WWF-Beauftragter warnt vor Kahlschlag im brasilianischen Regenwald
Brasilien ist das Land mit den größten Waldflächen der Erde. Sie stehen zumindest auf dem Papier unter dem Schutz eines Waldgesetzes. Nun stimmt das Parlament in Brasilia über eine Neufassung ab. Roberto Maldonado vom World Wildlife Fund Deutschland befürchtet großflächige Kahlschläge.
Susanne Burg: Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht auf Kosten der Umwelt verfolgt werden, schreibt das brasilianische Waldschutzgesetz vor. Daran hält sich jedoch schon lange niemand mehr. 2008 hat die damalige Umweltministerin und Aktivistin Marina Silva das Handtuch geworfen. Ihre Versuche, den Regenwald zu retten, waren gescheitert. Die Lobbyisten der Agrar- und Holzindustrie waren zu stark. Nun gewinnen sie eventuell einen weiteren Etappenschritt: Das Parlament stimmt morgen über eine neue Fassung des brasilianischen Waldgesetzes, des "Código Florestal", ab. Im Studio begrüße ich nun Roberto Maldonado. Er ist beim WWF, beim World Wildlife Fund Deutschland, für das Amazonasgebiet zuständig. Guten Morgen, Herr Maldonado.
Roberto Maldonado: Schönen guten Morgen.
Burg: Warum hat eigentlich diese Waldgesetznovelle so eine große Brisanz?
Maldonado: Ich denke, es kann als eine Kehrtwende in der brasilianischen Klima- und Umweltpolitik verstanden werden, weil, dieses Gesetz ist nicht alleine zu betrachten. Es könnten durchaus Reformen, die die Umweltverträglichkeitsprüfung betreffen, folgen. Das Bergbaugesetz könnte folgen, die Schutzgebiete könnten durchaus in der nächsten Zukunft verändert werden, und die Energiepolitik, Verkehrspolitik wird ebenfalls dramatische Folgen für die Umwelt und auch die Gesellschaft in Brasilien mit sich bringen.
Burg: Ein brasilianisches Forschungsinstitut, das dem Präsidialamt unterstellt ist, sagt, es könnten nach dem neuen Reglement 76,5 Millionen Hektar Wald verloren gehen, ein Areal von der Größe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Droht also jetzt dem brasilianischen Regenwald der Kahlschlag?
Maldonado: Letztendlich schon. Diese Folgen gehen weit über die Grenzen Brasiliens hinaus. Eine derart große Entwaldung hat Folgen, die nicht nur die Artenvielfalt, sondern wir alle und auch die brasilianische Wirtschaft spüren werden.
Burg: Im Beitrag klang ja eben an, dass in Brasilien auch vorher schon häufig gegen das Waldgesetz verstoßen wurde, dass da nie etwas geahndet wurde. Die Agrarlobby sagt, nun würden immerhin klare Regeln geschaffen werden, sonst befänden sich 90 Prozent der Landwirte in einer illegalen Situation. Warum also die Aufregung?
Maldonado: Ich denke, das stimmt so nicht. Weshalb die besagte Agrarlobby diese Gesetzesreform vorantreibt, liegt nämlich daran, dass die Gesetze eben doch spürbar sind, auch für sie, und zwar zunehmend spürbar sind. Und somit können sie nicht weiter die Gesetze, die Papiere ignorieren und müssen versuchen, die Gesetze deren Interessen anzupassen. Die Umweltbewegung in Brasilien ist nicht gegen Kleinbauern oder Familienbetriebe, aber sie ist sehr wohl gegen kapitalstarke exportorientierte, agroindustrielle Betriebe, die sehr wohl wissen, was sie tun und was sie tun müssten, um deren Gesetze einzuhalten, und die es aus mehreren Gründen eben nicht tun.
Burg: Aus welchen Gründen?
Maldonado: Ich denke, in der Vergangenheit war es letztendlich billiger, die Gesetze zu ignorieren und außerhalb des gesetzlichen Rahmens zu produzieren. Dies ist zunehmend nicht mehr möglich. Vor Kurzem kam eine Studie heraus, die besagt hat, dass über 70 Prozent aller Unternehmen, die Strafen in Höhe von mehr als einer Million Reals, dass sind mehr als 400.000 Euro, zurückzahlen müssten, durch diese Reform von diesen Schulden befreit wären, und das hat ökonomische Auswirkungen, die den größten wirtschaftlichen Sektor Brasiliens betreffen, und zwar in nicht unerheblichem Maße.
