Fett in fotogene Bodybuilder-Muckis umwandeln. Dazu braucht er gut geheizte Räume. Übrigens, Sie können vom Sport auch fetter werden. Dazu müssen Sie nicht mal regelmäßig schwimmen. Wenn ungelenke Kinder zum Sport gezwungen werden, kann es sein, dass sie ab Sonntagabend Angst haben vorm Training am Freitagnachmittag. Dann nehmen sie zu. Wenn die Sportlehrer hingegen verständnisvoll, wenn sie väterlich oder mütterlich mit den Kids umgehen, dann nehmen die ab, gleichgültig ob die wild über den Rasen tollen oder nur ein wenig rumhopsen.
Literatur
Hoffmann A: Sportlehrer in der Schule vermitteln auch Werte und Normen. Pressedienst der Eberhard Karls Universität Tübingen 02/2007
Hume C et al: Children’s perceptions of their home and neighborhood environments, and their association with objectively measured physical activity: a qualitative and quantitative study. Health Education Research 2005; 20: 1-13
Taylor WC et al: Childhood and adolescent physical activity patterns and adult physical acitivity. Medicine and Science in Sports and Exercise 1999; 31: 118-123