Zahnarzt und Bestsellerautor
Alaa al-Aswani gehört zurzeit zu den erfolgreichsten ägyptischen Schriftstellern weltweit. Der Roman "Der Jakubijan-Bau" ist inzwischen in 20 Sprachen übersetzt worden und hat mehrere Preise gewonnen. In der arabischen Welt ist das Buch nach wie vor ein Bestseller. Sein neuester Roman schildert die Erlebnisse eines ägyptischen Emigranten in Chicago.
In einem unscheinbaren mehrstöckigen Gebäude im Stadtteil Garden City befindet sich die Praxis von Alaa al-Aswani. Hauptberuflich ist er Zahnarzt. In einem spartanisch eingerichteten Raum sitzt der großgewachsene dunkelhäutige Arzt und Schriftsteller an einem kleinen Schreibtisch. Im Hintergrund steht der Behandlungsstuhl:
"Bei uns kann man nicht von der Schriftstellerei leben. Man muss immer einen zweiten Beruf haben. Mein Vater war zwar Schriftsteller, aber im Hauptberuf Rechtsanwalt. Man könnte vielleicht vom Schreiben leben, wenn man fürs Fernsehen oder fürs Theater arbeitet. Also beschloss ich, Zahnmedizin zu studieren. Ich habe in Ägypten und in den USA studiert. Als Zahnarzt kann man seine Zeit wunderbar zwischen der Praxis und dem Schreiben einteilen. Außerdem habe ich täglich Kontakt zu sehr unterschiedlichen Menschen. Das ist ein wahrer Schatz für einen Schriftsteller."
Al-Aswanis Romane sind eine gelungene Mischung aus den drei Tabus der arabischen Welt: Religion, Politik und Sexualität. Er thematisiert den verkommenen Staatsislam und den radikalen, gewalttätigen, politischen Islam. Er prangert die Korruption an, die den gesamten ägyptischen Staatsapparat bis zum höchsten Amt durchzieht. Al-Aswani schreibt über sexuelle Frustration, Vergewaltigung im Gefängnis und über homosexuelle Liebesabenteuer.
Der 51-jährige Schriftsteller macht sich in seinen Büchern zum Sprachrohr der Jugend, die an den verkrusteten Strukturen im eigenen Land fast verzweifelt. Er gehört zu den wenigen zeitgenössischen arabischen Schriftstellern, die sich literarisch mit dem Lebensweg eines radikalen Islamisten auseinandergesetzt haben.
Alaa al-Aswanis fiktive Welten haben stets einen Bezug zu seiner Biographie. Der Bestseller "Der Jakubijan Bau" spielt in "Wust al-Balad", jener Stadtteil im Zentrum Kairos, wo al-Aswani geboren und aufgewachsen ist. Dort besuchte er auch eine französische Schule. Jahre später bezieht er im gleichen Viertel eine Praxis.
Sein jüngstes Buch "Chicago", das gerade in deutscher Übersetzung erschienen ist, spielt in den USA, in der gleichnamigen Großstadt am Michigansee und an der Universität von Illinois:
"Es war kein bewusster Entschluss von mir, die Handlung in die USA zu verlagern. Der Romancier schöpft immer aus seiner menschlichen Erfahrung und ich habe in Chicago und genau an dieser Universität studiert. Während meines Aufenthaltes habe ich mich bemüht, offen zu sein und unvoreingenommen meine Umgebung wahrzunehmen. Damals schon habe ich Material für einen möglichen Roman gesammelt. Angst davor, bei der Beschreibung einer westlichen Gesellschaft in Stereotypen zu verfallen, habe ich nicht. Ich schreibe über etwas, das ich kenne. Hinzukommt, dass mein Verständnis von Kultur dem Modebegriff vom 'Kampf der Kulturen' diametral entgegengesetzt ist. So etwas gibt es nicht. Was wir gerade erleben, sind politische Konflikte zwischen Staaten."