Burg: Nun ist es ja auch so, dass Brasilien gar nicht so schlecht dastand, was den Klima- und Waldschutz anging in den letzten Jahren. 2009 hatte sich Brasilien beim Weltklimagipfel verpflichtet, illegale Rodungen bis 2020 um 80 Prozent zu reduzieren. Und zum Jahreswechsel 2010/2011 hatte die Regierung Zahlen veröffentlicht, wonach der Holzeinschlag um zwei Drittel zurückgegangen sei. Da fragt man sich: Warum gab es eigentlich im brasilianischen Parlament diese Kehrtwende? Ist es wirklich ein Sieg der Agrarlobby?
Maldonado: Aus unserer Sicht eindeutig ja. Wenn das Gesetz so verabschiedet wird, ist es eindeutig ein Sieg der Agrarlobby. Und wir verstehen ihn nicht ganz, weil diese Entwicklungen konnten ja gleichzeitig erzielt werden mit einem sehr starken Zuwachs sowohl an Produktion als auch an Profit der Agrarlobby. Insofern ist es gar nicht dringend notwendig gewesen, deren Ziele zu erzielen und dabei gleichzeitig die Forstgesetzgebung zu verstümmeln. Diese Entwicklungen bei der Verringerung der Entwaldung deuten jetzt schon bereits wieder eine Kehrtwende an. Insofern könnte diese Entwicklung jetzt gestoppt werden und die Entwaldung wieder steigen.
Burg: Das brasilianische Parlament stimmt morgen über eine Änderung zum Waldgesetz ab. Darüber spreche ich mit Roberto Maldonado vom WWF. Sie sprachen gerade die Bevölkerung an in Brasilien. Im Dezember sind mehr als eine Million Menschen in Brasilien auf die Straße gegangen und haben gegen das Gesetz demonstriert. Auf der anderen Seite bedeutet ja auch für viele Brasilianer intensivere Landwirtschaft kurzfristig mehr Wohlstand. Sie waren in den letzten Monaten häufiger in Brasilien. Wie ist denn die Stimmung in der Bevölkerung? Wie sehr unterstützen die die Anliegen der Umweltschutzorganisation?
Maldonado: Brasilien ist ein stark urbanes Land, und ein Großteil der Bevölkerung spürt die Profite eben nicht. Die Eigentumsverhältnisse sind sehr konzentriert, und profitieren tun nur sehr wenige Betriebe und Familien. Am 29. November letzten Jahres haben in Brasilia mehr als eine Million Menschen ihre Unterschrift der Regierung übermittelt, und darüber hinaus gab es letztes Jahr eine repräsentative Umfrage, aus der klar wurde, dass über 80 Prozent der brasilianischen Bevölkerung gegen neue zusätzliche Entwaldung zugunsten von agroindustriellen Interessen sind. Ich denke, die Bevölkerung Brasiliens im 21. Jahrhundert ist nicht mehr bereit, eine Entwicklung still hinzunehmen, wie sie seit den 60er-Jahren im Land stattgefunden hat. Und sie stellt sich diesen Interessen entgegen, auch aktiv durch die besagten Unterschriften in Höhe von über einer Million.
Burg: Wenn man jetzt noch mal international schaut: Aus den Wäldern Amazoniens wird Holz gemacht, aber der größte Vernichter von Regenwald ist eigentlich die Rinderzucht. 80 Prozent der gerodeten Flächen werden in Weideland umgewandelt. Außerdem wird noch Soja, Zuckerrohr angebaut. Und letztlich ist ja auch Deutschland Abnehmer. Was muss Ihrer Meinung nach denn international geschehen, falls es nun so in Kraft tritt.
