Youtuber machen mobil gegen Fremdenhass und Pegida
In vielen deutschen Städten ist die Teilnehmerzahl bei den Pegida-Märschen stetig gewachsen - allerdings auch der Widerstand dagegen. Nun wird auch auf YouTube demonstriert - unter dem Schlagwort #YouGeHa - YouTuber gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Marcus Richter sich die Aktion angeschaut.
Stephan Karkowsky: Was genau soll da passieren?
Marcus Richter: Es gibt unter den deutschen YouTubern eine Gruppe, die sich als Wissens-YouTuber bezeichnet, die also versuchen in ihren Videos ihren Zuschauern Wissen zu vermitteln, das reicht von tatsächlicher Wissenschaft über Politisches hin zu Alltags- oder Partywissen.
Und diese YouTuber veröffentlichen in dieser Woche jeder ein Video zum Thema und verweisen am Ende auf andere Teilnehmer der Aktion. Dazu gehört zum Beispiel Mats, der das Thema auf seinem Kanal "LetsDenk" eher klassisch angeht:
"33 Prozent aller Deutschen fühlen sich bedroht. Von Menschen, die sie nicht kennen, aus Ländern, über die sie nichts wissen. Warum eigentlich?"
Reine Wissensvermittlung ist das hier, Fabian Nolte wird in seinem Kanal "DailyKnoedel" auf unterhaltsame Art und Weise die Unsinnigkeit von Fremdenfeindlichkeit erklären:
'"Wir haben da einen neuen im Dorf. - Hey, darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin ganz frisch hier. - Wenn ich mir den so angucke, kommt der wahrscheinlich aus dem Norden. Hamburg wahrscheinlich. - Ich komm aus Rostock. - Ich hab gehört, die essen da nur Fisch. Den ganzen Tag lang."
Jeder hat da völlig frei sein eigenes Format entwickelt und - das ist den Machern sehr wichtig und ich finde das auch bemerkenswert - das Ganze ist in völliger Eigeninitiative und ohne finanzielle und sonstige Unterstützung von Firmen oder Behörden organisiert."
Karkowsky: Was erhoffen sich denn die Macher davon - also außer, dass möglichst viele Menschen ihre Videos anschauen?
Richter: Es geht einerseits darum ein Zeichen zu setzen, hat mir Lisa Ruhfus erklärt, die mit ihrem YouTube-Kanal "Die Klugscheisserin" an der Aktion teilnimmt. Und man hofft, dass die User durch die vielen verschiedenen Perspektiven Denkanstösse erhalten:
"Dass wir die Leute zum Diskutieren anregen, in den Kommentaren, und dass die Leute auch dann, weil sie sehen, dass das ein Netzwerk ist von Videos zu dem Thema, also eine Themenwoche, auch sehen: Ach cool, der hat auch ein Video dazu gemacht, das guck ich mir auch noch an."
Der Effekt wird meiner Meinung nach also nicht sein, dass Rassisten von einer anderen Meinung überzeugt werden. Aber all die, die unsicher sind oder sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben, finden hier die richtigen Denkanstösse.
Karkowsky: Man könnte aber bemängeln: Die Aktion kommt ganz schön spät und die ganzen großen glanzvollen Namen, die man vielleicht auch über YouTube hinaus kennt, fehlen: Warum?
Richter: Es ist wie gesagt keine zentral geführte Aktion, da haben sich über 20 verschiedene Leute abstimmen und auch die Inhalte produzieren müssen, das dauert. Dafür, dass große Namen fehlen, hat Lisa Ruhfus eine ganz einfache Erklärung.
"Die großen YouTuber wie LeFloid, Dr. Allwissend, die sind natürlich im wahrsten Sinne des Wortes ausgebucht, ja die haben dann schon für die nächsten vier Monate Drehs geplant und sind dann auch in so vielen anderen Gruppen und Sachen mit drin, man kann sich natürlich auch nicht überall engagieren."
Tatsächlich kollidiert YouGeHa zum Beispiel diese Woche mit der jährlich stattfindenen Anti-Cybermobbing Aktion "361 Grad", die von Google und dem Bundesjugendministerium organisiert und unterstützt wird. Ganz alleine stehen die Macher doch nicht da: Simon Unge, einer der großen YouTuber, hat zumindest zugesagt, die Aktion auf seinen Social-Media-Kanälen zu bewerben.
Link zur #YouGeHa-Seite auf tumblr.com