Blue-Shield-Siegel der UNESCO
Auch die Sophienkathedrale in Kiew ist bedroht. Sie gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO. © imago images / imagebroker / G.Thielmann
Wer Kulturgut zerstört, begeht ein Kriegsverbrechen
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Die Zerstörung von Kulturgütern schreitet mit jedem Kriegstag voran. Das Blue-Shield-Siegel der UNESCO soll das verhindern. Wird ein so gekennzeichnetes Gebäude absichtlich beschädigt, ist das ein Kriegsverbrechen.
Nach Angaben des nationalen Dachverbands der Museen in der Ukraine (ICOM Ukraine) sind seit Kriegsbeginn 158 Denkmäler und Kulturstätten teilweise beschädigt oder komplett zerstört worden. Darunter sind 69 orthodoxe Kirchen, Bethäuser, Moscheen und Synagogen, 50 Baudenkmäler, darunter der Kulturpalast der Eisenbahnarbeiter in Charkiw, aber auch 13 Museen und Reservate, 15 Denkmäler, acht Theater und Kinos und fünf Bibliotheken.
„Das ist eine Momentaufnahme. Man kann nur dort Zahlen ermitteln, wo man auch hingehen kann. Sie können sich vorstellen, wenn die Gebiete zugänglich werden, die derzeit unter Beschuss sind, dann werden die Zahlen sich enorm erhöhen", sagt Birgitta Ringbeck vom Verein Blue Shield Deutschland.
2016 erstmals als Kriegsverbrechen geahndet
Ihr Verein ist benannt nach dem blau-weißen Blue-Shield-Siegel der UNESCO, mit dem nach der Haager Konvention zu schützende Gebäude in Kriegszeiten gekennzeichnet werden, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. So weiß auch ein Soldat, der sich in der Kriegsregion nicht auskennt, dass es sich bei diesem oder jenem Gebäude um ein international geschütztes Kulturgut handelt.
Beteiligt sich der Soldat trotzdem an der Zerstörung, kann er unter Umständen belangt werden. Denn die Zerstörung von Kulturgut ist ein Kriegsverbrechen, wie Ringbeck erklärt:
„Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat erstmals im Jahr 2016 ein Mitglied der islamistischen Terrororganisation ‚Ansar Dine’ zu neun Jahren Haft verurteilt, weil es nachweislich an der Zerstörung der Mausoleen in Timbuktu in Mali im Jahr 2012 beteiligt war. Das geschah übrigens während der 36. Tagung des UNESCO-Weltkulturerbekomitees in Sankt Petersburg unter russischem Vorsitz", so Ringbeck.
"Damals verabschiedete das Komitee den Petersburger Appell vom 2. Juli 2012, in dem die Kulturzerstörung einstimmig verurteilt und als abscheuliche Tat bezeichnet wurde. Das passiert jetzt genau in der Ukraine im Jahr, in dem die Russische Föderation wieder den Vorsitz vom Welterbekomitee hat.“