"Eine ganzjährige Sommerzeit hat die besten Einspar-Potenziale"
Strom sparen – das war das Ziel als 1980 die Zeitumstellung eingeführt wurde. Doch der Volkswirt Korbinian von Blanckenburg hält dieses Projekt für gescheitert. Nun müsse eine europäische Lösung her – dieses Mal wird das aber nichts mehr.
Die Zeitumstellung führt nach Analysen des Volkswirtes Korbinian von Blanckenburg zu keinen Ersparnissen. Die Europäische Union müsse deswegen von dieser Praxis abrücken, forderte der Wissenschaftler im Deutschlandradio Kultur anlässlich der Zeitumstellung am Wochenende. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Zeit um eine Stunde vorgestellt.
Auch Tiere müssen sich umstellen
Vor allem beim Stromverbrauch privater Haushalte käme es mit der Zeitumstellung im Vergleich zu einer ganzjährigen Sommerzeit aktuell zu keinen Ersparnissen, so von Blanckenburg, der eine Professur an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe inne hat. Vielmehr gebe es zahlreiche negative Effekte. "In weiten Kreisen der Bevölkerung führt das zu starken Biorhythmus-Störungen, starker Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten." Auch Nutztiere müssten sich immer wieder an die neuen Futterzeiten gewöhnen. So klagten Landwirte darüber, dass sie ihre Kühe schrittweise auf die neue Zeit umstellen müssten.
Ganzjährige Sommerzeit spart Energie
Aus reinen Energiespargründen sei dagegen die Sommerzeit zu bevorzugen. "Das liegt daran, dass der Hauptstromverbrauch von Haushalten abends stattfindet, und im Sommer wird sozusagen die Helligkeit besser ausgenutzt." Diesen Effekt hätte man bei einer ganzjährigen Sommerzeit schon im frühen Frühling und nicht erst Ende März, so von Blanckenburg. "Daraus würden sich energetisch die besten Einsparpotenziale ergeben."
Der einzige Grund, warum Deutschland noch an der Zeitumstellung festhalte, sei politischer Natur: Man wolle keine Zeitinsel in Europa sein. "Aus meiner Sicht müsste man eine europäische Lösung schaffen", fordert der Volkswirt.