Ausweitung der Flugzone
Der Markt für Hobby- und Spielzeugdrohnen wächst rasant und ruft auch entsprechende Abwehrsysteme auf den Plan. Aber wie reguliert eine Gesellschaft ein neues Medium mit seinen schier unbegrenzen Möglichkeiten? Gibt es auch Schattenseiten von Geofencing, Drohnenregistrierung und Luftraum-Regulierung? Und was hat das Open Airspace Manifesto mit Netzneutralität zu tun?
Italiener: "It's going down from the sky something, I dont know what."
Reporter: "Entschuldigung, was habt ihr da gerade gefunden?"
Mädchen: "Es sind gerade Gummibärchen vom Himmel gefallen. Danke!"
Flüchtlingsjunge: "Good! Ja, sehr gut! Super! Danke!"
Niederländerin: "Oh, Dankeschön!"
Frau: "Oh, das ist aber nett. Dankeschön! Mamba und noch irgendwas süßes!"
Reporter: "Wie finden sie das, wirkt das gefährlich?"
Frau: "Ump. Ich meine hier wird ja keiner einen Anschlag auf mich ausüben wollen, von daher."
Reporter: "Entschuldigung, was habt ihr da gerade gefunden?"
Mädchen: "Es sind gerade Gummibärchen vom Himmel gefallen. Danke!"
Flüchtlingsjunge: "Good! Ja, sehr gut! Super! Danke!"
Niederländerin: "Oh, Dankeschön!"
Frau: "Oh, das ist aber nett. Dankeschön! Mamba und noch irgendwas süßes!"
Reporter: "Wie finden sie das, wirkt das gefährlich?"
Frau: "Ump. Ich meine hier wird ja keiner einen Anschlag auf mich ausüben wollen, von daher."
Bei den Aufnahmen der folgenden Sendung kamen keine Menschen oder Tiere zu Schaden. Drohnen jedoch.
Pirker: "Wir kommen aus Österrreich und der Schweiz, haben dadurch ne schöne Landschaft, die wir abfilmen konnten. Und haben dann relativ schnell unsere Technik so weit verfeinert, dass wir dann über Berge sehr weit hoch auch relativ weite Distanzen zurücklegen konnten. Und das hat mir dann die Augen geöffnet, was man mit dieser Technik machen kann - und könnte."
Die Kamera gleitet durch Hochhausschluchten, taucht herab an Brücken. Und kratzt knapp vorbei an den Zacken der Freiheitsstatue.
Pirker: "Ja genau, wir sehen jetzt hier das erste Video, das uns eigentlich berühmt gemacht hat, da sind wir durch New York geflogen."
Raphael Pirker heißt im Netz "Trappy", er lebt in Hongkong und war gerade in Dubai. Da fand der World Drone Prix statt, das größte Drohnenrennen der Welt.
First Person View, FPV, heißt diese Art des Fliegens. Spezielle Racing-Copter heizen dann durch futuristische Pacours.
Die Viertelmillion Dollar Preisgeld aus Dubai durfte am Ende ein britischer Jugendlicher nach Hause nehmen, 15 Jahre alt. Er gewann mit einem FPV-Racer aus Raphael Pirkers Manufaktur "Team Blacksheep".
Pirker: "Wir sind 'ne Firma, die entwickelt Drohnen. Nebenberuflich oder mittlerweile auch hauptberuflich, reisen wir um die Welt herum und schießen Videos mit Drohnen."
Das Schwarze-Schafe-Team heißt so, weil seine drei Gründer als Jugendliche immer wieder aus traditionellen, balsa-hölzernen Modellbauclubs geworfen wurden. Zu riskante Aktionen. 2007 starteten die Freunde ihr eigenes Team, ihr eigenes Unternehmen für ferngesteuerter Styroporgleiter und, ganz neu damals: Multicopter.
"Mal kucken, ob wir das hinkriegen"
Ende 2006 waren selbst noch die Besucher des Kongress des Chaos Computer Clubs beeindruckt von solcher Technik.
Ein Kreuz mit drei bis acht Propellern, in der Mitte ein Bordcomputer. Der berechnet mit Hilfe winziger Gleichgewichts-Sensoren die optimale Drehzahl für die Motoren.
