Sprecherinnen und Sprecher: Julischka Eichel, Eva Meckbach und Oliver Urbanski
Regie: Stefanie Lazai
Ton: Sonja Rebel
Redaktion: Dorothea Westphal
Hölderlin-Resonanzen
29:22 Minuten
Auch heutigen Lyrikerinnen und Lyrikern bedeutet das Werk von Friedrich Hölderlin viel. Das liegt am Tonfall und dem Rhythmus seiner Sprache, an der Kraft seiner Dichtung.
"Viele meiner Texte, fast alle Gedichte haben Bezug auf ihn", sagt Daniela Danz und Norbert Hummelt ergänzt:
"... dass ich immer wieder neu anfange bei Hölderlin. Das ist schon ein Geheimnis und das hat eine starke Kraft."
Auch Nadja Küchenmeister befasst sich mit Friedrich Hölderlin: "Ich glaube aber, dass tatsächlich der eher zartere Hölderlin, der Hölderlin auch von 'Hälfte des Lebens' und auch späterer Gedichte, mich wirklich bis heute ergreift."
Und Christian Lehnert findet bei Hölderlin Anknüpfungspunkte für seine eigene Arbeit:
"Gedichte verlangen in meinem Empfinden, dass sie sich wirklich an der Grenze dessen bewegen, was sagbar ist. Und das ist eine Grenze, wo Existenz, Leben, Poesie ineinander schwingen, wo es wirklich um etwas geht. Da merk' ich 'ne tiefe Verwandtschaft."
Zwei Lyrikerinnen und zwei Lyriker sprechen über ihr Verhältnis zu Friedrich Hölderlin und spüren der Bedeutung seiner Dichtung für ihr eigenes Schaffen nach. Es sind der Dichter Norbert Hummelt, 1962 in Neuss geboren; er lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Die Dichterin Daniela Danz, 1976 in Eisenach geboren; sie leitet das Schillerhaus in Rudolstadt. Die Dichterin Nadja Küchenmeister, 1981 in Berlin geboren; sie lebt dort als freie Schriftstellerin. Und der Dichter Christian Lehnert, 1969 in Dresden geboren. Als Theologe leitet er das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität Leipzig.
"Der Sound, der Sprachklang, das hat eingeschlagen"
Gegenwärtig ist allen noch ihre Reaktion auf das erste Gedicht oder auch die Lebensgeschichte dieses Dichters. So erinnert sich Christian Lehnert:
"Ich kann das ziemlich genau sagen, das ist dieses kleine Gedicht 'An die Parzen'. Das hab' ich so an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend gelesen, so in der Zeit des intellektuellen Erwachens."
An die Parzen
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
(Friedrich Hölderlin)
"Ich hab ja wenig verstanden", führt Christian Lehnert weiter aus, "aber dieser Tonfall, diese Art zu sprechen, das war für mich etwas ganz Rätselhaftes und Merkwürdiges und unglaublich Berückendes, etwas ganz Schönes. Also, dieser Sound, dieser Sprachklang. Das hat eingeschlagen."
Daniela Danz erinnert sich an ihre erste Begegnung mit dem Werk von Friedrich Hölderlin: "Ich muss so 16 Jahre alt gewesen sein und lag abends im Bett, hatte das Radio an. Und da kam ein Text, über den ich mich gewundert habe. Ist das jetzt Deutsch eigentlich? Und was ist das für ein Deutsch? Und ich hab' gebannt zugehört. Und am Ende kam die Auflösung, dass es sich hierbei um einen Text von Friedrich Hölderlin und zwar den 'Hyperion' handelte."
Und Norbert Hummelt erzählt:
"Ich vermute schon, dass es 'Hälfte des Lebens' gewesen ist und dass gerade dieser berühmte Anfang 'mit gelben Birnen hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See', dass mich besonders eben daran die gelben Birnen, die wilden Rosen usw. einfach packen, diese Sinnlichkeit."
"Ich vermute schon, dass es 'Hälfte des Lebens' gewesen ist und dass gerade dieser berühmte Anfang 'mit gelben Birnen hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See', dass mich besonders eben daran die gelben Birnen, die wilden Rosen usw. einfach packen, diese Sinnlichkeit."
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
(Friedrich Hölderlin)
Nadja Küchenmeister beeindruckte auch die Tragik von Hölderlins Biographie:
"Ich war Anfang zwanzig, hab' am Literaturinstitut in Leipzig studiert, erfuhr vom Schicksal dieses Dichters und erinnere mich gut daran, dass ich erst mal den Seminarraum verlassen musste. Für mich hat das damals eine so starke Wirkung gehabt, dass ich damit nicht so gut umgehen konnte, und das war eine Bewegung von der Biografie hin zu den Gedichten Hölderlins."
