Der Norden säuft ab
Der Sommer und der Herbst 2017 waren in Mecklenburg-Vorpommern besonders nass. Die Folgen: Ernteausfälle, matschige Äcker und Bauern, die nicht wissen, wo sie nun die Gülle aus der Viehhaltung lassen sollen.
So klingt es seit Monaten beinahe unterbrochen auf vielen Äckern in Mecklenburg-Vorpommern, jedenfalls wenn die Landwirte eine Flurbegehung versuchen: Wer nicht gerade leichte Sandböden unter den stiefelbewehrten Füßen hat, versinkt im Matsch.
Auch Detlef Kurreck kann ein Lied davon singen. Der 58-jährige Agraringenieur leitet die Körchower Land Agrargesellschaft mbH, ein Marktfruchtbetreib und Lohnunternehmen mit 1200 ha Acker südlich von Kühlungsborn. Auch hier hat es seit vorigem Sommer fast ununterbrochen geregnet oder genieselt, weshalb ein erklecklicher Teil der Flächen noch immer unbearbeitet da liegt.
"Das ist gewaltig. Wir haben 160 ha Winterkultur nicht bestellen können. Das Saatgut liegt in big bags in der Halle und wird dort überwintern. Es ist schon dramatisch landauf, landab."
Nun muss bekanntlich der Ackerbauer wohl erst noch geboren werden, der nicht beständig über das Wetter klagt. Irgendwas ist immer. Doch der vorige Herbst war für viele Bauern in Mecklenburg-Vorpommern unbestritten ein Schlag ins Wasser.
Auch Detlef Kurreck kann ein Lied davon singen. Der 58-jährige Agraringenieur leitet die Körchower Land Agrargesellschaft mbH, ein Marktfruchtbetreib und Lohnunternehmen mit 1200 ha Acker südlich von Kühlungsborn. Auch hier hat es seit vorigem Sommer fast ununterbrochen geregnet oder genieselt, weshalb ein erklecklicher Teil der Flächen noch immer unbearbeitet da liegt.
"Das ist gewaltig. Wir haben 160 ha Winterkultur nicht bestellen können. Das Saatgut liegt in big bags in der Halle und wird dort überwintern. Es ist schon dramatisch landauf, landab."
Nun muss bekanntlich der Ackerbauer wohl erst noch geboren werden, der nicht beständig über das Wetter klagt. Irgendwas ist immer. Doch der vorige Herbst war für viele Bauern in Mecklenburg-Vorpommern unbestritten ein Schlag ins Wasser.
1000 Liter Wasser pro m²
Einem bereits sehr nassen Sommer 2017 folgte ein Endlosregen im Herbst und frühen Winter. Die Jahresbilanz an vielen Standorten: um die 1000 Liter Wasser pro m², und damit ein Drittel über dem Mittel. Auf einigen Schlägen fiel die Ernte vollständig oder teilweise aus, etwa in Pepelow am Rerigker Salzhaff. Dort bewirtschaftet die Nordring-Kartoffelzucht- und Vermehrungs GmbH Groß Lüsewitz reichlich Fläche, kam diesmal aber nur schlecht zurecht, wie Geschäftsführer Wolfgang Walter berichtet.
"Wir haben hier an diesem Standort jetzt noch etwa 80 ha Kartoffeln, in erster Linie Verarbeitungskartoffeln. Sie müssen so ´nen Hektar Kartoffeln mit dreieinhalb bis viertausend Euro Wert ansehen, so dass Sie irgendwo 300.000, 350.000 Euro noch in der Erde sitzen haben."
Was auch einem Betrieb wie NORIKA weh tut, der auf insgesamt 3000 ha 60 verschiedene Kartoffelsorten vermehrt, knapp die Hälfte der in Mecklenburg-Vorpommern ausgebrachten Pflanzkartoffeln stellt und darüber hinaus Abnehmer in 42 Ländern bedient. Gut, dass die Kollegen bis hinein in den Dezember wenigstens noch einige der überfälligen Feldfrüchte aus dem Boden geholt haben.