Nicht zufällig sind Multicopter, wie sie ihre friedvollen Fans viel lieber nennen als das militärische Wort "Drohne" in den Mund zu nehmen, etwa seit 2007 in den Händen von Bastlern und Hackern: 2007 war auch Jahr, in dem das erste iPhone erschien, und das Smartphone-Betriebsystem Android. Die Chips, die Sensoren, das GPS und die Akkus von massenproduzierten Smartphones machten deren fliegende Verwandschaft erst möglich. Und brisante Marketing-Aktionen.
Pirker: "Hier ist der Überflug über das UN-Headquarter. Hat natürlich sehr viel Aufsehen erregt, weil es das erste Mal den Leuten die Augen geöffnet hat, dass gewisse Sicherheitsbarrieren nicht mehr existieren."
Über zwei Millionen Mal wurde das New-York-Video bereits betrachtet. In anderen Flugfilmchen besucht Trappys Team die Spitze des welthöchsten Gebäude in Dubai, erkundet die havarierte Costa Concordia, düst unter der Golden Gate Brücke hindurch - und nahe vorbei an der Jesus-Statue von Rio.
Pirker: "Wir sitzen in Autos, in Parks, in Hotelzimmern, wie es gerade am besten passt."
Wenn Internet-Berühmtheit Trappy unter eine Videobrille schlüpft, die das Live-Bild der Drohnenkamera zeigt, tauscht er die Realität gegen etwas, das zwar immer noch die Realität ist, im Videobild aber wirkt wie ein Computerspiel. In dem man sich mit fast verächtlicher Leichtigkeit zwischen den Weltsehenswürdigkeiten hindurchschlawinert. In dem man den "Blick von Oben" einnimmt, die neuerdings demokratisierte Gottesperspektive.
Pirker: "Wir lächeln immer, wenn wir irgendwo Zäune sehen. Weil das sind für uns zwei Sekunden Gasknüppel. Und dann sind wir über dem Zaun".
Im echten Leben hat Trappy Höhenangst. Und ist trotzdem Teil der wagemutigen Actioncam-Kultur der Hochhauskletterer, der Motorrad-Raser und Basejumper, die als eigenes Youtube-Genre mit augenscheinlicher Lebensgefahr um Gänsehaut-Aufmerksamkeit ringen.
Pirker: "In den Youtube-Videos sieht es immer relativ relaxed aus und etwas rebellisch. Aber es hat schon ne gewisse Systematik dahinter auch. Also man versucht, möglichst schlechte Schlagzeilen zu vermeiden."
"Was umfasst die Vorbereitung für so nen Flug?"
Pirker: "Das umfasst ausführliche Messungen, also wir gehen vor Ort hin und messen, welche Frequenzen man am besten verwenden kann. Das ist das Erste - das Zweite ist die Flugstrecke genau planen, Plan B's nennen wir es, also wenn irgendwas schief geht, wo man crashen kann, ohne dass Leute zu Schaden kommen."
Legal oder illegal? In vielen Ländern gibt es schlichtweg noch gar keine Gesetze für oder gegen solche Flugaktionen. Raphael Pirker sagt, er will mit damit auch ein Bewusstsein schaffen.
Pirker: "Natürlich werden überall Gesetze und Restriktionen eingeführt, aber das bringt alles nix! Weil ich kann mir diese Sachen überall aus dem Internet kaufen, ich kann sie zusammenbauen, ich kann Sachen, die komplett für etwas anderes verwendet werden, kann ich so modifizieren, dass sie dann auf ner Drohne funktionieren. Und ich finde das muss einfach ernsthaft angegangen werden in einer Art und Weise, die aber die Technik nicht hindert, weil es eben enorme Potenziale hat für die Gesellschaft."
Die dritte Dimension
Quadrocopter erweitern unseren Handlungsspielraums in die dritte Dimension. Man kann mit Copterschwärmen Musikinstrumente bedienen.
Man kann Medikamente zustellen, den Nachbarn ausspionieren. Oder Wärmebilder von Gebäuden anfertigen. Brücken bauen, Erdbebengebiete kartographieren, Impfstoffe transportieren oder sogar Fische fangen.
Oder, ganz im Sinne der Hacker-Kultur, politischen Aktivismus betreiben.
Aktivisten des Peng-Kollektivs warfen im Oktober 2015 mit einem ferngesteuerten Trapezgleiter Flugblätter über einer NSA-Zentrale bei Darmstadt ab. Sie wollten damit Geheimdienstmitarbeiter davon überzeugen, ihren Schlapphut an den Nagel zu hängen.
