Faszinierende Meereswelten
Riesige Wal-Skelette, Tierbecken wie aus einem Hollywoodfilm und hautnahes Erleben der Weltmeere: Durch seine spektakulären Exponate und Ausstellungen lockt das Ozeaneum Millionen von Besuchern an. Nun feiert es seinen zehnten Geburtstag.
Das Gebäude fällt sofort auf: Zwischen alten Backsteinspeichern schmiegt sich ein metallisch glänzendes Stahlband um mehrere Zylinder – wie Wasser, das Steine umspült. Die Idee des Büros Behnisch und Partner. Dasselbe, das auch den Olympiapark in München entworfen hatte. Im Innern erwartet mich Harald Benke. Benke ist Geschäftsführer des Ozeaneums. Und ein international renommierter Walforscher. Ich habe ihn gebeten, mir seinen Lieblingsort im Museum zu zeigen:
"Wir sind hier in der Halle Riesen der Meere. Wir zeigen hier die Wale. All diese Tiere, die Sie hier sehen, die habe ich wirklich in der freien Natur gesehen bei meinen Forschungen. Und da habe ich gesagt, das müssen auch mehr Menschen mal sehen können. Die Tiere sind so faszinierend, teilweise durch die Größe so faszinierend, und das war ein großer Wunschtraum von mir, und der ist jetzt eben realisiert worden."
"Wir sind hier in der Halle Riesen der Meere. Wir zeigen hier die Wale. All diese Tiere, die Sie hier sehen, die habe ich wirklich in der freien Natur gesehen bei meinen Forschungen. Und da habe ich gesagt, das müssen auch mehr Menschen mal sehen können. Die Tiere sind so faszinierend, teilweise durch die Größe so faszinierend, und das war ein großer Wunschtraum von mir, und der ist jetzt eben realisiert worden."
Wale in Originalgröße
Von der Decke hängen die lebensechten Modelle eines Blauwals, Orkas und Pottwals – naturgetreu nachgebaut in ihrer Originalgröße. Ein einzigartiges Exponat, das es so nirgendwo auf der Welt zu sehen gibt. Zum zehnjährigen Geburtstag kommen in diesem Jahr noch zwei Modelle von Narwalen hinzu. Zum nächsten Highlight des Ozeaneums nimmt mich Diana Meyen mit. Sie ist für das Marketing des Museums zuständig. Unser Weg führt an dutzenden Aquarien im Halbdunkel vorbei, hier glänzt silbrig ein riesiger Heringsschwarm, dort schweben leuchtende Ohrenquallen umher, und irgendwo aus dem Augenwinkel habe ich Seenadeln schaukeln sehen. Ich habe das Gefühl, wir reisen unter Wasser durch die nördlichen Weltmeere mit all ihren Bewohnern. Vor einer riesigen Glasscheibe bleiben wir stehen.
"Wir sind jetzt direkt vor dem größten Becken des Ozeaneums, das heißt 'Offener Atlantik', und zeigt im Grunde die Weite des Nordatlantiks mit Haien, Rochen und Makrelenschwärmen."
Um uns drängen sich die Besucher. Es ist Fütterungszeit. Ein Mitarbeiter des Museums erklärt, welcher Fisch welche Nahrung bekommt:
"Als nächstes wird dann ein zweiter sogenannter Senkeimer kommen mit Muscheln und Schalentieren."
Meyen: "Dieses Becken hat 2,6 Millionen Liter Wasser und eine Grundfläche von 300 Quadratmetern. Das ist so viel wie das Grundstück von meinen Eltern. Also das ist schon eine ganze Menge. Die Scheibe hat 50 Quadratmeter Sichtfläche, so dass man wirklich den Eindruck erhält, man schaut in den offenen Ozean. Man sieht das Ende des Beckens nicht."
Ein neues Schiffswrack für das größte Becken
Zum Geburtstag hat das Ozeaneum sein größtes Becken generalüberholt. Einmal komplett das Wasser raus. Und alle Fische natürlich. Der größte und dickste, der Sandtigerhai Niki wurde mit einem Kran über das Dach hinaus gehievt. Eine spektakuläre Aktion. Dann neues Wasser wieder rein und jede Menge Salz, bis die richtige Mischung für die Fische stimmt. Und als Extra: ein neues altes Schiffswrack. Das ist im Wortsinn filmreif. Eine Produktionsfirma der Studios in Potsdam Babelsberg hat es gebaut:
"Es wurde dort nach unseren Vorstellungen zunächst entworfen und dann aus dem 3-D-Drucker wurde ein Modell erstellt. Es ist aus Kunststoff gefertigt, denn die Scheibe hier vor dem Becken wiegt schon über 20 Tonnen und auch 2,6 Millionen Liter Wasser sind sehr schwer, da konnten wir nicht noch ein Metallwrack hier reinsetzen und haben uns also für einen Nachbau aus Kunststoff entschieden, der zudem auch keine ungewünschten Stoffe absondert. Rost wäre nicht so gut für die Wasserqualität. Und es trotzdem gelungen, es wirklich täuschend echt nachzubauen."
