80 Prozent Preissteigerung seit 2010
In deutschen Großstädten steigen die Immobilienpreise seit der Finanzkrise deutlich stärker als die Einkommen. Hier müsse man dringend gegensteuern, warnt Gerhard Schick. Inzwischen kauften Investoren sogar Wälder und landwirtschaftliche Nutzflächen auf.
Für den Grünen-Bundestagsabgeordneten und Finanzexperten Gerhard Schick ist der starke Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland eine direkte Folge der Finanzkrise vor zehn Jahren. Denn nach dieser Krise suchten Investoren großflächig nach neuen Investitionsmöglichkeiten – und fanden diese im Immobilienbereich.
"Häufig sind das eben auch ausländische Geldgeber, die ihr Kapital reinstecken wollen, um es zu sichern, wenn es vielleicht an den Finanzmärkten mal wieder abwärts geht", sagte Schick im Deutschlandfunk Kultur. Auch andere Faktoren wie Zuzug oder höhere Einkomen könnten bei Immobilien preistreibend wirken. "Aber die Immobilienpreise steigen insbesondere in den größten Städten so deutlich stärker als die Einkommen, dass das nur erklärbar ist durch den Zustrom von zusätzlichem Kapital in diesen Markt."
80 Prozent Preissteigerung in den größten Städten
Einem Bericht der Bundesbank zufolge seien in den sieben größten deutschen Städten die Immobilienpreise seit 2010 um 80 Prozent gestiegen, warnt Schick. Hier müsse man dringend gegensteuern.
Denn auch wenn eine Immobilie in Berlin nach wie vor deutlich günstiger sei als etwa in Paris, müsse man auch die jeweilige Einkommensentwicklung berücksichtigen. "Langfristig kann ja der Wert einer Immobilie nur dadurch erwirtschaftet werden, dass Leute in der Lage sind, Miete zu zahlen für die entsprechende Wohnung, und das müssen sie aus ihrem Einkommen tun", so der Grünen-Politiker. "Wenn also – und das ist in den letzten Jahren in Deutschland der Fall gewesen – die Immobilienpreise stärker steigen als die Einkommen, dann kneift es in den Haushalten der Menschen."
Auch Wälder geraten in den Fokus von Investoren
Dass es so weit gekommen ist, liegt Schick zufolge auch an politischen Versäumnissen: etwa der Reduzierung des Bestands an Sozialwohnungen, dem nicht ausreichenden Neubau in diesem Bereich und dass man die Immobilien leichter handelbar gemacht habe: "Durch solche Fehlentwicklungen ist die Immobilie immer stärker von einem Gebrauchsgut zu einem Finanzprodukt geworden, und die Auswirkungen dieser Entwicklung sehen wir jetzt."
Dass Investoren inzwischen auch landwirtschaftliche Nutzflächen oder Wälder aufkaufen, sieht der grüne Finanzexperte als Form des "Land-Grabbing". Dadurch werde es für landwirtschaftliche Betriebe schwer, in der Konkurrenz um eine Fläche mitzuhalten, warnt er.
(uko)