Garant für Helligkeit und Sonne in der Sprache
Eine solche Empfänglichkeit für ein Gedicht, für den Tonfall und den Rhythmus der Sprache ist aber nichts Starres. Sie geht mit der eigenen Lebensgeschichte mit und wandelt sich mit ihr, wie Nadja Küchenmeister erzählt:
"Es gibt immer nur gewisse Phasen, in denen ich mich diesem Dichter nähere, dann aber ziemlich intensiv. Und eigentlich immer noch mit der jugendlichen Irritation, die sein damaliges Schicksal auslöste."
Und Daniela Danz sagt, dass es immer wieder neue Aspekte seien, auf die sie komme. Derzeit sei es die Syntax von Hölderlin. Durch Auswendiglernen nähere sie sich den Texten an, "was dann im Prozess des Dichtens in meine Texte einfließen kann."
Christian Lehnert erzählt, dass er Hölderlin immer wieder anders gelesen habe, dass eines aber immer gleich geblieben sei:
"Hölderlin war in allen Lebensphasen für mich der Garant für Helligkeit und Sonne in der Sprache. Wenn ich niedergeschlagen bin und irgendetwas suche, was mir sofort eine Klarheit bringt, das ist Hölderlin. Da liest man ein paar Strophen von Hölderlin, und es geht die Sonne auf.
Es ist vielleicht noch 'ne Haltung, die ich mit Hölderlin teile. Dass der erste poetische Impuls das Staunen ist, auch dieser tiefe Glaube an das Schöpferische in der Sprache, dass die Sprache in der Lage ist, Welt hervorzubringen, Welt zu verändern. Das find' ich bei Hölderlin und das schafft Maßstäbe, die für mein eigenes Schreiben unterschwellig immer präsent sind."
Dass man beim Lesen nicht immer alles verstünde, sei nicht wichtig, sagt Daniela Danz:
"Grundsätzlich ist Hölderlin mir immer nah, aber natürlich sind da diese wirklich dunklen Stellen in seinem Werk, die ich wieder und wieder lese und dadurch, dass ich sie auswendig kann, sind sie zwar präsent, aber ich kann sie nicht verstehen. Das macht aber nichts, weil dadurch, dass ich sie spreche und hersagen kann, sind sie für mich ein körperlicher Akt."
Meine "Hälfte des Lebens"
Und wie begleitet und beeinflusst das Werk Hölderlins das eigene Schreiben? Hölderlin sei für sie "ein Hintergrundrauschen, was sich auch einschreibt in die eigenen Texte", sagt Nadja Küchenmeister, "ohne dass man konkret sagen könnte, ob es dort jetzt einen Anklang gibt. Allerdings würde ich sagen, in meinem letzten Gedichtband 'Im Glasberg', da gibt es in der Mitte des Bandes ein elfseitiges Langgedicht mit dem Titel 'Im Mittelfellraum', und ich hab' immer über dieses Gedicht etwas kühn gesagt, das ist meine 'Hälfte des Lebens'."
da fängt die sonne sich im rauch
eines abends: das ist der schlüssel
eines abends: das ist der schlüssel
der sterne, eile zum glasberg hinauf
und man eilt hinauf, man gleitet aus
schreibt briefe in die luft
und man eilt hinauf, man gleitet aus
schreibt briefe in die luft
man atmet die hälfte seines lebens
zu wenig; man holt, was man verloren hat
nie wieder auf ... zurück zum kern
zu wenig; man holt, was man verloren hat
nie wieder auf ... zurück zum kern
unter einen hohen himmel duckt sich
unser haus, zentrum und zange, da setzte
das herz einmal ein
unser haus, zentrum und zange, da setzte
das herz einmal ein
(Nadja Küchenmeister)
"Das hat aber mit der Dichtung Hölderlins nichts zu tun", ergänzt sie, "sondern einfach jetzt, im nächsten Jahr werde ich vierzig, hab' ich das Gefühl, einmal in einem längeren Gedicht etwas sagen zu wollen, was Hölderlin in viel kürzerer Zeit und viel besser sagen konnte."
"Eine kleine Brechung vornehmen"
"Ich glaube, dass vieles eingegangen ist in mein Schreiben in Form von Tönen, von Motiven, von einer Weise zu sehen", meint Norbert Hummelt:
Elegie
täglich geh ich heraus, zu düster ist es im arbeitszimmer.
der lebensbaum steht direkt vor dem fenster, der wirft
den schatten u. nadelt immer. ich habe noch deine stimme
im ohr. ohrmuschel, warme. wir sind diesen bogen schon
einmal gegangen. ich sehe den hang und stelle mir vor, wie
ich kurz meinen arm um dich lege. jetzt steht die holzbank nichtig u. leer ...