Maldonado: Deutschland und Brasilien haben einen sehr starken Handelsüberschuss. Im Falle Brasiliens beruht der maßgeblich auf deren Agrarprodukten und Export von Agrarprodukten, sogenannte "Commodities". Wir in Deutschland sind direkt betroffen durch den Import von Soja, aber auch Rindfleisch. Und ich denke, bei guten Handelspartnern müssen die Interessen beider Seiten berücksichtigt werden. Ich denke, Brasilien muss klar sein, dass Deutschland und Europa nicht bereit sein können, die Entwaldung vor Ort voranzutreiben, zumal es sehr klare, relativ einfach zu erzielende Alternativen gibt: Über 60 Millionen Hektar Land liegen vor Ort brach oder werden sehr uneffizient genutzt. Die könnte man sofort der Nutzung zuführen, ohne eine weitere Entwaldung voranzutreiben. Deutsche Unternehmen, europäische Unternehmen sollten sich fragen, was für eine aktive Rolle sie in diesem Rahmen spielen. Unternehmen des Maschinenbaus, Unternehmen der Chemieindustrie, aber auch Unternehmen des Modesektors, Schuhe und ähnliches, sind direkt von diesen Entwicklungen betroffen und profitieren auch zum Teil davon.
Burg: Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff ist gerade in Deutschland bei der CeBIT, denn das diesjährige Partnerland ist Brasilien. Falls das Gesetz durchs Parlament geht, kann nur noch ein Veto von Dilma Rousseff diese Novelle verhindern. Sie selber steckt in einem Dilemma: Sie hatte im Wahlkampf 2010 versprochen, dass sie kein Gesetz billigen würde, das die Abholzung steigert. Wie wahrscheinlich ist nun ein Veto?
Maldonado: Das kann letztendlich natürlich nur die Präsidentin Rousseff selber beantworten, aber ich denke, die brasilianische Regierung und Dilma persönlich weiß sehr wohl, dass es Folgen haben wird, die weit über den morgigen Tag gehen. Brasilien ist Gastgeber der Rio+20-Konferenz jetzt im Juni, und das wird nicht ohne Folgen vor Ort bleiben. Brasilien ist auch Gastgeber zahlreicher Großereignisse, Olympia und die Fußballweltmeisterschaft, und somit, denke ich, wird sie erklären müssen, mehrfach in Zukunft, warum sie einerseits bestimmte Sachen versprochen hat: Keine Amnestie für Umweltverbrechen, keine Gesetze fördern oder unterschreiben, die zukünftige Entwaldung erlauben – und warum sie das jetzt in ihrer ersten Amtszeit jetzt eben nicht tut. Da sind wir sehr gespannt.
Burg: Brasilien ringt um eine Novelle des Waldgesetzes. Ich sprach darüber mit Roberto Maldonado, er ist beim World Wildlife Fund für das Amazonasgebiet zuständig. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Maldonado!
Maldonado: Dankeschön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Roberto Maldonado: Schönen guten Morgen.
Burg: Warum hat eigentlich diese Waldgesetznovelle so eine große Brisanz?
Maldonado: Ich denke, es kann als eine Kehrtwende in der brasilianischen Klima- und Umweltpolitik verstanden werden, weil, dieses Gesetz ist nicht alleine zu betrachten. Es könnten durchaus Reformen, die die Umweltverträglichkeitsprüfung betreffen, folgen. Das Bergbaugesetz könnte folgen, die Schutzgebiete könnten durchaus in der nächsten Zukunft verändert werden, und die Energiepolitik, Verkehrspolitik wird ebenfalls dramatische Folgen für die Umwelt und auch die Gesellschaft in Brasilien mit sich bringen.
Burg: Ein brasilianisches Forschungsinstitut, das dem Präsidialamt unterstellt ist, sagt, es könnten nach dem neuen Reglement 76,5 Millionen Hektar Wald verloren gehen, ein Areal von der Größe Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Droht also jetzt dem brasilianischen Regenwald der Kahlschlag?
Maldonado: Letztendlich schon. Diese Folgen gehen weit über die Grenzen Brasiliens hinaus. Eine derart große Entwaldung hat Folgen, die nicht nur die Artenvielfalt, sondern wir alle und auch die brasilianische Wirtschaft spüren werden.
