"Es ging um eine Demokratisierung der Kunst"
Vor 70 Jahren, direkt nach dem Krieg, schenkte der Jurist Josef Haubrich seine Sammlung des Expressionismus und der klassischen Moderne der Stadt Köln. Seit 30 Jahren sind die Werke von Nolde und Kirchner im Museum Ludwig zu sehen, das jetzt diese Jubiläen feiert.
1946 hätte in Köln wohl niemand geglaubt, dass die Künstler der klassischen Moderne, die zuvor von den Nazis als "Entartete Kunst" verfolgt wurden, mit ihren Werken wieder in die Stadt zurückkehren würden.
Augenzeugen haben die Situation damals in der Stadt genau überliefert, sagte Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, im Deutschlandradio Kultur.
"Man muss sich die Stadt, wie die meisten deutschen Städte, als total zerstört vorstellen. Josef Haubrich war es ein Anliegen, seine Kunst, die bist dato bis in den letzten Jahren als entartet galt, wieder zu rehabilitieren. Und das Wichtigste für ihn war aber, die Jugend und der Jugend die Kunst wieder nahe zu bringen. Junge Leute um die 13, 14 kannten diese Kunst eigentlich gar nicht. Und dass die aus erster Nähe mit den Werken konfrontiert waren, kann man aus Texten und Reden von Josef Haubrich nachlesen, das war eigentlich sein Hauptanliegen – wenn Sie so möchten – eine Demokratisierung wieder der Kunst."
Sammlung umfasst große Konvolute des Expressionismus
Die Sammlung von Josef Haubrich umfasst große Konvolute des Expressionismus, der neuen Sachlichkeit und der Rheinischen Progressive mit Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert, so Yilmaz Dziewior. So seien auch wichtige Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck Teil der Sammlung.
"Aber ich glaube, was auch noch einmal zur Popularisierung der Sammlung beigetragen hat, weshalb wir bis heute die meisten Werke von Kirchner, Nolde, Schmidt-Rottluff kennen aus der Sammlung Haubrich, ist, weil Haubrich die auf Tournee geschickt hat."
Damals habe es in Köln keinen Platz gegeben, die Museen waren zerbombt. So habe man die "kluge Entscheidung" getroffen, die Sammlung in andere Städte und ins benachbarte Ausland zu schicken, sagte Yilmaz Dziewior.
"Somit kennt heute fast jeder die Bilder von Josef Haubrich."