In Ägypten ist Alaa al-Aswani auch als Kolumnist verschiedener kleiner Oppositionsblätter bekannt. Er nimmt Stellung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und nimmt kein Blatt vor dem Mund. Er prangert die Despotie des Staatspräsidenten Husni Mubarak an und die Repression seiner Sicherheitsapparate. Er kritisiert die Verbreitung konservativer islamischer Ideen und die Verhaltensregeln in der ägyptischen Gesellschaft.
Al-Aswani ist es wichtig, zwischen seinem politischen Engagement und seinem literarischen Schaffen eine klare Grenze zu ziehen:
"Nicht soziale Beweggründe treiben mich dazu, einen Roman zu schreiben. Mein Ziel ist es, Literatur zu schaffen ( ... ), nicht etwa die Befreiung des Menschen oder die Gleichberechtigung der Frau zu fordern. Über diese Themen schreibe ich Kommentare oder Artikel."
Aber vielleicht gehört gerade sein Wissen um die Themen, die die Menschen auf der Straße bewegen und seine Teilnahme an den aktuellen politischen Diskussionen zu den Gründen seines außerordentlichen Erfolges. Sein Werk trifft die Stimmung, die von Marokko bis Saudi Arabien seit dem 11.9.01 vorherrscht: Ein Gefühl tiefer Frustration, Ratlosigkeit und Wut angesichts des politischen und gesellschaftlichen Stillstandes in den arabischen Ländern. Und in der westlichen Welt kommt vor allem "Der Jakubijan-Bau" dem Wunsch entgegen, die Vorgänge in jenen Gesellschaften besser zu verstehen.
Al-Aswani ist selbstbewusst. Voller Stolz und Freude spricht er über die weltweite Verbreitung seiner Bücher:
"Meine Bücher sind in 20 Sprachen übersetzt worden. In Italien, USA und Großbritannien bin ich bei wichtigen Verlagen untergekommen. Letztendlich kommt mein Erfolg auch der arabischen Literatur zugute. Nach dem sich mein Buch in Italien sehr gut verkauft hat, bat mich mein Verlag Feltrinelli, ihm Werke aus der arabischen Literatur zur Übersetzung vorzuschlagen. Das hat mich natürlich sehr gefreut!"
Service:
Alaa al-Aswani liest heute um 21 Uhr auf der lit.cologne aus seinem neuen Buch.
"Bei uns kann man nicht von der Schriftstellerei leben. Man muss immer einen zweiten Beruf haben. Mein Vater war zwar Schriftsteller, aber im Hauptberuf Rechtsanwalt. Man könnte vielleicht vom Schreiben leben, wenn man fürs Fernsehen oder fürs Theater arbeitet. Also beschloss ich, Zahnmedizin zu studieren. Ich habe in Ägypten und in den USA studiert. Als Zahnarzt kann man seine Zeit wunderbar zwischen der Praxis und dem Schreiben einteilen. Außerdem habe ich täglich Kontakt zu sehr unterschiedlichen Menschen. Das ist ein wahrer Schatz für einen Schriftsteller."
Al-Aswanis Romane sind eine gelungene Mischung aus den drei Tabus der arabischen Welt: Religion, Politik und Sexualität. Er thematisiert den verkommenen Staatsislam und den radikalen, gewalttätigen, politischen Islam. Er prangert die Korruption an, die den gesamten ägyptischen Staatsapparat bis zum höchsten Amt durchzieht. Al-Aswani schreibt über sexuelle Frustration, Vergewaltigung im Gefängnis und über homosexuelle Liebesabenteuer.
Der 51-jährige Schriftsteller macht sich in seinen Büchern zum Sprachrohr der Jugend, die an den verkrusteten Strukturen im eigenen Land fast verzweifelt. Er gehört zu den wenigen zeitgenössischen arabischen Schriftstellern, die sich literarisch mit dem Lebensweg eines radikalen Islamisten auseinandergesetzt haben.
