Young Euro Classic 2020: Barenboim-Said Akademie

Quartette der Mendelssohns

Detailaufnahme eines Cellos, bei dem der Steg, die Saiten und die Schalllöcher des Instrumentes zu sehen sind.
Das Violoncello ist oft das Fundament für das Streichquartett. © dpa / Bildarchiv / LEHTIKUVA
Moderation: Ulrike Klobes |
Das Festival der Jugendorchester ist 2020 ein Kammermusikfestival mit Jungmusikern den Berliner Ausbildungsstätten. Studierende der Barenboim-Said Akademie bringen heute Streichquartette der Geschwister Fanny und Felix Mendelssohn zur Aufführung.
Internationale Jugendorchester können in diesem Jahr nicht zu Gast sein im Konzerthaus Berlin, dafür aber sind viele internationale junge Künstlerinnen und Künstler bereits vor Ort. Deutschlandfunk Kultur hält an der Tradition fest, viele der Konzerte live zu übertragen und im Anschluss online zur Verfügung zu stellen.
Viele von ihnen studieren an den Berliner Musikhochschulen. Dieser Abend ist vor allem dem Streichquartett gewidmet und liegt in den Händen von vier Studierenden der Barenboim-Said Akademie. Diese Institution hat sich vorwiegend der Förderung junger Musikerinnen und Musiker aus dem Nahen Osten verschrieben.
Sara Walther hat Studierende der Akademie getroffen:
Das Studienjahr ist an allen Musikhochschulen in der Corona-Zeit unterbrochen worden. Wie die jungen Künstler und die Professoren damit umgehen, hat Sylvia Systermans an unterschiedlichen Institutionen erfragt:
Die Vorbereitungen für Prüfungen fielen da sehr unterschiedlich aus.

Ungleiche Karrieren

Die Geschwister Fanny und Felix wuchsen mit weiteren Geschwistern in einer kulturell hochinteressierten Familie auf. Die Mendelssohns beherbergten durchreisende Musiker in Berlin, man hatte ein eigenes Sonntagskonzert für einen geladenen Kreis im Gartenpavillon etabliert, Fanny dirigierte, Felix musizierte.
Doch während für Felix die Musikwelt offenstand, wurde Fanny sehr früh bescheinigt, dass sie ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter gerecht werden solle. Streben der jungen Frau nach mehr musikalischer Aufmerksamkeit wurden auch vom Bruder lange zurückgeschoben. Er durfte sich bilden, durfte reisen - ihm stand einer Musikkarriere nach anfänglicher väterlicher Sorge nichts im Wege.
Zeichnung einer jungen Frau mit dunklen Locken und großen Augen, die sanft lächelt.
Fanny Mendelssohn war rund vier Jahre älter als Felix.© imago images / United Archives
Zum Geburtstag 1830 schrieb Felix seiner Schwester: "Ich wünsche Dir, was irgend Dein Herz begehrt, ich will Dir also auch ein halb Dutzend Melodien wünschen, es wird aber nichts helfen". Doch der private Musiksalon, von den Eltern übernommen, gibt ihr doch die Möglichkeit, wenigstens im kleinen Kreis zu zeigen, was in ihr steckt.

Streichquartett ohne Schranken

Fünf Jahre später komponiert Fanny ihr einziges Streichquartett, das lange nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Dabei orientierte sie sich an Beethovens Quartetten, ohne seine kompositorische Strenge zu übernehmen. Sie durchbrach diese damals gültigen Regeln, indem sie hochromantische Melodien entwickelte, und zwar in ganz freier Form.
Bruder Felix sah in dieser Arbeit keine Weiterentwicklung oder Formbefreiung, sondern fand darin Kompositionsfehler. Er schreibt ihr geradehinaus, dass dem Quartett Stringenz fehle.

Streichquartett als Echo

Im Laufe der Zeit sollte Mendelssohn seine Meinung über das Wirken seiner Schwester ändern. Schließlich ermutigte er sie, ihre Werke zu veröffentlichen und auch zum eigenen Ton zu stehen. Als Fanny völlig überraschend im Alter von 41 Jahren starb, war Felix zutiefst getroffen.
Eine wichtige Vertraute wurde ihm entrissen. Kurz danach schrieb er sein letztes Streichquartett, das sich als Echo auf dieses Ereignis hören lässt. Dunkel ist die Atmosphäre, der Schmerz wird hörbar.

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Young Euro Classic
Aufzeichnung des Konzertes vom 03.08.2020 im Konzerthaus Berlin
Fanny Hensel
Streichquartett Es-Dur
Wolfgang Amadeus Mozart
Duo für Violine und Viola G-Dur KV 423
Felix Mendelssohn Bartholdy
Streichquartett f-Moll op. 80

Yamen Saadi, Violine
Jamila Asgarzade, Violine
Katrin Spiegel, Viola
Assif Binness, Violoncello

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