Anfang April 2015 war auf dem Amtsitz des japanischen Ministerpräsidenten ein Spielzeug-Copter gelandet, beladen mit leicht radioaktivem Sand aus Fukushima. Der Pilot wollte mit der harmlosen Ladung gegen Atomkraft demonstrieren.
Die Organisation "Women on Waves" demonstrierte im Juni 2015 gegen das Abtreibungsverbot in Polen - und flog einen Quadrocopter mit Abtreibungspillen über die Oder von Frankfurt nach Slubice.
Die globale Grafitti-Szene hat die Ausweitung der Sprühzone entdeckt - und das Kunstgenre Drone Art erfunden. Als vielleicht erster montierte der "Vandalismus-Künstler" "Katsu" eine fernsteuerbare Sprühdose an einem Copter - und beschmierte ein riesiges Werbeplakat in New York mit roten Linien.
Die Deutsche Bahn darf ihre neuen Anti-Grafitti-Überwachungsdrohnen mit Wärmebildkameras bei Dunkelheit dagegen nicht mehr aufsteigen lassen. Sicherheitsbedenken der Luftsicherheitsbehörden.
Gefahr für den Flugbetrieb?
Bedenken regen sich auch zunehmend an Flughäfen - und in den Medien.
Tagesschau: "Beim Landeanflug auf den Pariser Flughafen Charles De Gaulle tauchte links im Blickfeld des Copiloten plötzlich die Drohne auf. (...) Der Copilot schaltete daraufhin sofort den Autopiloten aus und leitete ein Ausweichmanöver ein. Die Drohne sei dann etwa 5 Meter unterhalb des linken Flugzeugflügels vorbeigesaust."
ARD: "Eine aus Genf kommende Maschine der Fluggesellschaft British Airways wurde am Sonntag Mittag beim Landeanflug aus Heathrow im vorderen Bereich von einem Objekt getroffen."
Im April gab es in London möglicherweise den ersten vermeintlichen Zusammenstoß mit einer Drohne - oder doch nur einer Plastiktüte?
Raab: "Also wir hatten auch in Deutschland schon einige Vorfälle mit Drohnen im Flugverkehr, also dass Drohnen gesichtet worden sind von den Piloten, in Höhen, wo die nichts zu haben, oder in einem Flugraum, wo sie nichts zu suchen haben."
Axel Raab war fast 20 Jahre lang Fluglotse in Frankfurt - und ist heute Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung.
Raab: "Wir befinden uns hier oben in der Towerkanzel des Flughafens Tegel, und von hier aus wird also der ganze Flugverkrehr am Platz kontrolliert, also Start- und Landefreigaben, rollender Verkehr - und auch der Luftraum, die sogenannte Kontrollzone, das umfasst etwa die halbe Stadt Berlin."
Rechtliche Grenzen
Vom Flughafentower ist ein Kirchturm zu sehen. Dürfte man dort fliegen?
Raab: "Also ich schätze mal, dass dieser Kirchturm näher als 1,5 Kilometer entfernt ist - und insofern ist das in diesem Bereich verboten! Nämlich im Umkreis von 1,5 Kilometern darf ich gar keine Drohnen aufsteigen lassen. In der sogenannten Kontrollzone, das ist der gesamte Bereich, der von einem Tower kontrolliert wird, ich sage mal in so grob um Umkreis von fünf bis zehn Kilometern um einen Flughafen herum, dort darf ich Drohnen aufsteigen lassen, allerdings nur bis zu einer bestimmten Höhe. Und da unterscheiden wir einmal zwischen den kleinen Drohnen, bis fünf Kilogramm, die dürfen 30 Meter hoch - und die bis 25 Kilo, die dürfen 50 Meter hoch. Außerhalb der Kontrollzone darf die Höhe von 100 m nicht überschritten werden."
Auf dem Fluglotsenradar wie hier in Tegel tauchen etwaige Copter bislang nicht auf.
Raab: "Deswegen fordern wir zum Einen eine Registrierung der Drohnen, dass wenn etwas passiert, dass man auch den Halter der Drohne ausfindig machen kann, wie ein Nummernschild beim Auto."
In den USA hat die Luftsicherheitsbehörde jüngst eine Registrierungspflicht eingeführt für Spielzeugdrohnen. Innerhalb der ersten drei Monate gab es gleich 400.000 Anmeldungen.
