Zelda Fitzgerald: "Himbeeren mit Sahne im Ritz"

Erzählungen einer berühmten Muse

F. Scott Fitzgerald mit seiner Ehefrau Zelda und dem gemeinsamen Kind
Zelda Fitzgerald mit ihrem berühmten Mann und dem gemeinsamen Kind © imago / ZUMA / Keystone
Von Manuela Reichart |
Zelda Fitzgerald ist vor allem als Muse ihres Mannes bekannt. Sie war die Frau des großen US-Autors der Goldenen Zwanziger, F. Scott Fitzgerald. Doch auch sie schrieb – und veröffentlichte teilweise unter seinem Namen. Elf Geschichten der klugen und unkonventionellen Autorin sind nun auf Deutsch erschienen.
Sie wurde berühmt als Frau an seiner Seite, seine Muse: Zelda Fitzgerald war aber auch eine eigenständige Erzählerin, die das - vor allem weibliche - Lebensgefühl der Roaring Twenties beschrieb.
Die beiden waren das berühmteste Künstlerpaar ihrer Zeit. Zelda und F. Scott Fitz­gerald umgab der Glamour, der heute Popstars oder Schauspieler auszeichnet. Ein Jahrzehnt lang füllten sie die Klatschspalten ebenso wie Literaturartikel. Sein erster Roman erschien 1920, im selben Jahr heiratete der 23-Jährige die 19-Jährige Südstaaten-Schönheit Zelda. Sie war der moderne und eigensinnige Frauentyp, den er fortan in seinen Romanen und Geschichten ins Zentrum stellte: ein "Flapper". Aber Zelda Fitzgerald war weit mehr als die Muse ihres Ehemannes. Ab 1922 schrieb sie Erzählungen, die jedoch meist unter seinem Namen erschienen. Das brachte mehr Geld. Und Geld brauchten die beiden für ihren extravaganten Lebensstil.

Moderne, extravagante Frauen im Mittelpunkt

Jetzt sind elf dieser Geschichten zum ersten Mal auf Deutsch erschienen. Und auch hier stehen moderne, extravagante junge Frauen im Mittelpunkt. Es geht um Heldinnen, die sich durchsetzen, mit der Liebe und dem Erfolg auseinandersetzen. Da kommt eine junge Frau einmal kurz zu Filmruhm, den sie jedoch ganz unsentimental hinter sich lässt, zugunsten eines bürgerlichen Lebens; eine andere will an den Broadway, kehrt dann aber doch zufrieden in die heimatliche Kleinstadt zurück; eine reiche Erbin angelt sich einen Prinzen, eine Tänzerin, die kurz davor stand, ihren Ruf zu ruinieren, macht eine außergewöhnliche Karriere. Es geht hier etwa um – wie die Titel der Erzählungen lauten – "Unsere erste Leinwandkönigin", "Mädchen mit Talent", "Ein Südstaatenmädchen", "Das Mädchen, das dem Prinzen gefiel".
Zelda Fitzgerald porträtiert mit leichter Hand und Charme diese jungen Frauen des Jazz Age. Sie erzählt von Partys und Nachtclubs, dem Müßiggang in Paris und an der Côte d'Azur, der Liebe und der Selbstinszenierung, die zum Bühnenauftritt ebenso dazu gehört wie zum Gesellschaftsleben. Alle sind permanent in Bewegung und wollen sich vor allem vergnügen, dabei schauen sie selbstsicher in eine Welt, die am Ende doch nur auf Täuschung gebaut ist.

Zahlreiche autobiografische Bezüge

Auch wenn Zelda Fitzgerald (die später und gegen den Widerstand ihres Mannes auch einen Roman schrieb) nicht an die literarische Wehmut und Tiefe von F. Scott Fitzgerald heranreichen mag, mit diesem Band kann man sie als unkonventionelle Autorin und kluge Beobachterin kennenlernen. Und mit großem Vergnügen diese Geschichten lesen.
Die letzte Erzählung des Bandes wurde zu Lebzeiten der Autorin nicht gedruckt und fand sich im Nachlass. Sie ist vermutlich die autobiografischste dieser an autobiografischen Hintergründen reichen Sammlung: Ein amerikanisches Paar, das nach Südfrankreich zieht und dort einander überdrüssig wird. Beide stürzen sich in Affären, die jedoch viel langweiliger sind als das Eheleben.

Zelda Fitzgerald: Himbeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Eva Bonné
Manesse Verlag, Zürich 2016
220 Seiten, 24,95 Euro

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