"Die süßen Lügen der Liebe interessieren mich nicht"
Mit "Liebesleben" wurde Zeruya Shalev weltberühmt. Jetzt ist ihr neuer Roman „Schmerz“ erschienen - erneut ein radikales Buch über die Liebe und über einen ganz konkreten persönlichen Schmerz.
Alle ihre Bücher beschäftigen sich mit der Vielschichtigkeit und Komplexität des Gefühlslebens - und den Krisen, die dadurch entstehen können. In ihrem neuen Werk beschäftigt sich die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev mit "Schmerz" - physisch erlittenem wie mentalem. Die Romanfigur Iris wurde bei einem Selbstmordattentat schwer verletzt - eine Erfahrung, die die Autorin vor zehn Jahren selbst machen musste.
Eigentlich habe sie die schrecklichen Ereignisse von damals niemals literarisch benutzen wollen, so Shalev im Deutschlandradio Kultur. "Aber es ist einfach aus mir herausgekommen, auf so natürliche Art und Weise, dass ich dem gar nicht widerstehen konnte." Dass sie über die Erlebnisse ihrer Romanfigur zu schreiben beginne, habe auch deshalb so lange gedauert, weil sie nicht aus einer "therapeutischen Sichtweise" habe berichten wollen: "Ich habe ihre Geschichte aufschreiben wollen und nicht meine eigene."
"Schmerz" handelt aber auch von Iris' schmerzvollen Erfahrungen in der Liebe - ein immer wiederkehrendes Thema bei Shalev. Eine Romantikerin sei sie deshalb jedoch nicht: "Zu versuchen herauszufinden, was Liebe ist, heißt nicht, dass ich nicht eine romantische Person bin." Alle ihre Bücher endeten mit einer Art Konflikt, der in "Schmerz" sogar noch schärfer sei als in ihren vorigen Büchern.
"Die süßen Lügen der Liebe interessieren mich nicht", so Shalev. "Wenn ich versuche, die emotionale Welt zu beschreiben, versuche ich klar zu beleuchten, was die Figuren fühlen. Ich versuche, die Wahrheit des Innenlebens zu zeigen, auch wenn es schwer fällt. Deshalb schreibe ich über Krisen. Krisen sind die Momente, in denen die Wahrheit ans Licht kommt. In den Momenten kann man sich nicht mehr selbst belügen."