In Deutschland und der EU planen Politiker und Verbände längst ähnliches - brauchen aber etwas länger. Die Flugsicherung setzt solange auf Weiterbildung.
Raab: "Also wir wollen aufklären. Wir haben deswegen im Internet auch dargelegt, wie sind die Regeln, zumindest das, was den Flugverkehr betrifft. Diese Drohnen sind jetzt auf dem Markt, sie sind erschwinglich, sie können von jedermann gekauft werden, es ist ja nicht so, dass man eine bestimmte Lizenz oder swoas haben muss, und dann muss man natürlich auch das ganze regeln. Einmal was die Flugsicherheit angeht, aber natürlich auch was die Privatsphäre von Menschen angeht, wenn die mit Kameras dort über fremde Grundstücke fliegen."
Ohnehin ist bereits vieles gesetzlich geregelt. Das Fliegen über Menschenansammlungen und fremden Grundstücken ist verboten, nahe Unglücksorten oder Polizei-Einsätzen, Gefängnissen, Kasernen, Kraftwerken, Naturschutzgebieten auch. Untersagt sind Bilder von sonst uneinsehbaren Orten oder von erkennbaren Personen. Geflogen werden darf nur mit Sichtverbindung, tendenziell weniger als die geforderten 100 Meter Höhe. Auch für Hobby-Piloten ist zudem eine Modellbau-Versicherung nötig.
Sowieso verhindern in immer mehr Spielzeug-Coptern einprogrammierte "Geofences" das Abheben und Fliegen in gesperrten Lufträumen weltweit.
Bedrohliche Zwischenfälle
Geofencing, Luftfahrgesetze, Versicherung, Führerschein, Registrierung. Solche präventiven Maßnahmen verhindern allenfalls Unfälle unbedachter Hobbypiloten - keine vorsätzlichen Gesetzesbrüche.
Eine Wahlkampf-Bühne, September 2013, Dresden. Plötzlich taucht ein Copter auf.
Seebach: "Ja, hier sieht man die Drohne ungefähr vier Metern von den Rednern entfernt. Ich glaube das war damals der Herr de Maizière und die Bundeskanzlerin. Und die fliegt da, ja, jetzt schon mehrere Sekunden, 10-20 Sekunden schon über diesem Zelt und den Leuten herum, heute würde das gar nicht mehr möglich sein, man kann sich vorstellen, was da passieren könnte. Jetzt kommt sie direkt vor, die Leute lachen, sie landet direkt vor den Rednern. Und auch die Sicherheitsleute sind da ganz bequem, nehmen die Drohne jetzt zur Seite."
"Eine solche Veranstaltung muss auch Spaß machen, das ist richtig."
Spaßvögel der Piratenpartei hatten den Copter vor der Kanzlerin gecrasht - als Protest gegen Überwachung.
Seebach: "Aber was da hätte passieren können, da hat noch keiner dran gedacht. Und heute werden 400.000 Drohnen im Monat verkauft. Und es ist einfach eine statistische Sicherheit, dass irgendwas damit passieren kann, irgendwann."
Dr. Ingo Seebach hat in Kassel die Firma Dedrone gegründet. Ihr "Dronetracker" erkennt herannahende Drohnen.
Seebach: "Jeder, der ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis hat, sollte sich vor Drohnen schützen. Es werden Milliarden ausgegeben für Zäune, Perimeterschutz, Videoanlagen, die alle auf den Boden schauen und vielleicht alles bis acht Meter abdecken. Alles was da drüber ist, ist ein komplett ungesicherter Raum."
"Was sind so klassische Felder, in denen ihr Tracker zum Einsatz kommen sollte?"
Seebach: "Also zum einen Gefängnisse, aber auch Stadien oder diplomatische Einrichtungen, hohe Gerichte, Privatleute, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, Designzentren, eigentlich jede Firma, die Prototypen herstellt und testen möchte. Aber auch Leitungen, Stromverteiler, alles was für die Infrastruktur sehr empfindlich ist und notwendig ist und durch Drohnen angegriffen werden könnte."
Seebach: "Also zum einen Gefängnisse, aber auch Stadien oder diplomatische Einrichtungen, hohe Gerichte, Privatleute, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, Designzentren, eigentlich jede Firma, die Prototypen herstellt und testen möchte. Aber auch Leitungen, Stromverteiler, alles was für die Infrastruktur sehr empfindlich ist und notwendig ist und durch Drohnen angegriffen werden könnte."