Burg: Im Beitrag klang ja eben an, dass in Brasilien auch vorher schon häufig gegen das Waldgesetz verstoßen wurde, dass da nie etwas geahndet wurde. Die Agrarlobby sagt, nun würden immerhin klare Regeln geschaffen werden, sonst befänden sich 90 Prozent der Landwirte in einer illegalen Situation. Warum also die Aufregung?
Maldonado: Ich denke, das stimmt so nicht. Weshalb die besagte Agrarlobby diese Gesetzesreform vorantreibt, liegt nämlich daran, dass die Gesetze eben doch spürbar sind, auch für sie, und zwar zunehmend spürbar sind. Und somit können sie nicht weiter die Gesetze, die Papiere ignorieren und müssen versuchen, die Gesetze deren Interessen anzupassen. Die Umweltbewegung in Brasilien ist nicht gegen Kleinbauern oder Familienbetriebe, aber sie ist sehr wohl gegen kapitalstarke exportorientierte, agroindustrielle Betriebe, die sehr wohl wissen, was sie tun und was sie tun müssten, um deren Gesetze einzuhalten, und die es aus mehreren Gründen eben nicht tun.
Burg: Aus welchen Gründen?
Maldonado: Ich denke, in der Vergangenheit war es letztendlich billiger, die Gesetze zu ignorieren und außerhalb des gesetzlichen Rahmens zu produzieren. Dies ist zunehmend nicht mehr möglich. Vor Kurzem kam eine Studie heraus, die besagt hat, dass über 70 Prozent aller Unternehmen, die Strafen in Höhe von mehr als einer Million Reals, dass sind mehr als 400.000 Euro, zurückzahlen müssten, durch diese Reform von diesen Schulden befreit wären, und das hat ökonomische Auswirkungen, die den größten wirtschaftlichen Sektor Brasiliens betreffen, und zwar in nicht unerheblichem Maße.
Burg: Nun ist es ja auch so, dass Brasilien gar nicht so schlecht dastand, was den Klima- und Waldschutz anging in den letzten Jahren. 2009 hatte sich Brasilien beim Weltklimagipfel verpflichtet, illegale Rodungen bis 2020 um 80 Prozent zu reduzieren. Und zum Jahreswechsel 2010/2011 hatte die Regierung Zahlen veröffentlicht, wonach der Holzeinschlag um zwei Drittel zurückgegangen sei. Da fragt man sich: Warum gab es eigentlich im brasilianischen Parlament diese Kehrtwende? Ist es wirklich ein Sieg der Agrarlobby?
Maldonado: Aus unserer Sicht eindeutig ja. Wenn das Gesetz so verabschiedet wird, ist es eindeutig ein Sieg der Agrarlobby. Und wir verstehen ihn nicht ganz, weil diese Entwicklungen konnten ja gleichzeitig erzielt werden mit einem sehr starken Zuwachs sowohl an Produktion als auch an Profit der Agrarlobby. Insofern ist es gar nicht dringend notwendig gewesen, deren Ziele zu erzielen und dabei gleichzeitig die Forstgesetzgebung zu verstümmeln. Diese Entwicklungen bei der Verringerung der Entwaldung deuten jetzt schon bereits wieder eine Kehrtwende an. Insofern könnte diese Entwicklung jetzt gestoppt werden und die Entwaldung wieder steigen.
Burg: Das brasilianische Parlament stimmt morgen über eine Änderung zum Waldgesetz ab. Darüber spreche ich mit Roberto Maldonado vom WWF. Sie sprachen gerade die Bevölkerung an in Brasilien. Im Dezember sind mehr als eine Million Menschen in Brasilien auf die Straße gegangen und haben gegen das Gesetz demonstriert. Auf der anderen Seite bedeutet ja auch für viele Brasilianer intensivere Landwirtschaft kurzfristig mehr Wohlstand. Sie waren in den letzten Monaten häufiger in Brasilien. Wie ist denn die Stimmung in der Bevölkerung? Wie sehr unterstützen die die Anliegen der Umweltschutzorganisation?
