Zögernd und führungsschwach
Aus einer Reformerin wurde eine richtungslose Beamtin, die sich von Meinungsumfragen und Stimmungen abhängig macht. Das ist das Bild, das Dirk Kurbjuweit in seinem Buch "Angela Merkel. Eine Kanzlerin für alle?" von der Regierungschefin zeichnet.
Bald wird sie wieder auf Wahlkampf gehen, wieder wird über ihre Frisur, ihre Kleidung, ihre Mimik gesprochen werden und nebenbei auch über ihre politischen Programme. Beides, ihre Erscheinung und ihre Programme, haben sich während der ersten Legislaturperiode Angela Merkels, der ersten Frau im deutschen Kanzleramt, so entscheidend verändert, wie es noch vor vier Jahren undenkbar war.
Aus der bisweilen etwas ungeschickten Ostdeutschen, die hinter ihrer Nüchternheit nur schwer den Machtwillen verbergen konnte, wurde in kürzester Zeit eine Politik-Lady im taillierten Hosenanzug, die sich zumal im Ausland und unter ihren internationalen Kollegen mit Charme, Witz und Wärme beliebt zu machen verstand. Aber unter dem Druck der Volksstimmung wurde aus einer Reformerin eine richtungslose, bisweilen führungsschwache Beamtin, die sich von Meinungsumfragen und Stimmungen abhängig macht, von dem Populisten Lafontaine hertreiben ließ und in der großen Wirtschaftskrise zögernd und zaudernd reagiert.
Dies ist das Bild, das der Reporter und Schriftsteller Dirk Kurbjuweit in seinem Essay "Angela Merkel. Eine Kanzlerin für alle?" von der Kapitänin der Bundesrepublik zeichnet. Kurbjuweit ist Bürochef des Berliner Innenpolitikressort des Magazin "Spiegel", er hat zahlreiche Politikerporträts verfasst, aber er ist nicht nur Journalist.
Dirk Kurbjuweit hat sich mit Novellen und Roman ein Prestige als literarischer Realist mit einem besonderen Gespür für menschliche Charaktere erworben. Sein erzählerisches Talent kommt seiner Darstellung der vergangenen Jahre deutscher Politik zugute. Sein Buch ist das Porträt einer Politikerin, Anlayse aktueller Zeitgeschichte und zugleich ein Stück über das Berliner Polittheater.
Unübersehbar profitiert der Essayist von der alltäglichen Nähe des Reporters Kurbjuweit zum politischen Geschäft und seinen Protagonisten. Mehrere Male hat er Angela Merkel bei ihren Auslandsreisen begleitet, häufig an sogenannten Hintergrundgesprächen teilgenommen, die ausdrücklich dafür da sind, Journalisten zu informieren, ihnen aber nicht erlauben, die Informationen an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Daran hält sich Kurbjuweit. Über jene Situationen, in denen er die deutsche Kanzlerin ungeschützter, privater erlebte, sagt er nur eins: Sie kann auch ganz anders sein.
Kritik von Ursula März
Dirk Kurbjuweit: Angela Merkel. Die Kanzlerin für alle?
Hanser Verlag München 2009
160 Seiten, 16,90 Euro
Aus der bisweilen etwas ungeschickten Ostdeutschen, die hinter ihrer Nüchternheit nur schwer den Machtwillen verbergen konnte, wurde in kürzester Zeit eine Politik-Lady im taillierten Hosenanzug, die sich zumal im Ausland und unter ihren internationalen Kollegen mit Charme, Witz und Wärme beliebt zu machen verstand. Aber unter dem Druck der Volksstimmung wurde aus einer Reformerin eine richtungslose, bisweilen führungsschwache Beamtin, die sich von Meinungsumfragen und Stimmungen abhängig macht, von dem Populisten Lafontaine hertreiben ließ und in der großen Wirtschaftskrise zögernd und zaudernd reagiert.
Dies ist das Bild, das der Reporter und Schriftsteller Dirk Kurbjuweit in seinem Essay "Angela Merkel. Eine Kanzlerin für alle?" von der Kapitänin der Bundesrepublik zeichnet. Kurbjuweit ist Bürochef des Berliner Innenpolitikressort des Magazin "Spiegel", er hat zahlreiche Politikerporträts verfasst, aber er ist nicht nur Journalist.
Dirk Kurbjuweit hat sich mit Novellen und Roman ein Prestige als literarischer Realist mit einem besonderen Gespür für menschliche Charaktere erworben. Sein erzählerisches Talent kommt seiner Darstellung der vergangenen Jahre deutscher Politik zugute. Sein Buch ist das Porträt einer Politikerin, Anlayse aktueller Zeitgeschichte und zugleich ein Stück über das Berliner Polittheater.
Unübersehbar profitiert der Essayist von der alltäglichen Nähe des Reporters Kurbjuweit zum politischen Geschäft und seinen Protagonisten. Mehrere Male hat er Angela Merkel bei ihren Auslandsreisen begleitet, häufig an sogenannten Hintergrundgesprächen teilgenommen, die ausdrücklich dafür da sind, Journalisten zu informieren, ihnen aber nicht erlauben, die Informationen an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Daran hält sich Kurbjuweit. Über jene Situationen, in denen er die deutsche Kanzlerin ungeschützter, privater erlebte, sagt er nur eins: Sie kann auch ganz anders sein.
Kritik von Ursula März
Dirk Kurbjuweit: Angela Merkel. Die Kanzlerin für alle?
Hanser Verlag München 2009
160 Seiten, 16,90 Euro