Aber das Museum ist keine reine Schauveranstaltung fürs Publikum. Es ist auch eine Forschungseinrichtung. Die Aufzucht von Tieren ist eine weitere wichtige Aufgabe. Dazu nimmt mich Diana Meyen hinter die Kulissen mit, dorthin wo die Besucher normalerweise nicht hinkommen. Alexander von den Driesch, Chef der Aquaristik im Ozeaneum, erwartet uns an einer Tür mit Bullauge. Dahinter sieht es aus wie in einem Labor. Und es hört sich auch so an: Überall Gezische und Gepfeife von Pumpen und Kompressoren:
"Das ist eine von drei Quarantänen, die wir haben. Alles voll mit größeren und kleineren Aquarien. Hauptsächlich benutzen wir diese Anlagen, um Tiere, die wir aus der Natur kriegen, parasitenfrei zu machen. In der Natur haben die alle Parasiten. Aber durch Fang und Transport, durch diesen Stress kann das natürlich ausbrechen und wir wollen uns natürlich keine Fischlaus oder so was in unsere Schauaquarien einschleppen. Das ist das eine, was wir hier machen. Aber das andere ist auch: Ganz viele Tiere holen wir sehr klein vom Fischer oder aus Zuchten oder aus der Natur und lassen die hier in den Aquarien aufwachsen."
"Es wurde dort nach unseren Vorstellungen zunächst entworfen und dann aus dem 3-D-Drucker wurde ein Modell erstellt. Es ist aus Kunststoff gefertigt, denn die Scheibe hier vor dem Becken wiegt schon über 20 Tonnen und auch 2,6 Millionen Liter Wasser sind sehr schwer, da konnten wir nicht noch ein Metallwrack hier reinsetzen und haben uns also für einen Nachbau aus Kunststoff entschieden, der zudem auch keine ungewünschten Stoffe absondert. Rost wäre nicht so gut für die Wasserqualität. Und es trotzdem gelungen, es wirklich täuschend echt nachzubauen."
Aber das Museum ist keine reine Schauveranstaltung fürs Publikum. Es ist auch eine Forschungseinrichtung. Die Aufzucht von Tieren ist eine weitere wichtige Aufgabe. Dazu nimmt mich Diana Meyen hinter die Kulissen mit, dorthin wo die Besucher normalerweise nicht hinkommen. Alexander von den Driesch, Chef der Aquaristik im Ozeaneum, erwartet uns an einer Tür mit Bullauge. Dahinter sieht es aus wie in einem Labor. Und es hört sich auch so an: Überall Gezische und Gepfeife von Pumpen und Kompressoren:
"Das ist eine von drei Quarantänen, die wir haben. Alles voll mit größeren und kleineren Aquarien. Hauptsächlich benutzen wir diese Anlagen, um Tiere, die wir aus der Natur kriegen, parasitenfrei zu machen. In der Natur haben die alle Parasiten. Aber durch Fang und Transport, durch diesen Stress kann das natürlich ausbrechen und wir wollen uns natürlich keine Fischlaus oder so was in unsere Schauaquarien einschleppen. Das ist das eine, was wir hier machen. Aber das andere ist auch: Ganz viele Tiere holen wir sehr klein vom Fischer oder aus Zuchten oder aus der Natur und lassen die hier in den Aquarien aufwachsen."
Wissenswertes über die Weltmeere
Das braucht viel Platz. Backstage hat das Ozeaneum noch einmal genau so viele Aquariensysteme wie es Schauaquarien für die Besucher hat, sagt Alexander von den Driesch, also gut 50. Denn jeder Fisch ist anders:
"Zum Beispiel hier vorne sehen wir junge Lachse. Die kommen natürlich in ein rundes Becken. Denn da können wir eine schöne Strömung erzeugen, und das mögen Lachse, sich in die Strömung stellen. Hier in diesen viereckigen Becken fänden die es nicht so toll."
"Ja, da sind besondere Seesterne drin. Das ist der 'Knotige Seestern'. Sehr selten. So was sammeln wir auf unseren tiefen Tauchgängen in Norwegen. Anders kommt man nicht an die Tiere ran. Da haben wir jetzt ein paar in Quarantäne, weil das Schaubecken gut besetzt ist. Wenn da dann irgendwelche Seesterne alt geworden sind, dann können wir hier direkt nachsetzen. Denn wir kommen ja nun nicht jede Woche nach Norwegen. Da müssen wir auch immer ein bisschen sozusagen Vorrat haben."