Doch bis heute sind auch dort nicht alle Flächen mit Wintersaatgut wiederbestellt. Mal scheiterten die Siebketten an der schweren nassen Erde, womit sich das Aussieben der Kartoffeln erledigt hatte. Mal ließen sie das schwere Ernte- und Sortiergerät gar nicht erst auf die Felder. Denn oft lautete die Alternative: rauffahren, im Schlamm versinken und dann mühsam abschleppen. Freilich keine exklusive Erfahrung, so Wolfgang Walter. Wie seinem Betrieb erging es vielen anderen. 10 bis 20 Prozent der Ackerflächen in MV sind betroffen.
"Wer mit offenem Auge über die Feldmark gefahren ist, der hat Mähdrescher gesehen, die versackt sehen, die versackt sind. Der hat Häcksler gesehen, die versackt sind. Der hat Trecker gesehen, die einfach nur in Löcher gefallen sind, die vorher nie da waren. Und - tja, das setzte sich eigentlich drei Monate fort. Das haben wir noch nie gehabt."
"Wir haben hier an diesem Standort jetzt noch etwa 80 ha Kartoffeln, in erster Linie Verarbeitungskartoffeln. Sie müssen so ´nen Hektar Kartoffeln mit dreieinhalb bis viertausend Euro Wert ansehen, so dass Sie irgendwo 300.000, 350.000 Euro noch in der Erde sitzen haben."
Was auch einem Betrieb wie NORIKA weh tut, der auf insgesamt 3000 ha 60 verschiedene Kartoffelsorten vermehrt, knapp die Hälfte der in Mecklenburg-Vorpommern ausgebrachten Pflanzkartoffeln stellt und darüber hinaus Abnehmer in 42 Ländern bedient. Gut, dass die Kollegen bis hinein in den Dezember wenigstens noch einige der überfälligen Feldfrüchte aus dem Boden geholt haben.
Doch bis heute sind auch dort nicht alle Flächen mit Wintersaatgut wiederbestellt. Mal scheiterten die Siebketten an der schweren nassen Erde, womit sich das Aussieben der Kartoffeln erledigt hatte. Mal ließen sie das schwere Ernte- und Sortiergerät gar nicht erst auf die Felder. Denn oft lautete die Alternative: rauffahren, im Schlamm versinken und dann mühsam abschleppen. Freilich keine exklusive Erfahrung, so Wolfgang Walter. Wie seinem Betrieb erging es vielen anderen. 10 bis 20 Prozent der Ackerflächen in MV sind betroffen.
"Wer mit offenem Auge über die Feldmark gefahren ist, der hat Mähdrescher gesehen, die versackt sehen, die versackt sind. Der hat Häcksler gesehen, die versackt sind. Der hat Trecker gesehen, die einfach nur in Löcher gefallen sind, die vorher nie da waren. Und - tja, das setzte sich eigentlich drei Monate fort. Das haben wir noch nie gehabt."
Gülle kann nicht in den gefrorenen Boden einsickern
Erst seit rund zwei Wochen erbarmt sich der Wettergott und schickt nicht mehr überall und andauernd Wasser herunter. Es mehren sich glaubhafte Augenzeugenberichte von Leuten, die in Mecklenburg-Vorpommern die Februarsonne gesehen haben wollen! Ansonsten gibt es in einigen Lagen im Land immer mal wieder Minustemperaturen. Da gefriert zumindest nachts das Wasser auf den Feldern. Frost dringt stellenweise bis zu 20 cm in den Boden. Aus Matsch auf Äckern wie Wegen wird knüppelharte Erde.
Das freut die Landwirte. Einige fahren selbst hinaus, doch die meisten buchen Lohnunternehmen als Dienstleister – zum Ernten, zum Umbrechen der Äcker. Und zum Düngen. Schon sieht man mancherorts, dass etwas auf den Äckern passiert. Und wer es nicht sieht, kann es riechen. Oft kilometerweit. Denn nun wird "flüssiger Wirtschaftsdünger" verspritzt, besser bekannt als Gülle. Das ist grundsätzlich laut neuer Düngeverordnung ab dem 1. Februar erlaubt. Doch der Schweriner Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus warnt die Bauern:
"Wenn die Böden nicht frostfrei sind und wenn sie wassergesättigt sind, kann und darf kein Nährstoff ausgebracht werden und darf auch keine Gülle ausgebracht werden."