(...) u. mittags muss ich den bogen gehen u. nach dem veränderten wasser–
stand sehen, u. so durchlauf ich den aggerbogen u. kehre,
kehre die steinplatten vor dem haus.
der lebensbaum steht direkt vor dem fenster, der wirft
den schatten u. nadelt immer. ich habe noch deine stimme
im ohr. ohrmuschel, warme. wir sind diesen bogen schon
einmal gegangen. ich sehe den hang und stelle mir vor, wie
ich kurz meinen arm um dich lege. jetzt steht die holzbank nichtig u. leer ...
(...) u. mittags muss ich den bogen gehen u. nach dem veränderten wasser–
stand sehen, u. so durchlauf ich den aggerbogen u. kehre,
kehre die steinplatten vor dem haus.
(Norbert Hummelt)
"Wenn man es kennt", erläutert Norbert Hummelt, "klingt es natürlich an an Hölderlins 'Menons Klagen um Diotima': 'Täglich gehe ich heraus und such ein Anderes immer', so fängt's bei Hölderlin an und bei mir: 'Täglich gehe ich heraus zu düster ist es im Arbeitszimmer.'
Für mich hab' ich eine Freude daran, dass ich hier anders mit dem für Hölderlin so wichtigen Wort 'Bogen' arbeiten kann. 'So durchlauf ich des Lebens Bogen und kehre woher ich kam', heißt es in dem Gedicht 'Lebenslauf', bei mir heißt es: 'so durchlauf ich den Aggerbogen und kehre, kehre die Steinplatten vor dem Haus'. Da sind mehrere Dinge auf einmal darin, ein Spazierweg, der wirklich 'Aggerbogen' heißt, und dass ich da die Steinplatten vor dem Haus kehren musste, war auch tatsächlich so.
Das sind so Dinge, die eine kleine Brechung vornehmen, aber im Ganzen eigentlich versuchen, anzuschließen und auch das Elegische möglich zu machen, denn beide Gedichte sind Liebesgedichte - von Hölderlin und das von mir."
Ein anderer Begriff von Vaterland
Daniela Danz erzählt, dass die Themen ihrer Gedichtbände stark an Hölderlin orientiert seien: "Der letzte Gedichtband hieß 'V', das stand für Vaterland, und da hab' ich mich gerade damit auseinandergesetzt, was Hölderlin vor der Katastrophe des 20. Jahrhunderts für einen Vaterlandsbegriff hat, wie er sich seitdem verändert hat, überformt wurde, wie sich das natürlich auch politisch geändert hat und wollte da ansetzen, wo dieser Vaterlandsbegriff sehr virulent war, eben um 1800 und eben vor allem bei Hölderlin."
DAS IST DAS LAND VON DEM MAN SAGT
dass alles hier aufhört und alles anfängt
das sind die Dörfer die im Schlaf
über mich kriechen mit schweren Sockeln
der Kirchen und bellenden Hunden
das sind die Dörfer in deren Leere
ich morgens stehe wenn ich erwache
das ist der Tau zu dem ich den Durst
noch am Abend verspürt habe
das ist das Land der kalten Dörfer
das sind die bellenden Dörfer
die sagen: wie lebst du bequem
während wir dreimal aufhören
Und einmal den Anfang nicht finden
dass alles hier aufhört und alles anfängt
das sind die Dörfer die im Schlaf
über mich kriechen mit schweren Sockeln
der Kirchen und bellenden Hunden
das sind die Dörfer in deren Leere
ich morgens stehe wenn ich erwache
das ist der Tau zu dem ich den Durst
noch am Abend verspürt habe
das ist das Land der kalten Dörfer
das sind die bellenden Dörfer
die sagen: wie lebst du bequem
während wir dreimal aufhören
Und einmal den Anfang nicht finden
(Daniela Danz)
Im Turmzimmer
"Wie laut oder wie leise resoniert Hölderlin in meiner eigenen Dichtung?", fragt Christian Lehnert und liefert die Antwort gleich mit: "Da kann ich nur sagen – leise, ich würde sagen, sogar sehr leise."
Im Turmzimmer
Hatte es nicht geheißen: Seide und Blei?
Nämlich das Schwere zu fühlen und die genaue
Richtung zur Mitte? Hier ist kein Schatten
zum Körper, genau senkrecht fällt das Licht
auf einen Ort, der nach keinem Betrachter verlangt.
Nämlich das Schwere zu fühlen und die genaue
Richtung zur Mitte? Hier ist kein Schatten
zum Körper, genau senkrecht fällt das Licht
auf einen Ort, der nach keinem Betrachter verlangt.
Worauf lohnte zu warten? Stille. Dabei hatte ich doch
längst aufgegeben ein Ganzes zu suchen,
aber Einklang war immer und ich hörte allerorten Resonanz,
gar im Dielenknarren,
als ich ging, und Gehen, dieser halbbewußte
Zustand ist zwar endgültig, aber kein Ende.
längst aufgegeben ein Ganzes zu suchen,
aber Einklang war immer und ich hörte allerorten Resonanz,
gar im Dielenknarren,
als ich ging, und Gehen, dieser halbbewußte
Zustand ist zwar endgültig, aber kein Ende.