Das Design von Seebachs Drohnendetektoren - weiß und kreuzförmig - erinnert an einen Quadrocopter:
Seebach: "Für uns wars wichtig: Wir haben einen komplett neuen Markt hier, mit einem neuen Thema und wir wollen das besetzen mit einem Produkt. Und es muss schon irgendwie sichtbar sein, dass der Dronetracker dafür da ist, Drohnen zu entdecken. Und darum haben wir so eine, ja, signifikante Form gewählt."
Aufschwung im Antidrohnen-Business
Medienwirksame Vorfälle, so wie die Landung vor der Kanzlerin, nutzen natürlich dem Antidrohnen-Business.
Wenn irgendwo mal was Großes, Schlimmes mit einem Copter passierte, die Branche würde explodieren, vermuten Branchenkenner.
Seebach: "Wir verkaufen ein Sicherheitsprodukt. Und wenn keine Gefahr von Drohnen ausgeht, dann braucht man dieses Sicherheitsprodukt nicht. Wir gehen davon aus, dass Drohnen fast ausschließlich für gute Dinge genutzt werden. Aber wir haben ja auch Alarmanlagen an unseren Häusern und hassen deshalb keine Menschen sondern schützen uns nur vor Dieben. Und so sehen das auch. Natürlich sind die meisten Drohnen gut. Aber wir kümmern uns um die, die nicht gut sind."
Rund 6000 Dollar kostet eines der Erkennungskreuze, plus monatliche Abogebühren. Im Inneren stecken mehrere Mini-Rechner, beliebte Hardware aus der Maker-Szene, zum geschätzten Gesamtpreis von unter Tausend Dollar.
Der Wert von Dedrone und Konkurrenten steckt eher in deren Software und Drohnen-Datenbank. Aber nicht alle Mitbewerber nutzen gleich drei Detektierungsverfahren:
Eine optische Erkennung, bei Nacht mit Hilfe einer Infrarotkamera, die auch Videobeweise anfertigt. Eine Analyse des Funkverkehrs der Fernsteuerung, von etwaigen WLAN-Verbindungen und dem Video-Livebild, das sogar oft mitgeschnitten werden kann. Und außerdem: dem Geräusch der Drohne.
Seebach: "Interessant dabei ist, dass wir das Geräusch nutzen, das wir nicht hören. Und zwar den Ultraschallbereich vor allen Dingen. Und da hat jede Drohne ein signifikantes Signal, was wir nutzen, um die Drohne zu erkennen. Das heißt, das Rauschen an sich, was man hört, wenn man die Drohne hört, das kann überdeckt werden durch andere Geräusche, die in dem hörbaren Bereich ist, aber die Drohnen geben ähnlich wie Fledermäuse ein Ultraschallsignal aus, das wir verstärken und die Drohne damit erkennen können."
Die hohen Ultraschall-Geräusche entstammen nicht einmal den Motoren selbst, sondern den Motor-Steuergeräten. Ein Spektrogramm zeigt das 18khz hohe Geräusch bereits als Linie. Auf 4000 Hertz heruntertransponiert, ist es auch für Menschen hörbar:
Eine Bedrohung?
Vielleicht wecken Drohnen eine menschliche Urangst, wie die vor Insekten. Ein unangenehm surrender, emotionsloser Flugroboter mit messerscharfen Propellern. Der plötzlich auftaucht und unberechenbar herumschwirrt. Dessen Kameras alles erspähen. Und der gewalttätige Lasten tragen könnte.
Finnischer Winter. Auf einem Bauernhof befestigen drei Männer eine Kettensäge an einem "Oktocopter". Acht Propeller reißen die "Killerdrone" in den Himmel. Der Pilot beginnt ein furchtbares Gemetzel. Eiszapfen werden gestutzt, die Wipfel von Tannen gekappt. Schließlich rollen in Zeitlupe Köpfe. Von Schneemännern.
Doch das Gemetzel endet abrupt. In einem der acht superstarken Propeller verhakt sich: ein rosaroter Luftballon. Dieser "Kamikazecopter" fällt vom Himmel.
Andere heldenhafte Piloten befestigen Feuerwerkskörper an Quadrocoptern und jagen sich mit Salven von Römischem Feuer.
