Hören Sie auch unser Gespräch zum Thema mit dem Parlamentskorrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Stefan Braun:
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Wirkungsvoller als jeder Zeitungskommentar
06:27 Minuten
Der Youtuber Rezo rechnet in einem Video mit der CDU ab und bekommt jede Menge Aufmerksamkeit. Der Netzaktivist Markus Beckedahl findet das richtig und betont, das Video sei "sehr durchdacht". So könne die junge Generation Druck auf die Politik ausüben.
"Die Europawahl bzw EU-Wahl steht vor der Tür. Ob CDU, SPD oder AfD gute Parteien sind, die im Einklang mit Wissenschaft und Logik stehen, versuche ich in diesem Video zu beantworten. In jedem Fall: Geht wählen am nächsten Wochenende. Sonst entscheiden Rentner über eure Zukunft und geil ist das nicht."
Ein Zitat vom Youtuber Rezo. Der stellte vor ein paar Tagen ein langes Video ins Netz, in dem er mit der Politik, vor allem aber mit der CDU, abrechnet:
"Ich werde in diesem Video zeigen, wie CDU-Leute lügen, wie ihnen grundsätzliche Kompetenzen für ihren Job fehlen, wie sie gegen deutliche Expertenmeinungen Politik machen, wie sie sich augenscheinlich an verschiedenen Kriegsverbrechen beteiligen, wie sie Propaganda und Unwahrheiten gegen die junge Generation einsetzen, wie bei ihrer Politik die letzten Jahrzehnte die Reichen immer mehr gewinnen und alle anderen immer mehr ablosen, und ich zeige, dass nach der Expertenmeinung von zigtausenden deutschen Wissenschaftlern die CDU aktuell unser Leben und unsere Zukunft zerstört."
Das Video wurde millionenfach geklickt und bringt die CDU auf eine Weise in Bedrängnis, wie es ein klassischer Kommentar eines Journalisten in Presse und Rundfunk niemals könnte. Es ist nicht unumstritten, vor allem Rezos unklarer Umgang mit Quellen stößt inzwischen auf Kritik.
Junge Stimmen werden via Youtube gehört
Der Journalist und netzpolitische Aktivist Markus Beckedahl hat dennoch auf Twitter von einem "der besten Politik-Videos, die die deutsche Youtubeszene bisher hervorgebracht hat", gesprochen.
Rezo sei nicht der klassische Influencer, der in seinen Videos ständig Werbung einstreue, so Beckedahl im Deutschlandfunk Kultur:
"Wir haben es hier mit einem jungen, politisch aktivierten Menschen zu tun, der das Medium Youtube nutzt, um auszuprobieren, ob seine Meinung, seine Sprache auch in einer gesellschaftlichen Debatte gehört wird - was ja eigentlich der Idealfall wäre, wenn jeder die Möglichkeiten dazu hätte."
Gut durchdacht, aber zu wenig Kontext
Beckedahl sagte weiter, er finde es gut, dass junge Stimmen über das Internet ihre Wut über die Bildungspolitik oder andere Politikfelder ausdrückten "in der Hoffnung, Druck auf die Politik auszuüben, dass die mal aktiver wird".
Beckedahl findet das Video "sehr durchdacht und gut recherchiert", räumt auf Nachfrage aber ein, dass Rezo bei einigen Zitaten "zu wenig Kontext geliefert" beziehungsweise "irreführende Kontexte angeführt" habe. Damit müsse man leben, sagte Beckedahl:
"Das ist ein 26-Jähriger, der anfängt, sich in die politische Debatte einzuschalten."
(ahe)