Zirkus in Palästina, Rückzug im Schwarzwald
Nach abenteuerlichen Reisen durch die halbe Welt lebt Geraldine Schüle inzwischen mit Mann und Baby in einem Zirkuswagen im Schwarzwald. © privat
“Ich bemühe mich, wie Wasser zu fließen”
36:42 Minuten
Als Tochter einer Handleserin und eines Schaustellers war Geraldine Schüle immer unterwegs, brachte Kindern in Palästina Jonglieren bei, lebte bei Hisbollah-Kämpfern in Beirut. Heute wohnt die gelernte Clownin im Zirkuswagen am Rande des Schwarzwalds.
Für die einen ist es eine Bilderbuchkindheit, für andere unvorstellbar: Mit ihren Eltern, einer Handleserin und einem Schausteller, zog Geraldine Schüle jahrelang von Jahrmarkt zu Jahrmarkt – und hat es geliebt, in das stets neue bunte Treiben einzutauchen. Die größte Konstante in ihrer Kindheit war der elf Meter lange Wohnwagen, in dem die Familie lebte.
Später bestimmt das Reisen das Leben von Geraldine Schüle. Mit 17 verbringt sie einige Monate in Indien, plant eine Eselwanderung durch Israel, um dann mitten im arabischen Frühling in Ägypten anzukommen. Sie lässt sich treiben, lebt bei Hisbollah-Kämpfern in Beirut und begleitet einen Zirkusdirektor, der Kindern in Palästina die Clownerie beibringt. „Früher haben sie mit Steinen geworfen, heute werfen sie mit Keulen und Bällen.”
Ruhe in der Natur finden
Für Plus-Eins-Lieblingsgast Geraldine Schüle gilt: “Ich bemühe mich, wie Wasser zu fließen.” Nach Jahren des Reisens zieht es sie jetzt in die Ruhe der Natur. Mit Mann und Baby wohnt sie in einem Zirkuswagen am Rande des Schwarzwalds. Auch das: ein Abenteuer.
Immer wieder wird sie für ihren aktuellen Lebensentwurf kritisiert. Während ihr Mann das Geld verdient, kümmert sie sich um das Baby, kocht ein, füttert die Tiere, heizt den Ofen: Stehen Emanzipation und ein erfülltes Leben als Vollzeit-Mutter in Widerspruch? Nein, sagt Sonja Eismann, Mitherausgeberin des „Missy Magazins“: Emanzipiert sein bedeute, dass alle möglichst nach ihren Bedürfnissen leben und sich entfalten können.