Zentrum für Politische Schönheit

Auf Waffensuche für die Bundeswehr

06:10 Minuten
Container in Tarnfarben mit der Aufschrift "Wir suchen unsere Waffen" vor dem Berliner Kanzleramt.
Der Hintergrund der neuen Aktion des Zentrums für politische Schönheit: Die Bundeswehr vermisst Waffen und Sprengstoff. Der Verdacht fällt auf rechtsextreme Kreise. © Zentrum für politische Schönheit / Patryk Witt
Carsten Probst im Gespräch mit Max Oppel |
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Das Zentrum für Politische Schönheit ist immer für eine Überraschung gut. Die jüngste Kunstaktion nimmt sich verschwundene Waffenbestände der Bundeswehr vor. Das Künstlerkollektiv sei damit zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, sagt unser Kunstkritiker.
Ein monumentaler Kubus in Camouflage-Optik steht vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Das Zentrum für Politische Schönheit hat wieder zugeschlagen: Das Künstlerkollektiv hat vor dem Kanzleramt einen "Waffen-Rückgabecontainer" im Stil einer Altkleidersammlung aufgestellt.
Damit wollen die Künstlerinnen und Künstler auf verschwundene Kampfmittel der Bundeswehr aufmerksam machen: Sie fordern dazu auf, sich in den Dienst des militärischen Abschirmdienstes (MAD) zu stellen und loben auch noch eine Belohnung von 1000 Euro für "sachdienliche Hinweise" auf verschwundene Waffen aus.
Hintergrund der Kampagne: Im Arsenal der Bundeswehr fehlen verschiedene Gewehre, Sprengstoff und Munition. Unter anderem führt die Website www.unsere-waffen.de, die das ZPS parallel freischaltete, 60 Kilo vermissten Sprengstoff und rund 100 nicht auffindbare Schuss- und Sprengwaffen auf. Das Kollektiv erklärt die fehlenden Waffen als "von mutmaßlichen Extremisten entwendet".

Der ernste Kern der Installation

Mit dieser Aktion, sagt Kunstkritiker Carsten Probst, sei das Künstlerkollektiv "zurückgekehrt zu den Themen, die sie groß und bekannt gemacht haben: Bekämpfung des Rechtsradikalismus und genaue Beobachtung von staatlichen Strukturen, die sie möglicherweise stützen oder nicht genug beobachten".
Oft fiel das Zentrum für Politische Schönheit vordergründig durch einen gewissen Spaßfaktor auf. Doch die Installation vor dem Kanzleramt habe durchaus einen ernsten Kern, betont der Kunstkritiker.
Der jüngste Streich des Zentrums erinnert Probst an Aktionen von Christoph Schlingensief. Auch bei dessen Interventionen sei manchmal nicht auf den ersten Blick erkennbar gewesen, was Demonstration, was Kunstinstallation ist.
Diese Art der "performativen Installation" ist für Probst auf jeden Fall ernst zu nehmende Kunst: Er könne sich gut vorstellen, sie "in einem Museum für Gegenwartskunst oder in einer Galerie zu sehen".
(mkn)
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