"Eines der seltenen, kleinen Wunderbücher"
08:30 Minuten
Zwei Außenseiter auf einem wilden Roadtrip in einem geklauten Lada: Wolfgang Herrndorfs "Tschick" erschien vor zehn Jahren und wurde zum Welterfolg. Der Dramaturg Robert Koall ist nach wie vor fasziniert von den starken Dialogen im Buch.
Vor zehn Jahren erschien der Roman "Tschick", der Wolfgang Herrndorf berühmt machte. Inzwischen hat sich das Buch über drei Millionen Mal verkauft und wurde in 36 Sprachen übersetzt. Die Geschichte zweier jugendlicher Außenseiter auf einem Roadtrip ist auch als Theaterstück sehr erfolgreich.
Ein Buch verbindet Generationen
Der Dramaturg Robert Koall war mit Wolfgang Herrndorf befreundet und verfasste die Bühnenversion des Buchs. Herrndorf habe ihm damals eine "Carte Blanche" gegeben und natürlich habe er beim Schreiben der Bühnenfassung Angst gehabt, zu viel "vom Spirit des Originals" zu verlieren. Doch "dieser Text ist so stark, er hat so starke Dialoge, dass man sich doch sehr auf diese Literatur verlassen konnte", erklärt Koall.
"Tschick" sei ein Buch, "das die Generationen verbindet". Er kenne viele ältere Menschen, die von dem Buch begeistert sind, aber auch viele Jugendliche. Wolfgang Herrndorf habe viele Zuschriften von Jugendlichen bekommen, "die oft gesagt haben: 'Wir finden uns in dem Ton wieder'."
Gleichzeitig scheine er bei den älteren Lesern Erinnerungen wachzurufen an die Zeit, "in der man selber vor sechs endlos scheinenden, verheißungsvollen Sommerferienwochen gestanden hat". Deshalb sei es "eines der seltenen, kleinen Wunderbücher, die von 14 bis 99 funktionieren", meint der Dramaturg.
Unvorhersehbar, hochkomisch und tieftraurig
Das Besondere an "Tschick" sei auch, dass die Geschichte nicht vorhersehbar sei wie andere Jugendliteratur. In dem Buch würden Erwartungen unterlaufen.
"Das ist eine Achterbahnfahrt, dieses Buch. Das Buch ist ja voller hochkomischer Momente und voller tief trauriger und voller deprimierender Momente."
Doch obwohl "Tschick" so einen großen Erfolg verbuchen konnte als Buch, als Film und auf der Bühne, möchte Roall es nicht besserstellen als die anderen Bücher von Herrndorf: "Ich würde gerne die Werke – die wenigen, die er hinterlassen hat – nebeneinanderstellen, und nicht von oben nach unten sortieren."
(kpa)