Abt Muho: "Der Mond leuchtet in jeder Pfütze: Zazen oder der Weg zum Glück"
Berlin Verlag, Berlin 2020
240 Seiten, 18 Euro
"Lebe, als wenn du längst tot wärst"
12:04 Minuten
Wer sein Buch "Der Mond leuchtet in jeder Pfütze" nennt, hat offenbar zu innerem Frieden gefunden. Autor und Zen-Praktiker Muho möchte Menschen in der Coronakrise dazu bringen, "sich selbst loszulassen" - um die Welt wieder bewusst wahrzunehmen.
Als Zazen bezeichnet man eine Meditationstechnik des Zen-Buddhismus. Diese soll Körper und Geist zur Ruhe bringen und den Boden für mystische Erfahrungen bereiten. Oftmals wird Zazen auch gleichgesetzt mit Erleuchtung. Der Zen-Abt Muho hat mehrere Bücher darüber geschrieben. Und in einer Zeit, in der es wichtig ist, zu entspannen und sich den klaren Blick für das Wesentliche im Leben zu bewahren, wird vermutlich auch sein jüngst überarbeitetes Werk "Der Mond leuchtet in jeder Pfütze: Zazen oder der Weg zum Glück" auf Interesse stoßen.
Muho wurde 1968 als Olaf Nölke*) in Berlin geboren, studierte zunächst an der Freien Universität und ging während des Studiums nach Japan. Er lebte im Kloster Antaiji und blieb später dort als Mönch, dann als Abt. In seinem Buch stellt er anhand seiner bewegten Lebensgeschichte und mit vielen Beispielen aus dem Alltag in einem buddhistischen Kloster die nötige geistige Haltung vor, die es braucht, um tatsächlich das Leben als etwas Besonderes wahrzunehmen.
Es geht nicht nur um das Ego
Darüber hinaus gibt er praktische Tipps für die Umsetzung dieser Haltung in verschiedenen Lebensbereichen. Sein wichtigster Grundsatz: "Die Welt, die mir in dem Augenblick begegnet, ist meine Welt, und es liegt an mir – und nur an mir allein –, was ich aus dieser Welt mache."
Andererseits gehe es aber nicht nur um das eigene Ego und die eigenen Vorlieben. Ein nur scheinbarer Widerspruch, denn: "Das heißt: Um die Welt wirklich zu erschaffen, muss ich mich selbst loslassen. Und das ist in der Praxis ein bisschen ein Balanceakt." Man müsse lernen, Dinge zu akzeptieren, wie sie sind – und sich selbst als Teil einer Gemeinschaft betrachten.
Den Frühling zu erleben
In den Zeiten der grassierenden Lungenkrankheit Covid-19, an der täglich viele Menschen sterben, klingt es etwas makaber, wenn Abt Muho sagt: "Lebe, als wenn du längst tot wärst."
Wenn man so etwas wie einen inneren Tod erlebe, kämen einem automatisch Gedanken wie: "Nein, es ist nicht selbstverständlich, dass ich heute, im April 2020, noch einmal die Bäume blühen sehe, dass ich noch einmal erleben darf, wie die Vögel zurückkommen. Wenn man einmal innerlich gestorben ist, dann merkt man, dass es eigentlich ein Wunder ist, noch einmal einen Tag zu leben zu haben. Und das ist, mit einem Wort, was ich Glück nennen würde."
(mkn)
*) Wir haben den Namen korrigiert.