Auch echte Waffen wurden bereits an Coptern befestigt, so wie im Video "Flying Gun" des 18-jährigen Austin Haughwout aus Connecticut, USA. Eine Pistole an einer Drohne feuert ferngesteuert Schüsse ab., Der Rückstoß drückt die DIY-Flugwaffe nach hinten. Aber das Konzept funktioniert.
Haughwouts danach entwickelter Drohnen-Flammenwerfer übrigens auch. Um einen Truthahn zu rösten.
Fußballspiel, ARD-Sprecher: "… Weiß nicht, ob sie das laute Geräusch gehört haben, wird einem mal kurz anders."
Raum für die furchteinflößendsten Drohnen-Szenarien bieten Stadien. Eine riesige Einflugschneise. Maximale Panikwirkung bei den Zuschauern - und einem TV-Millionenpublikum.
Das Verstörungspotenzial von Drohnen zeigte sich im September 2014, als ein Quadrocopter während eines Fußballspiels zwischen Serbien und Albanien über dem Spielfeld schwebte, mit einer großalbanischen Flagge. Die Folge der Provokation: Pfeifkonzert, Schlägerei zwischen den Nationalteams, Spielabbruch. Die Fernbedienung wurde später gefunden beim Bruder des albanischen Regierungschefs.
Letztlich harmlos im Vergleich mit Nachrichten, wie der, dass die Terrororganisation IS mit Quadrocoptern und Chemiebomben experimentieren soll - was nicht nur britische Boulevardblätter berichten.
Aber warum hat es noch niemals Attentate mit Spielzeug-Drohnen gegeben?
Abwehrverfahren
Dubus: "Das ist eine gute Frage. Ich würde eher fragen: Wann geschieht es zum ersten Mal. Ich glaube, es ist weniger eine Frage von: ist es möglich? Alle Sicherheitsbehörden wissen, dass es möglich ist! Die große Frage ist also nicht, ob es passieren kann. Sondern: wann passiert es zum ersten Mal?"
Von der neuen Drohnen-Terror-Angst, die hier in Frankreich auch durch geheimnisvolle Atomkraftwerk-Überflüge geschürt wurde, profitiert eine ganze Branche. Alte Player der Rüstungsindustrie, aber auch kleinere Multicopter-Enthusiastenbetriebe, wie die Firma Malou-Tech, in einem Vorort von Paris.
Geschäftsführer Philippe Dubus zeigt einen respekteinflößend großer Oktocopter - den "Intercepteur MPI 200".
Dubus: "Im Prinzip haben wir einfach ein Polizeiauto kopiert. Um einen Räuber zu erwischen, was muss ein Polizeiauto da können? Es muss schneller sein als das Fahrzeug des Flüchtenden - aber auf die gleiche Weise funktionieren! Es muss stabiler sein, gut reparierbar! Und: muss man immer das Risiko eingehen können, es kaputt zu fahren! Also haben wir eine Drohne entwickelt mit stärkeren Motoren als in Spielzeugen. Mit mehr Funktionen, Kraft, Beweglichkeit und Autonomie! Also ist sie natürlich auch teurer - aber immer noch günstiger als ein Hubschrauber!"
Mit Helikoptern auf Drohnen schießen? Um die wendigen Minicopter abzuwehren, gibt es verschiedenste Methoden. Viele zielen auf die Funkverbindungen. Das Startup Skysafe will Spielzeug-Drohnen per Funk hacken und landen können - verrät aber noch nicht wie. Das Antennen-Gewehr DroneDefender™ vom Battelle Institut in Ohio stört den GPS-Empfang und die Fernsteuerungs-Frequenzen. Genauso ein System von Airbus Defence. Die meisten Copter leiten bei Signalverlust eine Notlandung ein oder kehren zu ihrem Startpunkt zurück. Aber das Stören allgemein genutzer Frequenzbereiche sei heikel, meint Philippe Dubus:
Dubus: "Die Idee unseres Abfangjägers ist, dass die Drohnen-Bedrohung meistens im städtischen Raum vorkommt, in geringer Distanz. Wenn man da bestimmte Frequenzbereiche stört, die auch Handyfrequenzen tangieren, zum Beispiel in einer Stadt wie Paris, dann muss man hinnehmen, dass Tausende von Menschen ihre Telefone nicht mehr benutzen können, sobald eine Drohne herumfliegt. Das wird schwierig zu vermitteln sein."
