Zappel-Philipp
Der quirlige Kabarettist mit dem Pferdeschwanz ist ständig in Bewegung. Sobald der 33-jährige Philipp Weber eine Palette sieht, muss er sich draufstellen, um einen Witz zu erzählen. Sein Überlebensmittel. In der Schule eckte er an, als er die Grundrechenarten in Frage stellte. Aber in seiner unterfränkischen Heimat Amorbach muss es ziemlich langweilig gewesen sein.
Philipp Weber gehört zu den Shootingstars unter den Jungkabarettisten. Gemeinsam mit Matthias Tretter und Claus von Wagner vom "Ersten Deutschen Zwangsensemble" 2007 mit dem renommierten "Salzburger Stier" ausgezeichnet, wagt er sich jetzt mit "Honeymoon Massaker" allein auf die Bühne. Altersgemäß fragt sich der 33-Jährige darin, ob nun er bereit ist, seiner Reproduktionspflicht nachzukommen.
Er braucht schon seine aufblasbare Plastikcouch, um auf der Bühne nicht mehr ganz so hibbelig zu wirken. Der Länge nach lümmelt er sich immer wieder mal darauf und hört doch nicht auf zu erzählen. Die Couch ist so was wie eine Krücke für Philipp Weber. Um sich selbst einen Fixpunkt zu setzen, um mal ruhig dazusitzen.
"Ich bin halt auch echt gern auf der Bühne und dann zappel ich gern rum und spring. Ich bin wie so ein kleines hyperaktives Kind, das da ruft: Ich kann’s, ich kann’s, schaut her, schaut her!"
Dass der quirlige Kabarettist mit dem Pferdeschwanz für manche als unruhiger Zappelphilipp rüberkommt, wurmt ihn schon. Aber er weiß auch:
"Ich bin nicht so der coole Bühnen-Rock'n Roller, der seit 20 Jahren auf der Bühne ist und alles gesehen hat. Ich bin ein sehr nervöser Typ, und mach mir eigentlich in die Hose vor jedem Auftritt. Und es ist ganz egal, ob ich vor 20 Leuten spiele oder vor 200."
Dabei ist er schon jemand, der sich - sobald er eine Palette sieht - drauf stellen muss, um einen Witz zu erzählen. Sein Überlebensmittel. Schon in der Schule, als er etwa "wegen seines kritischen Infragestellens der Grundrechenarten" aneckt. Aber in seiner unterfränkischen Heimat Amorbach, wo dieser auf den ersten Blick unscheinbare Jeanstyp aufgewachsen ist, muss es auch ziemlich langweilig gewesen sein.
"Na ja, wenn man in so einer Provinz groß geworden ist, da muss man sich den Spaß schon selbst im Kopf irgendwie entwickeln."
Und wenn man dann noch als Kind gezwungen wird, unter einem Mobile mit Franz-Josef-Strauss- Figuren einschlafen zu müssen, weil die Mutter nun mal in der CSU Mitglied ist - zumal in einer Gegend…
"…so bunt wie ein abgebranntes Rapsfeld. Bei uns kriegen die Kinder nicht mal Geburtsurkunden. Da kriegt man CSU-Mitgliedsausweis und fertig ist der Lack!"
… da kann einer eigentlich nur Kabarettist werden. Philipp Weber jedenfalls hat sich schon früh als Sonderling in dieser bayrischen Provinz entpuppt. Doch davon lebt er inzwischen ganz gut. Allerdings ist er auch längst nach Tübingen ausgewandert. Erst um zu studieren, jetzt lässt ihn das "Hölderlin Syndrom" nicht mehr los. So hieß sein erstes Studenten-Kabarettprogramm. Damals hatte er Blut geleckt. Das Sezieren von Fruchtfliegenaugen im Biologiestudium schien ihm auf Dauer wenig zukunftssicher.
"Der erste Kommentar, den ich jemals gehört hab auf der Bühne: 'Jetzt gebt doch dem Kerl mal ein Schnitzel, der fällt uns doch vom Fleisch'."
""Wie soll ich denn fähig sein, am Wahltag zwischen angebot- und nachfrageorientierter Politik, zwischen Neoliberalismus und Spätsozialismus zu wählen, wenn der Kauf von Frühstücksflocken schon manchmal ganze Vormittage verschlingt?"
Mit "Schief ins Leben", seinem letzten Kabarettprogramm, ist Philipp Weber als Solist bekannt geworden. Aber auch als Mitglied des "Ersten Deutschen Zwangsensembles", der ersten politischen Kabarett- Boygroup. Die hat sich inzwischen sogar den Salzburger Stier erspielt, einen der bedeutendsten Kabarettpreise.
