Unsere neue Sendung "Stunde 1 Labor" läuft ab dem 7. Juli 2019 in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 0:05 Uhr. Sie ist Raum für Experimente und bietet eine Vielfalt an Formaten wie etwa Veranstaltungen oder Gespräche. Die Sendung stellt Neues und Innovatives aus dem Kulturleben vor.
"Kunst ist Nahrung für die Seele"
46:34 Minuten
Henrik Eiben ist ein international renommierter Künstler und lebt in Hamburg. Erst hier konnte er seine künstlerische Sprache entwickeln. Entstanden sei sie im Dialog mit seinen Arbeitsmaterialien, erklärt er in unserer neuen Sendung "Stunde 1 Labor".
Henrik Eiben ist Zeichner, Maler und Bildhauer. Er lebt und arbeitet in Hamburg. Seine Werke werden weltweit von Galerien in New York, Berlin, Köln und Zürich vertreten. Obwohl sich die Kunstszene hierzulande auf die Städte Berlin und Köln konzentriert, hat Eiben sich bewusst für Hamburg entschieden, wo der in Japan geborene Künstler zur Schule gegangen ist.
Ideen immer wieder neu anordnen
Wir haben ihn in seinem geräumigen L-förmigen Atelier besucht, einer Art "Fort Knox" mit Stahltüren. Dort gibt es sehr viele verschiedene, angefangene Kunstwerke, Dummys und Anordnungen, also Assemblagen, die ihn immer wieder neu inspirieren und zum Weitermachen anregen, wie Eiben selbst erklärt. Dadurch könne er Ideen immer wieder neu oder anders anordnen.
"Ich glaube daran, dass wenn man Papierarbeiten macht und dreidimensionale Arbeiten gleichzeitig im Raum stattfinden, dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Die Tatsache, dass überall was ist, verleitet mich dazu, überall einzusteigen. Somit kommt kein Leerlauf zustande", erklärt Eiben.
Es gibt auch einen Bereich im Atelier, der wie eine Werkstatt anmutet - mit Kreis- und Bandsäge, Schleif- und Bohrmaschine. Dazu erklärt der Künstler, die Arbeit gebe letztlich selbst vor, welche Instrumente und Gerätschaften sie benötigt.
"In der Kunst kann man nicht alles kontrollieren"
Insgesamt kann man sagen, dass Eiben sich von den Dingen, den Materialien, aus denen seine Werke entstehen, genauso beeinflussen lässt wie vom Faktor Zeit: "Je mehr Zeit ich den Arbeiten gebe, desto besser werden sie. Die Arbeiten bestimmen eigentlich ein bisschen, wo sie hingehen und auch wann sie fertig sind. In der Kunst kann man nicht alles kontrollieren." Hier arbeitet alles Hand in Hand und inspiriert sich gegenseitig.
Eiben ist kein Anhänger dogmatischer Perfektion, im Gegenteil: Er versucht das Menschliche in seine Werke einzubringen, wie er sagt. Schönheit entstehe erst mit den Fehlern im Material. "Diese Konfrontation mit dem Unperfekten und Humanen ist der Trigger, der meine Arbeit ausmacht."
Man muss nicht immer alles verstehen
Dadurch dass er kontinuierlich arbeite, sei er weniger dogmatisch, sagt Eiben. So könne er viel mehr zulassen. Auch müssten nicht alle Arbeiten komplett verstanden werden, manche dienten auch nur einer Fragestellung, um assoziativ auf das nächste Level zu gelangen.
"Meine Kunst ist eher leise, also nicht so aufdringlich", sagt Eiben. "Mein Ziel ist, dass Leute ihre eigene Sache in meinen Werken sehen können. Kunst ist Nahrung für die Seele. Ich sehe mein Werk vielleicht ein bisschen so wie einen Faden, der in die Zeitstrecke der Kunstgeschichte rein gewebt wird. Da gibt es keine Kategorien oder Unterschiede."
Berlin habe anfangs natürlich ganz oben auf seiner Liste gestanden, erklärt Eiben, doch habe er befürchtet, dort unterzugehen - zu überwältigend seien seine Berlintrips und -erfahrungen gewesen: "Ich war noch nicht so weit in meiner künstlerischen Sprache." Hamburg hingegen sei ein Ort der Kontemplation, wo man Gedanken nachhängen und diese formen und umsetzen könne.
(ckr)