(Christian Lehnert)
"Das Gedicht handelt weniger von Hölderlin", erzählt Christian Lehnert, "als von der Grenze, an der sich Hölderlin bewegt und die für mein Schreiben mir immer wichtiger geworden ist, wo sich die Dinge eigentlich erst formen in der Sprache. Dieses Gedicht geht eigentlich an dieser Grenze entlang, auch aus dem Nachdenken darüber, wie Hölderlin in einer so merkwürdigen Wirklichkeitsarmut dieses kleinen Zimmers Jahrzehnte ausgehalten hat.
Und mir wurde das in diesem Zimmer plötzlich sehr deutlich, man kann sich unterschiedlich in der Welt bewegen, man kann in die Ferne schweifen, und man kann alles in unmittelbarster Nähe finden, wenn man nur genau hinschaut."
Dichter in dürftiger Zeit
Mehr als zweihundert Jahre liegen zwischen Hölderlin und den heutigen Dichterinnen und Dichtern. Mehr als zwei Jahrhunderte sich wandelnder Zeitgeschichte, sich wandelnder Zeiten auch für die Dichtung und für das, was sie zu sagen versucht. Von einer "dürftigen Zeit" für Dichter hatte Hölderlin gesprochen.
Gilt das heute ebenso? Daniela Danz sagt dazu: "In der Zeit, in der wir jetzt gerade leben, haben die Virologen das Wort, die Naturwissenschaft hat das Wort, überhaupt von der jetzigen Zeit abgesehen, ist das dichterische Wort nicht das, was die Geschicke der Welt zu lenken vermag. Dennoch denke ich, dass Dichtung, und das ist mein Selbstverständnis als Dichterin, durchaus eine Leitschnur bieten kann."
Die Zeit sei immer dürftig, findet Norbert Hummelt: "Was sicher anders war, die mögliche Reichweite des dichterischen Wortes eben auch in die Zukunft hinein. Also, ich wäre sehr vorsichtig, mir zu überlegen, ob es heute Dichter, Dichterinnen gibt und geben kann, die in hundert, zweihundert, zweihundertfünfzig Jahren immer wieder neu entdeckt werden."
Und Christian Lehnert ergänzt: "Wir leben halt in einer Zeit tiefer Sprachskepsis, einer Zeit auch der sehr häufigen Entwertung des Wortes, so dass wir Worten immer weniger glauben. Und das ist in vielen gesellschaftlichen Fragen, in der Politik eine sehr sinnvolle Haltung, bei der Lyrik ist es ein Problem. Das Biotop des Gedichtes wird dann gefährdet, weil es nämlich primär Vertrauen voraussetzt, die Haltung, dass das Gedicht mir etwas sagt, dem ich vertrauen kann."
Hölderlins Dichtung ist geblieben. Selbst wenn zu seinen Lebzeiten nur ein geringer Teil seines Werks an die Öffentlichkeit gelangte, und er nach seinem Tod lange Zeit nahezu vergessen war. In seinem Gedicht "Andenken" findet sich die Zeile:
"Was bleibet aber, stiften die Dichter"
Was bedeutet diese Zeile für Daniela Danz, Norbert Hummelt, Nadja Küchenmeister und Christian Lehnert?
"Bei mir selbst ist so eine Zeile auch immer eine, die mich daran erinnert, dass wir als Dichter letzten Endes auch den Staffelstab weitergeben."
"Also, ich hege keine Zweifel, dass das Schreiben des Gedichts einfach das für mich Wichtigste ist, woran ich mich geben kann, und eine Illusion darüber, dass das sehr viele Menschen heute, morgen, übermorgen erreichen und verändern wird, die hab' ich nicht. Aber einige, ganz wenige vielleicht schon, deswegen lohnt sich alles."
"Gedichte helfen uns und helfen mir dabei, Gesehenes, Erlebtes, Gehörtes zu memorieren, in eine Art Gesang zu verwandeln, in eine Art Gebet auch zu verwandeln. Es ist mehr als Trost, aber Trost darf es auch sein."
"Wir können uns mit Hölderlin, und das ist vielleicht das Bleibende, was Dichter stiften können, an den Menschen erinnern. Und das ist in unserer heutigen Zeit gleichzeitig eine Verteidigung des Menschseins, eines Wesens eben, das sich selbst nicht hat, sondern sucht, immer ins Offene sucht, immer danach fragt, wer er eigentlich ist, ins Offene hinein."
In einer unvollendeten Elegie von Friedrich Hölderlin heißt es:
"Komm! Ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht vom Gesange die Luft."
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht vom Gesange die Luft."
(DW)