Andere Abwehrmethoden sind noch offensiver als die Funkstrahlenwaffen. Die Airbus-Tochter und Missile-Weltmarktführerin MBDA baut eine Laserkanone mit bis zu 2,5 Kilometern Reichweite. Auch Boeing benutzt Laserstrahlung
Anvisierte Ziele fallen brennend zu Boden. Und der Überlinger Rüstungskonzern Diehl Defence verstört die Bordelektronik von Coptern mit einer Mikrowellenkanone, die sogar Autos stoppen kann.
Skywall 100: "When the smartscope is locked on to the target, a solid tone indicates the system is ready to launch."
Wieder andere nutzen Netze. Die handliche NetGun der Schweizer Firma Koller schießt mit Luftdruck ein Fangnetz in den Himmel, das auch für entlaufene Katzen geeignet ist. Die britische "Skywall 100"-Netz-Bazooka wirkt für die Haustierjagd zu martialisch - erreicht aber auch höherfliegende Copter. Und die US-Firma Snake River verkauft spezielle "Drone Munition" für die Schrotflinte. Laut Herstellerangaben bleifrei - und auch hervorragend gegen Hasen, Enten und Truthähne.
Doch welche Sicherheit bringt es, wenn Polizisten eine Drohne über Menschenmengen abschießen, wie im Sommer 2013 bei Demonstrationen im Gezi Park von Istanbul? Wird die Panik in einem Stadion dann nicht angeschürt? Philippe Dubus.
Dubu: "Wirklich auf eine Drohne mit einer Waffe zu feuern, auf eine Tausend-Euro-Drohne, mitten in der Stadt, mit tausenden von Touristen auf dem Champs-Elysee, ich glaube das ist nicht vereinbar!"
Die Abwehrtechnik von Dubus Firma ist simpel.
Dubus: "Der Vorteil unserer Eingriffs-Drohne ist, dass man die eingedrungenen Quadrocopter fangen kann, mit einem Netz, oder durch Berührung. Ohne die Menschen oder Dinge in der Nähe zu gefährden! Die Idee ist, Kollateralschaden zu vermeiden mit einem Abwehr-Mittel, das nicht gefährlicher ist, als die Bedrohung."
An dem riesigen Abfangcopter baumelt ein mehrere Quadratmeter großes Fangnetz. Damit jagt und fängt der Riesen-Copter eine kleinere Drohne, deren Propeller sich schnell im Netz verfangen.
Auch die Drohnen-Abwehr-Einheit der Polizei von Tokio nutzt solche Abfangjäger. Am Hirolab der Uni Michigan und beim Dronecatcher der Firma Delft Dynamics schießen Polizei-Copter mit Bord-Netzkanonen. Falls die Skills der Abfang-Piloten genügen .
Eigentlich, sagt Philippe Dubus, braucht ein ernsthafter Kunde eine ganze Schwadron aus mindestens drei seiner 25.000 Euro - Abfang-Coptern. Und mehrere bestens ausgebildete Piloten.
Oder Adler? Die Raubvögel sind mit ihren scharfen Augen und ihrem Jagdinstinkt die perfekten Drohnenjäger, sagt die niederländische Firma "Guards from Above" - und bildet eine vielbeachtete Adler-Abwehreinheit aus.
Der Greifvogel-Zugriff funktioniert bereits bestens, nun müssen die Low-Tech-Vögel nur noch lernen, ihre High-Tech-Opfer auch zum richtigen Ort zu apportieren - berichtet die BBC.
Autonomes Fliegen
Algorithmen sind im Gegensatz zu Adlern besser auf den Menschen abgestimmt.
Dubus: "Egal welche Smartphone-Kamera man auf einen Menschen richtet: Es wird automatisch das Gesicht fokussiert. Das heißt: Die Software von Smartphones ist längst in der Lage, in Echtzeit Objekte zu erkennen. Da hat man ihnen natürlich zuerst Gesichter beigebracht, weil das so praktisch ist! Aber es wird bald möglich sein, einer Drohne beizubringen, andere Drohnen zu erkennen, sie automatisch zu verfolgen und einzufangen! Dass das per Bilderkennung geht, das beweisen bereits heute die Smartphones!"
Neueste Spielzeugdrohnen wie die "Phantom 4" des chinesischen Marktführers DJI erkennen jedenfalls etwaige Hindernisse über eine Analyse des Kamerabilds - und weichen automatisch aus.
Oder stoppen, bevor ihre Testpiloten sie gegen Wände fliegen.
