"Eine große Denunzianten-Aktion"
Das Zentrum für Politische Schönheit hat wieder zugeschlagen: Das Künstlerkollektiv ruft auf, mehr als 1500 Personen, die angeblich auf rechtsradikalen Demos fotografiert wurden, zu denunzieren. Das sei nicht akzeptabel, findet Journalist Michael Laages.
"Gesucht: Wo arbeiten diese Idioten?" heißt es auf der Webseite von soko-chemnitz.de. Das Künstlerkollektiv Zentrum für Politische Schönheit zeigt dort Fotos von Menschen, die angeblich an rechtsradikalen Demos teilgenommen haben, und nun von der Netz-Community bei ihrem Chef denunziert werden sollen:
"Das Ziel: den Rechtsextremismus 2018 systematisch erfassen, identifizieren und unschädlich machen. Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld. Helfen Sie uns, die entsprechenden Problemdeutschen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst zu entfernen."
Journalist Michael Laages findet den Grundgedanken der Aktion zunächst einmal einleuchtend, denn es gehe vor allen Dingen darum, "dass wir uns unschöne Leute, die da zum Beispiel in Chemnitz oder in anderen Städten in Massen demonstriert haben, genauer ansehen sollen. Was sind das für Leute? Wie leben sie? Wie verhalten sie sich im normalen Alltag, wenn sie nicht demonstrieren?"
Moralische Grenzen werden überschritten
Trotzdem sei die Aktion absolut inakzeptabel. Es seien moralische Kategorien und Grenzen beiseite geschoben worden, die man nicht beiseite schieben dürfe, sagt Laages. "Tatsächlich ist das nichts anderes, als eine relativ große Denunziationsaktion."
Erst vor kurzem war die AfD stark kritisiert worden, weil sie auf Internetportalen Schüler dazu aufrief, ihre Lehrer zu denunzieren, falls diese sich AfD-kritisch äußern. Jetzt wird dem Zentrum für Politische Schönheit vorgeworfen, seine politischen Gegner mit den gleichen Methoden zu bekämpfen. "Dass das Zentrum für politische Schönheit quasi genauso reagiert, muss einen doch stutzig machen", findet Michael Laages. Die Aktivisten des Künstlerkollektivs hätten jedoch erklärt, das Ziel rechtfertige letztendlich die Methode.
"Die gefährlichste Aktion bislang"
Doch wie ernst ist die Aktion? Handelt es sich nicht vielleicht nur um einen großen Fake-Aktion, die zwar echt aussieht, aber nur zum Nachdenken anregen soll? Michael Laages sagt dazu: "Wissen tu' ich das nicht. Ich glaube, dass sie das so ernst nehmen, wie man in Deutschland die Bereitschaft zur Denunziation nehmen darf. Und wer wen denunziert, das kann ich nicht einschätzen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das durchaus passiert."
Auch wenn das Künstlerkollektiv auf einen unhaltbaren Zustand aufmerksam machen wolle, sei diese Aktion absolut nicht akzeptabel, erklärt Laages. "Es ist mit Sicherheit die bislang gefährlichste Aktion, in dem Sinne, dass sie Risiken eingeht, die man nicht eingehen darf. Dies ist Agitation pur."
(mw)