Alaa al-Aswanis fiktive Welten haben stets einen Bezug zu seiner Biographie. Der Bestseller "Der Jakubijan Bau" spielt in "Wust al-Balad", jener Stadtteil im Zentrum Kairos, wo al-Aswani geboren und aufgewachsen ist. Dort besuchte er auch eine französische Schule. Jahre später bezieht er im gleichen Viertel eine Praxis.
Sein jüngstes Buch "Chicago", das gerade in deutscher Übersetzung erschienen ist, spielt in den USA, in der gleichnamigen Großstadt am Michigansee und an der Universität von Illinois:
"Es war kein bewusster Entschluss von mir, die Handlung in die USA zu verlagern. Der Romancier schöpft immer aus seiner menschlichen Erfahrung und ich habe in Chicago und genau an dieser Universität studiert. Während meines Aufenthaltes habe ich mich bemüht, offen zu sein und unvoreingenommen meine Umgebung wahrzunehmen. Damals schon habe ich Material für einen möglichen Roman gesammelt. Angst davor, bei der Beschreibung einer westlichen Gesellschaft in Stereotypen zu verfallen, habe ich nicht. Ich schreibe über etwas, das ich kenne. Hinzukommt, dass mein Verständnis von Kultur dem Modebegriff vom 'Kampf der Kulturen' diametral entgegengesetzt ist. So etwas gibt es nicht. Was wir gerade erleben, sind politische Konflikte zwischen Staaten."
In Ägypten ist Alaa al-Aswani auch als Kolumnist verschiedener kleiner Oppositionsblätter bekannt. Er nimmt Stellung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und nimmt kein Blatt vor dem Mund. Er prangert die Despotie des Staatspräsidenten Husni Mubarak an und die Repression seiner Sicherheitsapparate. Er kritisiert die Verbreitung konservativer islamischer Ideen und die Verhaltensregeln in der ägyptischen Gesellschaft.
Al-Aswani ist es wichtig, zwischen seinem politischen Engagement und seinem literarischen Schaffen eine klare Grenze zu ziehen:
"Nicht soziale Beweggründe treiben mich dazu, einen Roman zu schreiben. Mein Ziel ist es, Literatur zu schaffen ( ... ), nicht etwa die Befreiung des Menschen oder die Gleichberechtigung der Frau zu fordern. Über diese Themen schreibe ich Kommentare oder Artikel."
Aber vielleicht gehört gerade sein Wissen um die Themen, die die Menschen auf der Straße bewegen und seine Teilnahme an den aktuellen politischen Diskussionen zu den Gründen seines außerordentlichen Erfolges. Sein Werk trifft die Stimmung, die von Marokko bis Saudi Arabien seit dem 11.9.01 vorherrscht: Ein Gefühl tiefer Frustration, Ratlosigkeit und Wut angesichts des politischen und gesellschaftlichen Stillstandes in den arabischen Ländern. Und in der westlichen Welt kommt vor allem "Der Jakubijan-Bau" dem Wunsch entgegen, die Vorgänge in jenen Gesellschaften besser zu verstehen.
Al-Aswani ist selbstbewusst. Voller Stolz und Freude spricht er über die weltweite Verbreitung seiner Bücher:
"Meine Bücher sind in 20 Sprachen übersetzt worden. In Italien, USA und Großbritannien bin ich bei wichtigen Verlagen untergekommen. Letztendlich kommt mein Erfolg auch der arabischen Literatur zugute. Nach dem sich mein Buch in Italien sehr gut verkauft hat, bat mich mein Verlag Feltrinelli, ihm Werke aus der arabischen Literatur zur Übersetzung vorzuschlagen. Das hat mich natürlich sehr gefreut!"
Service:
Alaa al-Aswani liest heute um 21 Uhr auf der lit.cologne aus seinem neuen Buch.