"Das erreicht die Zielgruppe nicht"
Im Kampf gegen Hasskommentare und terroristische Inhalte hat Google einen Vier-Punkte-Plan vorgestellt. Der sieht auch vor, Suchanfragen nach Terrorvideos einfach auf Anti-Terrorvideos umzulenken. Der Sozialwissenschaftler Mimoun Berrissoun hält das für wenig wirkungsvoll.
Eine der wohl größten Herausforderungen im Netz besteht nach wie vor darin, Hass und Gewalt in den Griff zu kriegen. Anomyme Mordaufrufe, Terropropaganda, Schmäh- und Schmutzkommentare, müssen ja neuerdings - auf Betreiben von Bundesjustizminister Heiko Maas - aus den sozialen Netzwerken gelöscht werden. Auch sogenannte Fake-News sollen als solche gekennzeichnet werden.
Heute stellt nun Google einen "Vier-Punkte-Plan" vor, der insbesondere YouTube von Hass – und Terrorpropaganda säubern soll. Lernende Algorithmen sollen wie Spürhunde Sex, Gewalt und Terror ausfindig machen. Aber auch Menschen aus Fleisch und Blut sollen für Google auf Friedensmission gehen.
Künstliche Intelligenz kann helfen
Der Sozialwissenschaftler Mimoun Berrissoun ist Mitinitiator der Kölner Aktion "180 Grad Wende" gegen Radikalisierung. Er findet Googles Plan, Künstliche Intelligenz einzusetzen, sehr sinnvoll, denn die schiere Masse an Terror- und Hasspropaganda sei für Menschen fast nicht zu bewältigen. Außerdem könnten so sehr einfach Inhalte, die bereits gelöscht wurden und erneut hochgeladen wurden, einfacher gefunden werden:
"Somit ist schon ein großer Teil der terroristischen und extremistischen Inhalte gelöscht."
Denn gerade junge Leute würden sich durch Videos radikalisieren.
"Wir brauchen alternative Botschaften"
Der Plan von Google, Suchanfragen nach Terrorvideos einfach umzulenken auf Anti-Terrorvideos, sei in seinen Augen aber wenig wirkungsvoll:
"Das erreicht die Zielgruppe nicht. Counter Narratives erzeugen nur andere Counter Narratives. Was wir brauchen, sind alternative Botschaften. Was Google eher machen sollte: Bestimmte Inhalte, die gut sind, weiter verbreiten. Das müssen Sachen sein, die klug gemacht sind.
Wenn ich einen jungen Menschen erreichen will, der radikalisiert wird hier in Europa, wenn ich mit dem über Extremismus rede, sollte ich auch die wachsende Muslimfeindlichkeit mit einbeziehen. Weil wenn solch ein Video kommen würde, dann würde der direkt drauf klicken und sich angesprochen fühlen.
Gleichzeitig würde ich im selben Video das ganze Thema Extremismus aufzeigen, damit er beide Seiten miteinander verbunden sieht und entsprechend angesprochen wird."