"Aber mir macht's auch immer Spaß, richtig Comedy zu machen und die Leute zum Lachen zu bringen, weil Leute zum Lachen zu bringen, ist 'ne Kunstform."
Philipp Webers eigene Geschichten über das politische Desinteresse, den aufkeimenden Konservatismus oder die Angst, sich zu binden, haben viel mit ihm selbst zu tun. Wirklich autobiografisch aber sind sie nicht.
"Ich find's auch witzig, dass Fiktion und Wirklichkeit sich so überschneiden, dass die Leute es nicht mehr genau wissen."
Wenn man mit ihm redet, ist er sympathisch offen, manchmal auch etwas unsicher. Dann fängt er an zu kichern, macht auf Clown. Die andere Seite des Phillip Weber, der als politischer Kabarettist ernst genommen werden will. Aber er ist auch bescheiden. Für eine ganze Generation, was ihm nachgesagt wird, will er nicht sprechen.
"Damit hab ich wahnsinnige Probleme, weil ich einfach nicht das Gefühl hab, dass ich überhaupt Teil einer Generation bin. Ich mein, ich bin sehr schnell dabei wie die meisten, dass wir immer reden: Meine Generation. Ich bin nicht Teil von einer Generation, ich bin Teil von einem Alterssegment. Was meine Generation oder mein Alter gemeinsam hat, das ist Konsumvergangenheit."
Und die Erfahrung, dass irgendwann mit 30 das Generve ums Heiraten und Kinderzeugen anfängt. Das Thema seines neusten Programms: "Honeymoon Massaker". Da gibt er den Heiratsmuffel, der sich gegen die Reproduktionspflicht wehrt, die ihm die Alten anhängen wollen – wegen der Rente. Und weil er weiß, dass er eigentlich aussieht wie jemand, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, also der klassische Schwiegermuttertyp, zeigt er sich auf Fotos schon mal provozierend nackt mit schwarzer Fliege und Zylinder, posierend im kniehohen Kornfeld. In den Händen drohend das Scharfrichterbeil, das er in Passau gewonnen hat.
"Ich kann doch keine Kinder haben. Kinder? Ich hatte mit Haustieren schon ein schlechtes Händchen. Ich hatte mal einen Hamster, der war so unglücklich, dass er sich vors Laufrad geschmissen hat."
Dass ihm die Luft aus der Plastikcouch am Ende des neuen Programms ganz langsam ausgeht, ist zwar symbolisch, hat aber mit ihm persönlich noch nichts zu tun. Man kann sicher noch einiges von ihm erwarten.
Er braucht schon seine aufblasbare Plastikcouch, um auf der Bühne nicht mehr ganz so hibbelig zu wirken. Der Länge nach lümmelt er sich immer wieder mal darauf und hört doch nicht auf zu erzählen. Die Couch ist so was wie eine Krücke für Philipp Weber. Um sich selbst einen Fixpunkt zu setzen, um mal ruhig dazusitzen.
"Ich bin halt auch echt gern auf der Bühne und dann zappel ich gern rum und spring. Ich bin wie so ein kleines hyperaktives Kind, das da ruft: Ich kann’s, ich kann’s, schaut her, schaut her!"
Dass der quirlige Kabarettist mit dem Pferdeschwanz für manche als unruhiger Zappelphilipp rüberkommt, wurmt ihn schon. Aber er weiß auch:
"Ich bin nicht so der coole Bühnen-Rock'n Roller, der seit 20 Jahren auf der Bühne ist und alles gesehen hat. Ich bin ein sehr nervöser Typ, und mach mir eigentlich in die Hose vor jedem Auftritt. Und es ist ganz egal, ob ich vor 20 Leuten spiele oder vor 200."
Dabei ist er schon jemand, der sich - sobald er eine Palette sieht - drauf stellen muss, um einen Witz zu erzählen. Sein Überlebensmittel. Schon in der Schule, als er etwa "wegen seines kritischen Infragestellens der Grundrechenarten" aneckt. Aber in seiner unterfränkischen Heimat Amorbach, wo dieser auf den ersten Blick unscheinbare Jeanstyp aufgewachsen ist, muss es auch ziemlich langweilig gewesen sein.
"Na ja, wenn man in so einer Provinz groß geworden ist, da muss man sich den Spaß schon selbst im Kopf irgendwie entwickeln."
