Zoran Drvenkar und Jutta Bauer: Weißt Du noch?
empfohlen ab 5 Jahren
Hanser Verlag, 2017
32 Seiten, 14 Euro.
"Das ist pure Magie!"
Zoran Drvenkar schreibt preisgekrönte Thriller und Krimis - aber auch witzige Kinderbücher. "Weißt du noch?" ist auch eine Liebeserklärung an seine Muse. Warum ihm das "Du" in seinen Büchern so wichtig ist, erklärt er im Gespräch.
Theaterstücke, Krimis, Thriller, Kinderbücher – der 1967 in Kroatien geborene, bei Berlin lebende Schriftsteller Zoran Drvenkar ist in vielen literarischen Metiers zuhause. Sein neues Buch "Weißt du noch?" fällt wieder in die letzte Kategorie. Es ist gemeinsam mit der Illustratorin Jutta Bauer entstanden und versammelt die anrührenden und witzigen Anekdoten eines alten Ehepaars, das sich an magische Momente seines Lebens erinnert.
Ein Buch für die Muse
Die Idee dazu kam Drvenkar beim Urlaub in Irland, erklärt der Schriftsteller im Deutschlandradio Kultur. Seine Lebensgefährtin – seine Muse, wie er sie nennt – war dort auf eigene Faust losgezogen und hatte ihm später von ihren Erlebnissen berichtet. Später fragte sie ihn dann stets, ob er noch wisse, wie das und jenes geschehen sei. "Da dachte ich, ich schreib‘ mal ein Buch für sie", so Drvenkar. Entsprechend stellt das Kinderbuch auch eine Liebesgeschichte für Erwachsene dar, räumt der Autor gerne ein. Und eine Liebeserklärung an seine Muse, die bis in die Gestaltung seiner Bücher hinein in den Arbeitsprozess miteinbezogen ist.
Auch auf die Zusammenarbeit mit der Illustratorin Jutta Bauer kommt Drvenkar zu sprechen. Diese stand vor einer enormen Herausforderung: "In dem Text sind viele, viele Bilder. Das will ein Zeichner ja nicht kopieren. Er will ja eigentlich was Neues machen. … Ich hatte auch keine Vorgaben, ich wollte überrascht werden." Und die Überraschungen fielen positiv aus, sagt Drvenkar: Änderungen schlug er nur in Details vor.
Der Atem im Nacken des Lesers
Das "Du", die direkte Anrede des Lesers also, ist Drvenkar ein Herzensanliegen: Nicht nur in seinen Kinder- und Jugendbüchern, sondern auch in den gezielt für ein erwachsenes Publikum geschriebenen Romanen. Im Psychothriller "Du" etwa führt er die Leser gezielt in die dunklen Abgründe eines Mörders, mit dem sich der Leser gezwungenermaßen identifizieren muss. Einen konkreten Leser habe er zwar nicht im Blick. Dennoch rutsche er "ganz nahe an den Leser heran", so Drvenkar über seine Verfahrensweise.
"Ich atme ihm schon fast in den Nacken. Es gibt auch Leute, die das nicht lesen können, weil es ihnen zu nahe geht. Sie wollen nicht die dunklen Charaktere abkriegen. … Ich gehe aber auch auf die Dunklen zu und mache ihnen die Türe auf. Und das ist pure Magie."
Kein Anbiedern
Zwischen solchen düsteren Stoffen und dem witzig-melancholischen Kinderbuch "Weißt du noch?" liegen offensichtlich große Unterschiede. Wie vereint man eine solche Spannbreite eigentlich als Schriftsteller? Der Autor dazu:
"Wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, dann mache ich die Türe auf für Charakatere, die irgendwo in mir schlummern, raus wollen und ihre Geschichten erzählen wollen. Ich weiß nie vorher, was für eine Geschichte es ist. Es kann ein düsterer Thriller sein oder eine nette Geschichte – ich lasse denen einfach freien Raum. Wenn ich mich hinsetzen und sagen würde, oh, jetzt kommt eine nette Kindergeschichte, dann fände ich das sehr anbiedernd. Dann tue ich so, als ob ich ein kleines Kind wäre. Das will nicht. Ich bin ein Autor, der seine Charaktere hat, über die er erzählt", sagte Zoran Drvenkar.