In einer jüngsten Produktdemonstration des IT-Riesen Intel folgt ein Quadrocopter einem Mountainbiker durch einen künstlichen Wald - und umkurvt dabei selbstständig alle Bäume.
Und auch einem Ast, der kurz vor seiner Nase umkippt.
Solche Dronie- und Follow-Me-Funktion sind erst der Anfang einer Ära gänzlich autonomer Boten, Überwachungs und Arbeitsdrohnen.
Zukunft des Luftraums
Die Westcoast-Internetriesen Amazon und Google scheinen an Science Fiction zu glauben - beide forschen jedenfalls an autonomen Lieferdrohnen. Amazon will auch gleich den Luftraum reservieren und schlägt vor, ihn in mehrere Zonen einzuteilen. Unter 60 Metern für langsamen, lokalen Luftverkehr, darüber und bis zu 120 Metern als Hochgeschwindigkeits-Flugzone für komplett autonome Superdrohnen.
Und die kleinen Spielzeug-Copter von Hobbypiloten? Müssen verboten werden. Forderte der damalige Google-Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt 2013 im Guardian.
Der "niedrige Luftraum" wird damit immer mehr zur umkämpften Ressource:
"Drohnen können fast überall hinfliegen, fast alles sehen und fast alles machen! Deshalb sollten wir ihnen diese Freiheit gewähren. So dass nicht bloß Teile der Gesellschaft am Himmel fliegen können! Alles andere wäre ungerecht!"
Am Telefon ist Lot Amorós. Der spanische Künstler und Aktivist baut Open-Source-Copter aus Telefonen - und hat das "Open Airspace Manifesto" verfasst: Eine These: Der Luftraum ist das neue Internet! Und weil das Netz seit seinen offenen Anfangstagen so kommerziell, so unfrei und überwacht geworden ist, sieht Lot Amorós die gleichen Debatten heranfliegen wie die um die Netzneutralität; dem Grundsatz, der alle Datenpakete gleichberechtigt durchs Netz wandern lässt.
Amorós: "Netzneutralität im Luftraum? Das bedeutet, wenn wir diese Hochgeschwindigkeits-Luftstraßen haben, dass die Kommunikationsprotokolle dieser Drohnen offen sein sollten, oder zumindest standardisiert. So dass da nicht nur die Drohnen von DJI fliegen können. Oder die von 3D Robotics. Oder die von Amazon. Damit wir da oben alle mitfliegen können, ohne künstliche Einschränkungen!"
Verkehrsprobleme, Belästigung, Unfälle, Überwachung, Terrorgefahr - jetzt in der Hand von jedermann? Hobbycopter sind derzeit so beliebt wie Wespenschwärme.
Anfang des Drohnen-Zeitalters
Aber wir sind erst am Anfang des Drohnen-Zeitalters. Matt Waite ist Journalismusprofessor an der Universität von Nebraska.
"Und es gibt dieses tolle Zitat aus einem 80er-Jahre-Science-Fiction-Film: Die Anfangszeit ist immer heikel! Und eine Menge der Schlagzeilen, die man heute über Drohnen liest, sind wirklich beängstigend. Beinahe-Unfälle, Abstürze, fliegende Eindringlinge! Aber wissen Sie: Genau die gleichen Angst-Schlagzeilen wurden geschrieben, als die Gebrüder Wright in Kitty-Hawk abhoben, 1903. Und wir bemühen uns derzeit total, die genau gleichen Fehler zu machen wie unsere Vorfahren! Wir sollten lieber daraus lernen. Bei disruptiven Technologien dürfen wir nie aufhören, zu lernen! Egal bei welcher, die Lehre ist immer gleiche! Man muss immer eine Balance finden zwischen dem, was wir als Gesellschaft wollen - und was die Technik für uns tut. Jedes Mal müssen wir unsere Grundsätze anpassen, an eine neue Realität!"
Wenn uns Dronie-Copter vollautomatisch folgen - und zentimetergenau navigieren. Wenn sie ständig mit Cloud korrespondieren. Und mit installierbarern Apps ganz neue Fähigkeiten erlernen. Wenn, ob Tag oder Nacht, die zivilen Drohnenschwärme am Großstadthimmel kreisen, so wie ihre militärischen Namensvettern in Afghanistan. Oder wenn sie uns als moderne Rosinenbomber beglücken, auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Immer bleibt dann ein gravierendes Problem. Der Akku. Allerspätestens nach einer halben Stunde landen sie alle.