Zerzauster Pirat und hanseatischer Kaufmann in Personalunion
Ludwig van Otting ist kaufmännischer Geschäftsführer am Hamburger Thalia Theater. Als Leuw von Katzenstein denkt er sich Piratengeschichten aus und singt versoffene Seemanslieder.
Der vertrauenswürdig wirkende grauhaarige Herr in Jeans und rotem Hemd grinst verschmitzt – vermutlich ist es Vorfreude. Dann bekommt Ludwig von Otting, kaufmännischer Geschäftsführer im Hamburger Thalia Theater, eine strubbelige schwarze Perücke übergestülpt.
"Ich denke immer, das, was an mir möglicherweise auf andere wirkt, das ist nun mal nicht primär meine Schönheit. Deswegen ist es mir ehrlich gesagt verhältnismäßig wurst, wie ich aussehe, und das ist ein Spaß. Ich mag Verkleidungen so ... ich muss jetzt mal leider aufhören zu reden, weil der Schnurrbart ankommt und der Schnurrbart geht nur mit gespannter Oberlippe."
Der schwarze Schnäuzer Marke 70er-Jahre-Vorstadt-Verführer macht im Duett mit der Perücke den Piraten perfekt: Verschwunden ist Ludwig von Otting, übernommen hat Leuw von Katzenstein, bereit, von Gaunern und Halunken zu verkünden.
Die ersten Kinder sind schon da, suchen sich einen Platz ganz vorne, bei der Bühne. Das Theaterschiff in Hamburg, ein ausgemusterter und zur Spielstätte umgebauter alter Kutter, hat nur rund 50 Plätze, aber die sind alle ausgebucht. Auf dem Programm steht: Leuw von Katzenstein liest Piratengeschichten.
"Wenn ich so lese, dann bin ich immer froh, wenn viele Kinder da sind, weil die immer direkt reagieren."
In seinem Buch "Ruchlose Rivalen" geht es um einen abgehalfterten Kapitän namens Buckelbert, um dessen vorwitzigen Raben Friedrich und um eine bunte Schar weiterer schräger Piratenvögel, die unter Buckelberts Kommando auf großer Abenteuerfahrt unterwegs sind.
Leuw von Katzensteins Geschichten sind auch als Hörbuch erschienen und vom Autor selbst gesprochen - ein Feuerwerk aus Sprachwitz und Einfallsreichtum.
"Ich bin selber manchmal ganz überrascht über Einfälle und Wendungen und über Namen und über Figuren, und da vollzieht sich das, was das deutsche Wort sagt: ein Einfall. Da fällt irgendwas in mein Hirn rein und kommt aus meinen Fingerspitzen raus, und das isses dann."
Sich seinen Einfällen hinzugeben, das macht Leuw von Katzenstein, wenn Ludwig von Otting Feierabend hat. Abends, nach Büroschluss, schlägt die Stunde des Alter Egos.
"Familienleben und Arbeitsleben und noch Bücher schreiben das kriege ich überhaupt nur deshalb hin, weil wir keinen Fernseher haben."
Leuw von Katzenstein. Laut Klappentext 1949 als Sohn einer flämischen Bibliothekarin und eines baltischen Adligen geboren.
"1949 trifft zu, und mein wirklicher Vater ist in der Tat ein bayerischer Graf gewesen, aber das wär's dann."
Standesgemäße Erziehung in Internaten, Ausbildung zum Anwaltsgehilfen.
"Sie verlangen jetzt, dass ich alle camouflierten Äußerungen über mich aufdecke, das ist natürlich gemein …"
Diverse Verwaltungstätigkeiten?
"Ich hab Jura studiert und abgeschlossen und bin dann aber direkt vom Studium ins Theater gesprungen, wenn Sie so wollen."
Lebt und arbeitet als Chefbuchhalter eines Revuetheaters in der Nähe von Buxtehude.
"Irgendwie stimmt das alles, auch wenn's alles gelogen ist. Die schönsten Lügen sind immer die, die eigentlich doch stimmen.
Leuw ist natürlich ein Fantast. Wissen Sie, ich habe einen Beruf, davon muss man vielleicht mal ausgehen, einen Beruf, in dem ich den ganzen Tag nichts anderes tue, als Ordnung schaffen, mit Zahlen arbeiten, Budgets verwalten. Das ist so ungefähr das 100-prozentige Gegenteil von jemand, der Bücher schreibt, in denen Fantasie Vorrang hat, in denen Sprache eine zentrale, ästhetische Rolle spielt und so weiter.
Ich glaube eigentlich auch, dass das meine eigentliche Natur ist und erlebe das als mein wahres, freies Ich, aber ich gehöre zu den Menschen, zu denen auch 98 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sonst gehören, die einen Beruf ergreifen, mit dem sie ihr Geld auf anständige Weise verdienen, um ihre Kinder zu ernähren."
Kinder: Davon haben er und die Schauspielerin Cornelia Schirmer sechs. An spannenden Gutenacht-Geschichten mangelt es zu Hause nicht. Und manchmal – ganz selten - da berühren sich von Katzensteins Piratengeschichten auch mit von Ottings Theatergeschäften. Etwa wenn im Buch aus Hamburgs ehemaliger Kultursenatorin Karin von Welck die schottische Königin Katharina die Verwelkte wird.
