Zora del Buono: "Die Marschallin"
C.H. Beck, München 2020
382 Seiten, 24 Euro
Eine Frau, die die Welt gestalten will
16:00 Minuten
Zora del Buono erzählt in "Die Marschallin" von einer großbürgerlichen, kommunistischen Arztgattin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Italien. Es ist die Geschichte einer Frau, die ihren Wunsch nach Macht nur in ihrer Familie verwirklichen kann.
1919, ein kleines Dorf in Slowenien: Die junge Zora lernt Pietro Del Buono kennen, der später ihr Ehemann wird – und ein berühmter Radiologe in Italien. Die beiden überzeugten Kommunisten gehen nach Bari. Dort führen sie einerseits ein großbürgerliches Leben, andererseits kämpfen sie gegen den Faschismus und unterstützen Tito.
Zora Del Buono hat es wirklich gegeben, sie ist die Großmutter der gleichnamigen Schriftstellerin Zora del Buono, die ihre Geschichte in dem Roman "Die Marschallin" erzählt. Die ältere Zora Del Buono ist herrisch und temperamentvoll, sie will der Welt ihren Stempel aufdrücken – etwa indem sie versucht, Waffen an Tito zu liefern.
"Sie wollte die Welt gestalten", sagt die Schriftstellerin. Eine Frau, die vermutlich besser Politikerin oder Ärztin geworden wäre. "Sie hat aber dann diesen Gestaltungswillen auf die Familie projiziert, was nicht unbedingt nur gut war."
Das klingt nach Familien- oder Frauenroman, aber das Buch ist, so Zora del Buono, letztlich ein politischer Roman. Für Menschen, "die es mögen, europäische Geschichte auf persönliche Weise erzählt zu bekommen, und die mit der Heldin quer durch Europa wandern – mit einem Abstecher nach Nordafrika. Menschen mit einem Hang zum Drama, also solche wie ich."
(uko)