Gefangen im eigenen Land
Die anhaltende Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik hat viele Menschen aus ihren Dörfern und Häusern vertrieben. Etwa 100.000 Flüchtlinge campieren am Flughafen der Hauptstadt Bangui. Dort wird die Versorgungslage zunehmend schlechter. Hilfsorganisationen können ihren Aufgaben immer weniger nachkommen.
Wer mit einem Flugzeug in der Hauptstadt Bangui ankommt, landet mitten im Elend. Bis dicht an das Rollfeld zieht sich ein Flüchtlingslager. Etwa 100.000 Menschen haben hier Schutz gesucht. Viele schlafen einfach nur mit Matten auf dem Boden.
"Muslime sind in die Stadt gekommen, um uns zu töten, sagt eine ältere Frau. Sie haben sogar Babys umgebracht. Jetzt leben wir hier unter freiem Himmel."
In diesem Camp sind nur Christen. Die Muslime haben sich in andere Lager geflüchtet. Die Berichte von unglaublichen Gräueltaten klingen auf beiden Seiten ähnlich. In der zentralafrikanischen Republik kämpfen christliche und muslimische Milizen gegeneinander. Insgesamt sind etwa eine Million Menschen auf der Flucht. Eine neue Übergangsregierung bemüht sich, die Lage unter Kontrolle zu bekommen.
"Die Leute wollen natürlich nicht im Lager bleiben, sagt Lindis Hurum von 'Ärzte ohne Grenzen'. Sie wollen zurück nach Hause, aber dort fühlen sie sich nicht sicher genug. Und keiner weiß, wie lange das noch so weitergehen wird."
Die Krankenstation im Flüchtlingslager ist völlig überlaufen. Tessy Fautsch aus Luxemburg hat die medizinische Verantwortung. Für die erste Diagnose bleiben oft nur Sekunden.
Die "Ärzte ohne Grenzen" am Rande ihrer Möglichkeiten
“Was ist das Problem”, fragt sie eine Mutter mit einem Baby auf dem Arm. Der Kleine hat Durchfall, wie so viele Kinder hier. Tessy Fautsch fühlt seine Stirn.
„Wir schauen nur schnell, wer noch Fieber hat, der kann noch reinkommen. Und all die anderen sollen wenn möglich morgen wiederkommen.“
Malaria ist die häufigste Krankheit. Die Kinder zeigen erste Anzeichen von Unterernährung. Viele kommen auch mit Schusswunden oder Verbrennungen. Die „Ärzte ohne Grenzen“ sind dann am Rande ihrer Möglichkeiten, sagt Tessy Fautsch
„Für komplizierte Fälle haben wir einfach das Material nicht. Wir sind kein richtiges Krankenhaus. Es ist hier wie ein Zeltlager.“
Etwas außerhalb des Flüchtlingslagers wird Wasser verteilt. Etwa 100 Leute stehen an – mit Kanistern, leeren Flaschen und sonstigen Gefäßen, in die sich ein paar Liter abfüllen lassen. Oft ist nicht genug für alle da.
"Anfangs funktionierte es noch ganz gut, erzählt eine Frau. Wir haben immer Wasser holen können. Aber jetzt gibt es Engpässe und wir müssen warten. Nur an dieser Stelle gibt es gutes sauberes Wasser."
Hoffen auf eine Verbesserung der Sicherheitslage
Das Welternährungsprogramm hat Stellen eingerichtet, an denen Nahrungsmittel an die Flüchtlinge ausgegeben werden. Doch die Versorgung klappt nicht immer reibungslos. Die Laster mit Nachschub sollen eigentlich über das Nachbarland Kamerun reinkommen. Zeitweise wagen die Fahrer sich aber nicht über die Grenze, weil die Lage in der Region zu gefährlich ist. Der Sprecher des Welternährungsprogramms Alexis Masciarelli hofft, dass sich mit dem Regierungswechsel jetzt etwas ändert.
"Wir werden sehen, ob die neue Präsidentin für Stabilität sorgt. Die Sicherheitslage sollte sich so weit verbessern, dass wir alle hilfsbedürftigen Menschen versorgen können."
Die französischen Soldaten und afrikanische Truppen im Land haben bisher wenig erreicht. Sie sichern den Flughafen und versuchen, den Mob auf den Straßen in Bangui unter Kontrolle zu bekommen. Die Militärbasis der Franzosen grenzt direkt an den Flughafen und das Flüchtlingslager. Die Menschen sehen, wie die Soldaten zu ihren Patrouille-Fahrten aufbrechen. Viel Vertrauen in die ausländischen Einsatzkräfte haben sie nicht.
"Die Franzosen haben in meiner Nachbarschaft nicht eingegriffen. Es ist überall noch viel zu unsicher. Wir können nicht nach Hause."