"Katharina, die Verwelkte, das ist mir jetzt auch ein bisschen peinlich. Es geht mir um gute Geschichten, es geht mir um markante Figuren, es geht mir um 'ne starke Sprache, es geht mir um Witz und Doppelbödigkeiten, und da bin ich hemmungslos."
"Ruchlose Rivalen" von Leuw von Katzenstein ist im Eichborn-Verlag erschienen, das Hörbuch bei Hörcompany.
"Ich denke immer, das, was an mir möglicherweise auf andere wirkt, das ist nun mal nicht primär meine Schönheit. Deswegen ist es mir ehrlich gesagt verhältnismäßig wurst, wie ich aussehe, und das ist ein Spaß. Ich mag Verkleidungen so ... ich muss jetzt mal leider aufhören zu reden, weil der Schnurrbart ankommt und der Schnurrbart geht nur mit gespannter Oberlippe."
Der schwarze Schnäuzer Marke 70er-Jahre-Vorstadt-Verführer macht im Duett mit der Perücke den Piraten perfekt: Verschwunden ist Ludwig von Otting, übernommen hat Leuw von Katzenstein, bereit, von Gaunern und Halunken zu verkünden.
Die ersten Kinder sind schon da, suchen sich einen Platz ganz vorne, bei der Bühne. Das Theaterschiff in Hamburg, ein ausgemusterter und zur Spielstätte umgebauter alter Kutter, hat nur rund 50 Plätze, aber die sind alle ausgebucht. Auf dem Programm steht: Leuw von Katzenstein liest Piratengeschichten.
"Wenn ich so lese, dann bin ich immer froh, wenn viele Kinder da sind, weil die immer direkt reagieren."
In seinem Buch "Ruchlose Rivalen" geht es um einen abgehalfterten Kapitän namens Buckelbert, um dessen vorwitzigen Raben Friedrich und um eine bunte Schar weiterer schräger Piratenvögel, die unter Buckelberts Kommando auf großer Abenteuerfahrt unterwegs sind.
Leuw von Katzensteins Geschichten sind auch als Hörbuch erschienen und vom Autor selbst gesprochen - ein Feuerwerk aus Sprachwitz und Einfallsreichtum.
"Ich bin selber manchmal ganz überrascht über Einfälle und Wendungen und über Namen und über Figuren, und da vollzieht sich das, was das deutsche Wort sagt: ein Einfall. Da fällt irgendwas in mein Hirn rein und kommt aus meinen Fingerspitzen raus, und das isses dann."
Sich seinen Einfällen hinzugeben, das macht Leuw von Katzenstein, wenn Ludwig von Otting Feierabend hat. Abends, nach Büroschluss, schlägt die Stunde des Alter Egos.
"Familienleben und Arbeitsleben und noch Bücher schreiben das kriege ich überhaupt nur deshalb hin, weil wir keinen Fernseher haben."
Leuw von Katzenstein. Laut Klappentext 1949 als Sohn einer flämischen Bibliothekarin und eines baltischen Adligen geboren.
"1949 trifft zu, und mein wirklicher Vater ist in der Tat ein bayerischer Graf gewesen, aber das wär's dann."
Standesgemäße Erziehung in Internaten, Ausbildung zum Anwaltsgehilfen.
"Sie verlangen jetzt, dass ich alle camouflierten Äußerungen über mich aufdecke, das ist natürlich gemein …"
Diverse Verwaltungstätigkeiten?
"Ich hab Jura studiert und abgeschlossen und bin dann aber direkt vom Studium ins Theater gesprungen, wenn Sie so wollen."
Lebt und arbeitet als Chefbuchhalter eines Revuetheaters in der Nähe von Buxtehude.
"Irgendwie stimmt das alles, auch wenn's alles gelogen ist. Die schönsten Lügen sind immer die, die eigentlich doch stimmen.
Leuw ist natürlich ein Fantast. Wissen Sie, ich habe einen Beruf, davon muss man vielleicht mal ausgehen, einen Beruf, in dem ich den ganzen Tag nichts anderes tue, als Ordnung schaffen, mit Zahlen arbeiten, Budgets verwalten. Das ist so ungefähr das 100-prozentige Gegenteil von jemand, der Bücher schreibt, in denen Fantasie Vorrang hat, in denen Sprache eine zentrale, ästhetische Rolle spielt und so weiter.
Ich glaube eigentlich auch, dass das meine eigentliche Natur ist und erlebe das als mein wahres, freies Ich, aber ich gehöre zu den Menschen, zu denen auch 98 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sonst gehören, die einen Beruf ergreifen, mit dem sie ihr Geld auf anständige Weise verdienen, um ihre Kinder zu ernähren."
Kinder: Davon haben er und die Schauspielerin Cornelia Schirmer sechs. An spannenden Gutenacht-Geschichten mangelt es zu Hause nicht. Und manchmal – ganz selten - da berühren sich von Katzensteins Piratengeschichten auch mit von Ottings Theatergeschäften. Etwa wenn im Buch aus Hamburgs ehemaliger Kultursenatorin Karin von Welck die schottische Königin Katharina die Verwelkte wird.
"Katharina, die Verwelkte, das ist mir jetzt auch ein bisschen peinlich. Es geht mir um gute Geschichten, es geht mir um markante Figuren, es geht mir um 'ne starke Sprache, es geht mir um Witz und Doppelbödigkeiten, und da bin ich hemmungslos."
"Ruchlose Rivalen" von Leuw von Katzenstein ist im Eichborn-Verlag erschienen, das Hörbuch bei Hörcompany.