"Ziemlich beste Freunde"
Ein reicher, gelähmter Aristokrat engagiert einen ungebildeten Vorstadtkriminellen als Pfleger - mit diesem ungleichen Paar schaffen Eric Toledano und Olivier Nakache einen Knüller, der mit seinem schrägen Humor und seinem Optimismus überzeugt.
Unter "normalen Umständen" wären sie sich nie begegnet. Natürlich nicht - der aristokratische, schwerreiche Monsieur Philippe, der in einem noblen Palais im ober-bürgerlichen Pariser Stadtteil Saint-Germain-des Près lebt, und der im Senegal geborene, in einem dieser Pariser Vorstadtghettos aufgewachsene, arbeitslose und kürzlich aus dem Sechsmonatsknast entlassene Driss. Ein baumlanger schwarzer Typ, der seinen Kahlkopf gerne in die Kapuze packt und gerade bei Monsieur kurz mal vorbeigekommen ist, um seine drei Unterschriften zu bekommen, damit er das Sozialgeld weiter gezahlt bekommt. Dass ausgerechnet er hier in diesem Feudalbunker den ausgeschriebenen Job als Pfleger bekommen würde, dies ist doch äußerst unwahrscheinlich.
Doch Philippe, der adlige, gebildete Herr über eine ganze Schar von Hausbediensteten, findet Gefallen an diesem "ungehobelten Klotz" und stellt ihn für zwei Wochen auf Probe ein. Monsieur hat eigentlich alles, was das Luxus-Leben einem Menschen überhaupt bieten kann, mit einer Ausnahme: Gesundheit! Er ist vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und also auf Dauerhilfe angewiesen. Die beiden sind offenbar das perfekte ungleiche Paar: Driss ist ein Krimineller, einer der kein Mitleid kennt. "Genau das will ich: Kein Mitleid", begründet Monsieur Philippe seine "eigenartige" Personal-Entscheidung. Die Geschichte kann beginnen: Der elegante schwerstbehinderte weiße Mann im Rollstuhl und sein ruppiger dunkelhäutiger Begleiter. Mit seinem "feinen" lakonisch-sarkastischen Humor ("An ihrer Stelle würde ich mir die Kugel geben" / "Auch das ist schwer für einen Querschnittsgelähmten", antwortet Philippe), der im Schnelldurchgang die wichtigsten Handgriffe lernt.
Ein französischer Dokumentarfilm stand übrigens ganz am Anfang von diesem Film. Er heißt "À la vie, à la mort". Ihn sahen 2004 die zusammenarbeitenden französischen Regisseure Olivier Nakache und Eric Toledano. Darin wird von Phillippe Pozzo di Borgo berichtet, dem ehemaligen Chef der Champagner-Dynastie Pommery, der 1993, im Alter von 42 Jahren, mit dem Gleitschirm abstürzte und seither querschnittsgelähmt ist. Er heuerte damals als Pfleger den arbeitslosen algerischstämmigen Kleinkriminellen Abdel Sellou an und aus dieser Begegnung entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, von der schließlich beide profitierten.
Diese wahre Geschichte jetzt also adaptiert fürs Kino. Quatsch, Kitsch, Spinnerei, Kintopp, Märchen? Tendenz "Pretty Woman" auf französisch? No. Einfach der passende Spaßfilm zur heutigen Problem-Zeit. Es gibt in Frankreich eine Umfrage, nach der dieser Film vor allem wegen dreier Merkmale besonders geschätzt wird: Der schräge Humor; der Optimismus; die Solidarität. Seit seinem Kinostart Anfang November vergangenen Jahres hatte der Film bereits mehr als 16 Millionen Kinobesucher und ist damit erfolgreichster französischer Film des Kinojahres 2011.
Für den hiesigen Kritiker gilt zu konstatieren, es mit einem großartigen Human-Film zu tun zu haben, dessen emotionale Wirkung sich auch bei uns faszinierend wie atmosphärisch verbreitet. Denn dieser vierte gemeinsame Film von Olivier Nakache (38) und Eric Toledano (40) ist ein brillant gelungenes Doppelboden-Funkeln über einen köstlich ironisch-sarkastischen Zusammenprall der Kulturen. Und natürlich überzeugt er nicht zuletzt durch das gelungene Spiel seiner Darsteller:
Auf der einen Seite François Cluzet, 56, der mit Regisseuren wie Claude Chabrol ("Die Phantome des Hutmachers"), Bertrand Tavernier ("Um Mitternacht") und Robert Altman ("Pret-à-porter") gearbeitet hat und hier seinen bewegungslosen Meisterauftritt hat. Auf der anderen Seite der 31jährige Omar Sy als lockerer Macho-Typ Driss, der so wunderbar unangestrengt den coolen Boy herauspellt und zu Klängen von Earth, Wind & Fire ausgelassen absteppt.