Ich gehe wieder zurück in den Besucherbereich. Es fällt auf, wie viele Kinder im Museum unterwegs sind. Bei den Pinguinen auf der Terrasse zum Beispiel. Oder im "Kindermeer", wo sie spielerisch Wissenswertes über die Weltmeere erfahren. Besonders oft kommen Schulklassen, sagt Diana Meyen. Das Museum arbeitet gezielt mit Schulen zusammen. Christiane Kempke ist Lehrerin für Biologie und Chemie am Stralsunder Hansa-Gymnasium. Einen Teil ihres Unterrichts gibt sie im Ozeaneum. "Abgeordnete Lehrerin" heißt das:
"Das ist viel anschaulicher. Also wenn ich jetzt über den Hai rede, schwimmt der vor mir. Oder wenn ich was zum Krebs erzählen möchte, habe ich die Krabbe in der Hand und kann die zeigen. Und auch die Experimente vergessen die Schüler, glaube ich, nicht so schnell wie die Kreide-Chemie oder die Kreide-Biologie, die wir ja doch manchmal in der Schule vollziehen müssen."
Das Museum lockt Besucher in die Stadt
Das empfindet der 14-jährige Oskar Westphal vom Hansa-Gymnasium ganz genauso:
"Also ich fand am besten, wo wir einen Kalmar seziert haben und gleich danach kommt, wo wir vor ein paar Wochen eine Art Wandertag nach draußen gemacht haben und mit Keschern versucht haben, Lebewesen einzufangen und dann anschließend auch zu untersuchen."
Das Ozeaneum prägt die Stadt Stralsund. Es hat nicht nur das Gesicht ihrer Hafeninsel verändert. Das Museum ist auch ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor, sagt Oberbürgermeister Alexander Badrow mit Blick auf die Übernachtungszahlen der Touristen pro Jahr:
"Also die Tagesbesucher, die können wir schlecht zählen, aber da gehen wir von drei Millionen aus. Wir haben ansonsten über eine halbe Millionen Übernachtungen, die sehen wir schon zumindest in den großen Häusern, und die haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt."
Das Ozeaneum prägt die Stadt Stralsund. Es hat nicht nur das Gesicht ihrer Hafeninsel verändert. Das Museum ist auch ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor, sagt Oberbürgermeister Alexander Badrow mit Blick auf die Übernachtungszahlen der Touristen pro Jahr:
"Also die Tagesbesucher, die können wir schlecht zählen, aber da gehen wir von drei Millionen aus. Wir haben ansonsten über eine halbe Millionen Übernachtungen, die sehen wir schon zumindest in den großen Häusern, und die haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt."
Das Ozeaneum sei nur der Start gewesen, schwärmt Badrow. Die Stadt Stralsund plant, die Hafeninsel weiter zu entwickeln. Vor allem die Freifläche direkt neben dem Ozeaneum:
"Wir werden ein großes Hotel da haben, aber auch andere Innovationen und neue Ideen. Also insgesamt wird neben dem Hotel die gesamte Hafeninsel noch einmal aufgewertet. Wir denken gerade sehr intensiv über eine große Freitreppe nach, die ins Wasser reicht. Und wir wollen natürlich für unsere Hochzeit mit Altefähr, an der wir sehr stark arbeiten, also Stralsund und Altefähr, ein Teil von Rügen, wollen heiraten, und dafür haben wir vorgesehen eine tolle Fährverbindung, wo vielleicht in Kürze zumindest eine elektrische, aber im Idealfall sogar eine autonom fahrende Fähre verkehrt. Und das ist dann noch einmal ein Highlight, das man unbedingt gesehen haben muss."
Auch in Rostock entsteht ein Ozeaneum
Und das Ozeaneum selbst? Gibt es hier Pläne für die Zukunft? Never change a winning team, heißt es im Sport. Was gut läuft, sollte man so lassen. Trotzdem will sich auch das Ozeaneum verändern. Muss es vielleicht auch. Die Konkurrenz schläft nicht. Gut 80 Kilometer weiter westlich, in Rostock, baut der dortige Zoo gerade sein eigenes Ozeaneum. Harald Benke, Geschäftsführer des Stralsunder Ozeaneums, weiß aber schon, wie er kontern will:
"Ganz, ganz wichtig ist, dass wir weiter Wege finden der Vermittlung, dass wir möglichst viele Menschen ansprechen. Und wir werden in Zukunft an einigen Stellen natürlich vermehrt moderne Medien einsetzen. Also dieses Thema VR-Brillen und so, das testen wir jetzt in nächster Zeit. Auf diesem Gebiet werden wir mit der Virtual Reality noch ein bisschen was planen und realisieren müssen."
"Ganz, ganz wichtig ist, dass wir weiter Wege finden der Vermittlung, dass wir möglichst viele Menschen ansprechen. Und wir werden in Zukunft an einigen Stellen natürlich vermehrt moderne Medien einsetzen. Also dieses Thema VR-Brillen und so, das testen wir jetzt in nächster Zeit. Auf diesem Gebiet werden wir mit der Virtual Reality noch ein bisschen was planen und realisieren müssen."