Und wenn man dann noch als Kind gezwungen wird, unter einem Mobile mit Franz-Josef-Strauss- Figuren einschlafen zu müssen, weil die Mutter nun mal in der CSU Mitglied ist - zumal in einer Gegend…
"…so bunt wie ein abgebranntes Rapsfeld. Bei uns kriegen die Kinder nicht mal Geburtsurkunden. Da kriegt man CSU-Mitgliedsausweis und fertig ist der Lack!"
… da kann einer eigentlich nur Kabarettist werden. Philipp Weber jedenfalls hat sich schon früh als Sonderling in dieser bayrischen Provinz entpuppt. Doch davon lebt er inzwischen ganz gut. Allerdings ist er auch längst nach Tübingen ausgewandert. Erst um zu studieren, jetzt lässt ihn das "Hölderlin Syndrom" nicht mehr los. So hieß sein erstes Studenten-Kabarettprogramm. Damals hatte er Blut geleckt. Das Sezieren von Fruchtfliegenaugen im Biologiestudium schien ihm auf Dauer wenig zukunftssicher.
"Der erste Kommentar, den ich jemals gehört hab auf der Bühne: 'Jetzt gebt doch dem Kerl mal ein Schnitzel, der fällt uns doch vom Fleisch'."
""Wie soll ich denn fähig sein, am Wahltag zwischen angebot- und nachfrageorientierter Politik, zwischen Neoliberalismus und Spätsozialismus zu wählen, wenn der Kauf von Frühstücksflocken schon manchmal ganze Vormittage verschlingt?"
Mit "Schief ins Leben", seinem letzten Kabarettprogramm, ist Philipp Weber als Solist bekannt geworden. Aber auch als Mitglied des "Ersten Deutschen Zwangsensembles", der ersten politischen Kabarett- Boygroup. Die hat sich inzwischen sogar den Salzburger Stier erspielt, einen der bedeutendsten Kabarettpreise.
"Aber mir macht's auch immer Spaß, richtig Comedy zu machen und die Leute zum Lachen zu bringen, weil Leute zum Lachen zu bringen, ist 'ne Kunstform."
Philipp Webers eigene Geschichten über das politische Desinteresse, den aufkeimenden Konservatismus oder die Angst, sich zu binden, haben viel mit ihm selbst zu tun. Wirklich autobiografisch aber sind sie nicht.
"Ich find's auch witzig, dass Fiktion und Wirklichkeit sich so überschneiden, dass die Leute es nicht mehr genau wissen."
Wenn man mit ihm redet, ist er sympathisch offen, manchmal auch etwas unsicher. Dann fängt er an zu kichern, macht auf Clown. Die andere Seite des Phillip Weber, der als politischer Kabarettist ernst genommen werden will. Aber er ist auch bescheiden. Für eine ganze Generation, was ihm nachgesagt wird, will er nicht sprechen.
"Damit hab ich wahnsinnige Probleme, weil ich einfach nicht das Gefühl hab, dass ich überhaupt Teil einer Generation bin. Ich mein, ich bin sehr schnell dabei wie die meisten, dass wir immer reden: Meine Generation. Ich bin nicht Teil von einer Generation, ich bin Teil von einem Alterssegment. Was meine Generation oder mein Alter gemeinsam hat, das ist Konsumvergangenheit."
Und die Erfahrung, dass irgendwann mit 30 das Generve ums Heiraten und Kinderzeugen anfängt. Das Thema seines neusten Programms: "Honeymoon Massaker". Da gibt er den Heiratsmuffel, der sich gegen die Reproduktionspflicht wehrt, die ihm die Alten anhängen wollen – wegen der Rente. Und weil er weiß, dass er eigentlich aussieht wie jemand, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, also der klassische Schwiegermuttertyp, zeigt er sich auf Fotos schon mal provozierend nackt mit schwarzer Fliege und Zylinder, posierend im kniehohen Kornfeld. In den Händen drohend das Scharfrichterbeil, das er in Passau gewonnen hat.
"Ich kann doch keine Kinder haben. Kinder? Ich hatte mit Haustieren schon ein schlechtes Händchen. Ich hatte mal einen Hamster, der war so unglücklich, dass er sich vors Laufrad geschmissen hat."
Dass ihm die Luft aus der Plastikcouch am Ende des neuen Programms ganz langsam ausgeht, ist zwar symbolisch, hat aber mit ihm persönlich noch nichts zu tun. Man kann sicher noch einiges von ihm erwarten.