Yoga in der Schule

Mit Asanas gegen Schulstress

Ein Junge macht eine Übung in einem Yoga-Camp, in Sacramento im US-Bundesstaat Kalifornien.
Kinder haben oft großen Spaß an Yoga-Übungen. © imago stock&people
Von Silvia Plahl |
Körper und Geist agieren im Zusammenspiel. Wie sich beides aufeinander einstimmen kann, können auch schon Kinder erlernen, etwa beim Yoga. In der Rosa-Parks-Grundschule in Berlin üben dies die Erst- und Zweitklässler regelmäßig einmal in der Woche.
Yogaunterricht für zwölf Grundschulkinder – sechs, sieben und acht Jahre alt. Sie rollen die Matten aus und setzen sich in den Schneidersitz. Jedes Kind geht einmal mit der Glocke rundum, einige schließen die Augen, ein Kind sagt leise "Ommm". In die Mitte des Kreises hat ihre Lehrerin Petra Mettlach-Schelper ein blaues Tuch und Seerosen aus Stoff gelegt – und einen Froschkönig, in dessen Krone eine Kerze brennt.

"Wir schauen eine Minute ins Licht und denken an Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns."

Sie haben schon einen langen Tag hinter sich

Die Jungen und Mädchen haben schon einen langen Schultag hinter sich, es ist 13 Uhr 30 und diese Yogastunde gehört zu ihrem regulären Unterricht.
"Stelle dich auf deine Matte... Wir grüßen den Himmel, wir grüßen den Himmel, wir grüßen die Erde, wir grüßen die Erde …"
Sprechen und sich bewegen – die Arme hoch und auf den Boden und weit geöffnet, die Fußsohle ans Knie, danach ein Ausfallschritt. Diese Schulstunde läuft ziemlich flott und fröhlich ab.

"Der Tiger, der Tiger, der streckt sich immer wieder..." – "Ich verwandel‘ euch in einen Löwen"... – "Oahhhh..."

Ein Mädchen macht eine Yoga-Übung in einem US-amerikanischen Yoga-Camp in Sacramento (Kalifornien).
Für viele Kinder ist Yoga ein guter Weg, um Stress und Ärger zu bewältigen.© imago stock&people
Auch einen ihrer Lieblingssprüche präsentieren die Kinder aufrecht in Bewegung.
"Hab einfach keine Angst, wenn du was nicht kannst. Wie wär's mit etwas Mut? Mit Mut wird alles gut. Mut, was ist Mut? Still wie ein Baum stehen. Dabei auf einen Punkt sehen…Stark sein wie ein Held, und dir gehört die Welt."

"Eine kleine Frühlingsmassage. Achte auf deinen Partner und gib dir Mühe. Die Schultern massieren... Stress und Kummer massiere ich fort."
Die Kinder wiederholen den Satz.
– "Herzen auf den Rücken zeichnen".
– "…und führe dich zu einem schönen Ort."
– "Ich führe dich zu deinem Herzen."
Die Kinder wiederholen.
– "Große Kreise auf dem Rücken...Und vorbei sind alle Schmerzen."

Die Kinder mögen die Entspannung

Die Begrüßung, eine Geschichte, ein Spiel und die Massage. Die Kinder mögen diesen Ablauf.
Junge: "Also mir gefallen die Übungen gut, weil danach fühl ich mich so richtig ausgespannt, so entspannt dann, dass die Spannung in meinem Körper drin, überall so verteilt ist, dann so weg ist nach so einer Yogageschichte mit Übungen. Dann kann ich halt besser denken und so und dann kann ich auch besser toben."

Mädchen: "Wenn man jetzt zum Beispiel irgendwie gerade Stress hat mit irgendwas, wenn man gerade nicht weiß, dann vergisst man das. Dann denkt man erstmal an was anderes. Ich hab dann vor Yoga erstmal keine Lust drauf – und nach Yoga hab ich Lust. Wenn man vor dem Yoga einen Streit hatte, dann kämpft man so und prügelt sich. Wir hatten einen Streit vor Yoga. Also, wir haben uns jetzt vertragen."

Den Körper wahrnehmen

Petra Mettlach-Schelper integriert immer wieder Elemente aus dieser Stunde in den normalen Schulalltag. Sie möchte, dass die Kinder Empathie und Achtsamkeit lernen und ihren Körper und Geist kräftigen.
"Dass man seinen Körper wahrnimmt und auch seine Wünsche wahrnimmt und da vielleicht dann auch so handelt, dass es so passiert, wie man es gerne möchte. Man stärkt einfach die Eigenkraft des Kindes und sie profitieren davon, weil sie sich nicht mehr so nach außen produzieren müssen, sondern sich besser konzentrieren können, besser arbeiten können, ihre Energie positiver verwenden können."

Was eine "Siegermentalität" ist, wissen Sportpsychologen heute noch nicht genau. Sie suchen nach den Bausteinen. "Generell hilft es", meint der Sportpsychologe Lothar Linz, "wenn Menschen es lernen, sich zu steuern und zu regulieren, weil das eine zentrale Fähigkeit ist, um unter Druck immer noch handlungsorientiert sein kann." Hier das vollständige Interview mit Lothar Linz, das Thomas Jaedicke geführt hat.

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