Zensur

Fluchen verboten!

Matroschkapuppen in einem russischen Souvenirladen mit den Porträts von Präsident Wladimir Putin und Ministerpräsident Dimitri Medwedew.
Müssen in Zukunft gut verpackt sein - Flüche im Film - nach den Prinzip der guten alten Matroschkapuppe wie hier in einem russischen Souvenirladen. © picture alliance / dpa / Anatoli Zhdanov
Jörg Taszman im Gespräch mit Alexandra Mangel |
Schimpfwörter sind jetzt in Russland per Gesetz in der Kunst, im Film und auf der Bühne verboten. Zuwiderhandlungen werden mit 50.000 Rubeln Strafe belegt. Präsident Putin hat den Erlass initiiert. Im Wiederholungsfall droht den Künstlern ein vorübergehendes Berufsverbot.
Flüche und obszöne Ausdrücke sind in der russischen Umgangssprache sehr verbreitet - auch bei der Intelligenzia und den Kreativen. Selbst russische Dichter wie Alexander Puschkin fluchten gern und benutzten zum Beispiel die sogenannten "Mutterflüche" als Fundgrube. Überhaupt sei das Fluchen im Russischen sehr viel gebräuchlicher als im Deutschen, betont Jörg Taszman, Filmkritiker und Fachmann fürs osteuropäische Kino.
Gerade im zeitgenössischen russischen Film gehe es sehr derb zu – auch als Reaktion auf den Zustand der russischen Gesellschaft. In dem Film "Fabrik der Träume" zum Beispiel, der auf westeuropäischen Filmfestivals in Rotterdam und Wiesbaden lief, ginge es um Jugendliche in einer sibirischen Stadt, die sich langweilen, viel trinken – und wahnsinnig viel fluchen. Schwer vorstellbar, welche Karriere dieser Film in Zukunft in seinem Heimatland nehmen könnte, so Taszman.
50.000 Rubel - umgerechnet 1065 Euro - muss bezahlen, wer das neue Gesetz missachtet. Eine Folge davon könne sein, dass die Schere im Kopf immer früher einsetze – auf Kosten der Kreativität, so Taszman. Aber, so gibt der Filmkritiker zu bedenken, Filmzensur gebe es auch anderen Ländern wie den USA.