Maldonado: Brasilien ist ein stark urbanes Land, und ein Großteil der Bevölkerung spürt die Profite eben nicht. Die Eigentumsverhältnisse sind sehr konzentriert, und profitieren tun nur sehr wenige Betriebe und Familien. Am 29. November letzten Jahres haben in Brasilia mehr als eine Million Menschen ihre Unterschrift der Regierung übermittelt, und darüber hinaus gab es letztes Jahr eine repräsentative Umfrage, aus der klar wurde, dass über 80 Prozent der brasilianischen Bevölkerung gegen neue zusätzliche Entwaldung zugunsten von agroindustriellen Interessen sind. Ich denke, die Bevölkerung Brasiliens im 21. Jahrhundert ist nicht mehr bereit, eine Entwicklung still hinzunehmen, wie sie seit den 60er-Jahren im Land stattgefunden hat. Und sie stellt sich diesen Interessen entgegen, auch aktiv durch die besagten Unterschriften in Höhe von über einer Million.
Burg: Wenn man jetzt noch mal international schaut: Aus den Wäldern Amazoniens wird Holz gemacht, aber der größte Vernichter von Regenwald ist eigentlich die Rinderzucht. 80 Prozent der gerodeten Flächen werden in Weideland umgewandelt. Außerdem wird noch Soja, Zuckerrohr angebaut. Und letztlich ist ja auch Deutschland Abnehmer. Was muss Ihrer Meinung nach denn international geschehen, falls es nun so in Kraft tritt.
Maldonado: Deutschland und Brasilien haben einen sehr starken Handelsüberschuss. Im Falle Brasiliens beruht der maßgeblich auf deren Agrarprodukten und Export von Agrarprodukten, sogenannte "Commodities". Wir in Deutschland sind direkt betroffen durch den Import von Soja, aber auch Rindfleisch. Und ich denke, bei guten Handelspartnern müssen die Interessen beider Seiten berücksichtigt werden. Ich denke, Brasilien muss klar sein, dass Deutschland und Europa nicht bereit sein können, die Entwaldung vor Ort voranzutreiben, zumal es sehr klare, relativ einfach zu erzielende Alternativen gibt: Über 60 Millionen Hektar Land liegen vor Ort brach oder werden sehr uneffizient genutzt. Die könnte man sofort der Nutzung zuführen, ohne eine weitere Entwaldung voranzutreiben. Deutsche Unternehmen, europäische Unternehmen sollten sich fragen, was für eine aktive Rolle sie in diesem Rahmen spielen. Unternehmen des Maschinenbaus, Unternehmen der Chemieindustrie, aber auch Unternehmen des Modesektors, Schuhe und ähnliches, sind direkt von diesen Entwicklungen betroffen und profitieren auch zum Teil davon.
Burg: Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff ist gerade in Deutschland bei der CeBIT, denn das diesjährige Partnerland ist Brasilien. Falls das Gesetz durchs Parlament geht, kann nur noch ein Veto von Dilma Rousseff diese Novelle verhindern. Sie selber steckt in einem Dilemma: Sie hatte im Wahlkampf 2010 versprochen, dass sie kein Gesetz billigen würde, das die Abholzung steigert. Wie wahrscheinlich ist nun ein Veto?
Maldonado: Das kann letztendlich natürlich nur die Präsidentin Rousseff selber beantworten, aber ich denke, die brasilianische Regierung und Dilma persönlich weiß sehr wohl, dass es Folgen haben wird, die weit über den morgigen Tag gehen. Brasilien ist Gastgeber der Rio+20-Konferenz jetzt im Juni, und das wird nicht ohne Folgen vor Ort bleiben. Brasilien ist auch Gastgeber zahlreicher Großereignisse, Olympia und die Fußballweltmeisterschaft, und somit, denke ich, wird sie erklären müssen, mehrfach in Zukunft, warum sie einerseits bestimmte Sachen versprochen hat: Keine Amnestie für Umweltverbrechen, keine Gesetze fördern oder unterschreiben, die zukünftige Entwaldung erlauben – und warum sie das jetzt in ihrer ersten Amtszeit jetzt eben nicht tut. Da sind wir sehr gespannt.
Burg: Brasilien ringt um eine Novelle des Waldgesetzes. Ich sprach darüber mit Roberto Maldonado, er ist beim World Wildlife Fund für das Amazonasgebiet zuständig. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Maldonado!
Maldonado: Dankeschön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.