Die Supermediathek – eine für alle?
13 Mediatheken müssen Nutzer aktuell durchforsten, um ihre Lieblingsbeiträge zu finden. Leonhard Dobusch vom ZDF-Fernsehrat will das ändern und fordert eine öffentlich-rechtliche Supermediathek. Ein schöner Traum oder machbare Vision?
Alle Inhalte der Rundfunkanstalten auf einer zentralen Plattform im Netz? Wovon mancher Nutzer vielleicht träumt, wird aktuell ernsthaft diskutiert. ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm denkt darüber nach, eine Art Netflix zu schaffen, in der sich nicht nur alle Inhalte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten befinden, sondern auch die Inhalte von Zeitungen und Magazinen. Auch der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch, der im ZDF-Fernsehrat sitzt, fordert eine zentrale Internetintendanz, die die die Inhalte der verschiedenen Rundfunkanstalten auf einer digitalen Plattform bündelt:
"Derzeit ist es so, dass die einzelnen öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre eigenen Mediatheken finanzieren. Und das Ergebnis lässt sich beobachten: Nichts ist wirklich überzeugend. Es ging also darum, das herauszulösen und eine eigene Intendanz zu schaffen, die wirklich als Hauptaufgabe hat, sich wirklich ums Internet zu kümmern."
Fokus auf Inhalte statt aufs Internet
Anstatt ihre eigene Mediathek bedienen zu müssen, könnten sich die einzelnen Rundfunkanstalten darauf konzentrieren, gute Inhalte zu produzieren, so Dobusch. Seine Vision geht über eine klassische Mediathek hinaus. Die Plattform solle nicht nur öffentlich-rechtliche Inhalte bereitstellen, sondern beispielsweise auch Inhalte von nichtkommerziellen Partnern wie Museen und Universitäten. Doch nicht nur das:
"Man sollte sich überlegen, ob man so eine Plattform nicht auch für Nutzerinnnen- und Nutzer-Beiträge öffnet, für die Rundfunkbeitragszahlenden. Die dann endlich eine öffentlich-rechtliche Alternative hätten, um auf einer Plattform Inhalte zu veröffentlichen. Derzeit sind sie ja darauf angewiesen, sich den Geschäftsbedingungen von YouTube und Facebook zu unterwerfen."
Infrastruktur bündeln
Mithilfe algorithmischer Sortiermechanismen sei die Masse an User-Uploads zu bewältigen, ist Leonhard Dobusch überzeugt. Um eine vielfältige Medienlandschaft zu gewährleisten und eine politische Instrumentalisierung zu verhindern, wurden die Rundfunkanstalten nach dem Zweiten Weltkrieg dezentral organisiert. Die Gefahr, dass eine zentrale Internetintendanz zu einem politisch problematischen Zentralismus der Medienanstalten führen könne, sieht Dobusch aber nicht.
"Entscheidend für eine Vielfalt ist, dass es eine öffentliche Plattform, dass es Öffentlichkeit gibt für vielfältige redaktionelle Angebote. Mein Vorschlag ist deshalb nicht, Redaktionen zusammenzulegen, das wäre genau im Widerspruch zu diesem grundgesetzlichen Auftrag. Mein Vorschlag ist, Infrastruktur zu bündeln." Und zwar zu dem Zweck, "dass die Sender, die Anstalten und die Redaktionen sich vor allem darauf konzentrieren können, was sie tun sollen, nämlich qualitativ hochwertige Inhalte zu produzieren, die dann auch in einer digitalen Welt Verbreitung finden können."
Funk für alle?
Dobuschs Vorschlag setzen eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrags voraus. Die 16 Bundesländer müssten den Plänen also zustimmen. Für utopisch hält Dobusch seine Vision aber nicht. Schließlich hätten die Bundesländer auch zugestimmt, mit Funk eine reine Online-Plattform für das junge Publikum von ARD und ZDF zu schaffen.
"Mein Wunsch wäre nur, das, was man mit Funk fürs Jugendangebot geschafft hat, auch auszudehnen und auch jenseits des Jugendangebots und auch für die restlichen Zielgruppen eine eigene neue Instanz zu schaffen."
(mw)