Deutschlandtour

Zu Fuß und ohne Geld durch die Republik

05:17 Minuten
Schmutzige Wanderschuhe
Etwa 60 Kilometer ist Marcus Jaworek jeden Tag gegangen. Viel Zeit zum Pausieren blieb da nicht. © Imago / imagebroker / Moritz Wolf
Von Marcus Jaworek |
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Einmal durch Deutschland wandern, vom südlichsten zum nördlichsten Punkt. Das hat sich der 46-jährige Krankenpfleger Marcus Jaworek vorgenommen. 1000 Kilometer in 18 Tagen. Uns erzählt er von Nächten im Schnee und meditativen Momenten auf der Straße.
Angefangen habe ich in Oberstdorf. Dorthin bin ich noch mit dem Zug gefahren und habe mich dann versucht, zum südlichsten Punkt der Republik durchzukämpfen. Das ist mir sehr schwergefallen, weil genau an dem Tag, am 16. Mai, noch einmal eine Wetteränderung kam, und ich in einem Schneesturm auf 1500 Metern Höhe hängengeblieben bin.
Die meisten Klamotten waren durchnässt: kein guter Anfang für die ganze Tour. Aber ich habe die Zähne zusammengebissen. Ich habe ziemlich gefroren, weil es in der Nacht vier Grad waren. Es ist sogar Schnee gefallen. Aber ich habe gehofft, dass es am nächsten Tag besser werden würde, und so war es dann auch. Am nächsten Tag schien die Sonne.

16 Stunden am Tag laufen

Am ersten Tag läuft man natürlich noch viel leichter. Am Ende hatte ich 75 Kilometer geschafft habe. Die nächsten Tage bin ich dann im Schnitt so knapp um die 55 bis 60 Kilometer gelaufen. Eigentlich war ich 16 Stunden unterwegs, mit Pausen, wenn mir mein Körper gesagt hat: Jetzt machen wir eine Pause. Das waren nicht wirklich viele.
Mein Gepäck bestand aus nichts anderem als einem Rucksack, Schlafsack, Isomatte und anfänglich noch Hängematte. Ursprünglich hatte ich zwar überlegt, ein Zelt mitzunehmen, zwei Kilo klingt jetzt auch nicht viel. Aber wenn man damit über tausend Kilometer laufen muss, dann sind zwei Kilo sehr, sehr viel. Dementsprechend habe ich darauf verzichtet und habe mir gesagt, dass ich dort, wo ich hinkomme, nach einer geeigneten Schlafmöglichkeit suche.

Leergut sammeln fürs Essen

Die Tour bin ich tatsächlich ohne Geld gelaufen. Es liegt immer Leergut in Form von Flaschen und Dosen auf der Straße. Das hat mich jedes Mal nur ein Bücken gekostet. Ich habe es tatsächlich geschafft, damit so viel Geld tagtäglich zusammenzubekommen, dass ich mir davon die Nahrung gekauft habe, die ich einfach gebraucht habe, um so eine Leistung zu vollbringen. Da reden wir jetzt von 4,50 bis 5 Euro.
Man nimmt von Region zu Region viele Wechsel wahr, zum Beispiel in der Mentalität. Ich hätte immer gedacht, dass die Bayern eher reserviert sind und der Norden eher offen ist. Das habe ich aber zumindest auf meiner Tour andersherum erlebt. Die bayerische Bevölkerung war sehr offen, sehr hilfsbereit. Wenn ich in der nördlichen Region zum Beispiel nach Wasser gefragt habe, wurde ich dort auch häufiger mal abgewiesen, weil man eventuell dachte, dass ich irgendetwas Schlimmes im Schilde führe.

Mit jedem Schritt dem Ziel näher

Obwohl es sehr anstrengend war, bin ich leichten Fußes jeden Tag vor mich hingelaufen und habe innerlich – das klingt jetzt so meditativ – gelächelt, weil ich mit jedem Schritt, den ich getan habe, meinem Ziel einen Schritt näherkam.
Der vorletzte Tag meiner Tour war extrem verregnet. Auch die ganze Nacht hat es durchgeregnet. Dann kam wieder die Sonne raus. Also von demotiviert bis hochmotiviert. Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man tatsächlich sein Ziel erreicht. Man kann alles erreichen, wenn man es sich vornimmt – und vor allem, wenn man es tut. Das ist die Lehre dabei.
Am Zielort stehen zwei Pfeiler, an denen dransteht: Das ist der nördlichste Punkt Deutschlands. Ich habe ein Foto gemacht und danach habe ich mir einen Ort zum Schlafen gesucht, gleich in den Dünen. Dann habe ich eine Stunde oder eineinhalb Stunden dagesessen – es wurde schon langsam dunkel, war aber ein wunderbar sonniger Tag, sehr windstill – und habe den Sonnenuntergang genossen.

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