Herrlich: Wir haben zum Jahresanfang 2012 gleich einen Knüller im Kino, der inzwischen von über 50 Ländern angekauft wurde. Willkommen bei den French-Friends.
Frankreich 2011, Originaltitel: Intouchables, Regie: Eric Toledano und Olivier Nakache, Darsteller: François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny, 112 Minuten
Link zur Filmhomepage:
"Ziemlich beste Freunde"
Doch Philippe, der adlige, gebildete Herr über eine ganze Schar von Hausbediensteten, findet Gefallen an diesem "ungehobelten Klotz" und stellt ihn für zwei Wochen auf Probe ein. Monsieur hat eigentlich alles, was das Luxus-Leben einem Menschen überhaupt bieten kann, mit einer Ausnahme: Gesundheit! Er ist vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und also auf Dauerhilfe angewiesen. Die beiden sind offenbar das perfekte ungleiche Paar: Driss ist ein Krimineller, einer der kein Mitleid kennt. "Genau das will ich: Kein Mitleid", begründet Monsieur Philippe seine "eigenartige" Personal-Entscheidung. Die Geschichte kann beginnen: Der elegante schwerstbehinderte weiße Mann im Rollstuhl und sein ruppiger dunkelhäutiger Begleiter. Mit seinem "feinen" lakonisch-sarkastischen Humor ("An ihrer Stelle würde ich mir die Kugel geben" / "Auch das ist schwer für einen Querschnittsgelähmten", antwortet Philippe), der im Schnelldurchgang die wichtigsten Handgriffe lernt.
Ein französischer Dokumentarfilm stand übrigens ganz am Anfang von diesem Film. Er heißt "À la vie, à la mort". Ihn sahen 2004 die zusammenarbeitenden französischen Regisseure Olivier Nakache und Eric Toledano. Darin wird von Phillippe Pozzo di Borgo berichtet, dem ehemaligen Chef der Champagner-Dynastie Pommery, der 1993, im Alter von 42 Jahren, mit dem Gleitschirm abstürzte und seither querschnittsgelähmt ist. Er heuerte damals als Pfleger den arbeitslosen algerischstämmigen Kleinkriminellen Abdel Sellou an und aus dieser Begegnung entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, von der schließlich beide profitierten.
Diese wahre Geschichte jetzt also adaptiert fürs Kino. Quatsch, Kitsch, Spinnerei, Kintopp, Märchen? Tendenz "Pretty Woman" auf französisch? No. Einfach der passende Spaßfilm zur heutigen Problem-Zeit. Es gibt in Frankreich eine Umfrage, nach der dieser Film vor allem wegen dreier Merkmale besonders geschätzt wird: Der schräge Humor; der Optimismus; die Solidarität. Seit seinem Kinostart Anfang November vergangenen Jahres hatte der Film bereits mehr als 16 Millionen Kinobesucher und ist damit erfolgreichster französischer Film des Kinojahres 2011.
Für den hiesigen Kritiker gilt zu konstatieren, es mit einem großartigen Human-Film zu tun zu haben, dessen emotionale Wirkung sich auch bei uns faszinierend wie atmosphärisch verbreitet. Denn dieser vierte gemeinsame Film von Olivier Nakache (38) und Eric Toledano (40) ist ein brillant gelungenes Doppelboden-Funkeln über einen köstlich ironisch-sarkastischen Zusammenprall der Kulturen. Und natürlich überzeugt er nicht zuletzt durch das gelungene Spiel seiner Darsteller:
Auf der einen Seite François Cluzet, 56, der mit Regisseuren wie Claude Chabrol ("Die Phantome des Hutmachers"), Bertrand Tavernier ("Um Mitternacht") und Robert Altman ("Pret-à-porter") gearbeitet hat und hier seinen bewegungslosen Meisterauftritt hat. Auf der anderen Seite der 31jährige Omar Sy als lockerer Macho-Typ Driss, der so wunderbar unangestrengt den coolen Boy herauspellt und zu Klängen von Earth, Wind & Fire ausgelassen absteppt.
Herrlich: Wir haben zum Jahresanfang 2012 gleich einen Knüller im Kino, der inzwischen von über 50 Ländern angekauft wurde. Willkommen bei den French-Friends.
Frankreich 2011, Originaltitel: Intouchables, Regie: Eric Toledano und Olivier Nakache, Darsteller: François Cluzet, Omar Sy, Anne Le Ny, 112 Minuten
Link zur Filmhomepage:
"Ziemlich beste Freunde"