Denn Gülle - das ist eine höchst stickstoff- und phosphorreiche Mixtur aus Kot und Urin landwirtschaftlicher Nutztiere; Schweine, Geflügel, Rinder. Je nachdem, ob die Tierhalter den Exkrementen Stroh oder Wasser beigeben, spricht der Fachmann von Dick- oder Dünngülle bzw. von Schwemm-Mist. Kritiker der konventionellen Landwirtschaft beklagen, dass in Deutschland viel zu wenig Stroh eingestreut wird und dass zu viel Gülle auf die Felder kommt. Frei nach dem Motto: Platz da für neue Gülle in den Lagern, die beständig anfällt.
Das freut die Landwirte. Einige fahren selbst hinaus, doch die meisten buchen Lohnunternehmen als Dienstleister – zum Ernten, zum Umbrechen der Äcker. Und zum Düngen. Schon sieht man mancherorts, dass etwas auf den Äckern passiert. Und wer es nicht sieht, kann es riechen. Oft kilometerweit. Denn nun wird "flüssiger Wirtschaftsdünger" verspritzt, besser bekannt als Gülle. Das ist grundsätzlich laut neuer Düngeverordnung ab dem 1. Februar erlaubt. Doch der Schweriner Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus warnt die Bauern:
"Wenn die Böden nicht frostfrei sind und wenn sie wassergesättigt sind, kann und darf kein Nährstoff ausgebracht werden und darf auch keine Gülle ausgebracht werden."
Denn Gülle - das ist eine höchst stickstoff- und phosphorreiche Mixtur aus Kot und Urin landwirtschaftlicher Nutztiere; Schweine, Geflügel, Rinder. Je nachdem, ob die Tierhalter den Exkrementen Stroh oder Wasser beigeben, spricht der Fachmann von Dick- oder Dünngülle bzw. von Schwemm-Mist. Kritiker der konventionellen Landwirtschaft beklagen, dass in Deutschland viel zu wenig Stroh eingestreut wird und dass zu viel Gülle auf die Felder kommt. Frei nach dem Motto: Platz da für neue Gülle in den Lagern, die beständig anfällt.
Die Überdüngung landet im Grundwasser, in Seen und Flüssen
Doch was die Pflanzen bei Überdüngung nicht aufnehmen können, sickert ins Grundwasser und von dort aus in Seen, Flüsse, Ostsee. Dort lassen die Nährstoffe Algen wachsen, Gewässer verkrauten. Wer nun wassergesättigte oder gefrorene Böden düngt, der nehme in Kauf, dass diese Nährstoffe gleich mit dem Oberflächenwasser abfließen, sagt Till Backhaus.
"Insofern appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Bauern, unserer Landwirte, die klug sind und sehr, sehr gut ausgebildet sind, mit diesen Nährstoffen vernünftig umzugehen. Aber ich bin mir sicher, dass unsere das machen werden."
"Nur für den Fall, dass nicht …"
"Dann gibt´s Ärger. Wir kontrollieren das scharf. Außerdem ist die Bevölkerung mittlerweile in unserem Land so sensibilisiert. Wenn man so was sieht, dann gibt´s sofort ´nen Anruf bei uns im Ministerium oder auch in den Staatlichen Ämtern für Landwirtschaft und Umwelt. Da wird das überprüft, und sollte sich herausstellen, dass man hier nicht ordnungsgemäß gehandelt hat, dann ist das strafbewehrt. Wir haben im Übrigen ja auch zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, um Güllebecken temporär neu anzulegen. Da gibt es acht Anträge. Von den acht sind sechs genehmigt worden. Das hat auch zur Entlastung geführt. Und ich bete natürlich zum lieben Herrgott, dass er jetzt endlich mal die Schleusen oben schließt, damit wir mal eine Phase der Beruhigung bekommen und dass die Böden das Wasser aufnehmen und das Wasser auch mal abfließen kann."
Die Landwirte beten nicht, sondern sind verärgert über die Flut an Anzeigen, weil der Minister solche Aussagen verbreitet. Sagt jedenfalls der Bauernverband und informiert seine Mitglieder seit Mitte Februar im Internet darüber, dass über die Zulässigkeit des Gülle-Ausbringens seit dem Ende der Sperrzeit am 1. Februar einzig die Aufnahmefähigkeit des Bodens entscheide. Die sei dann gewährleistet, wenn die Oberfläche des Bodens taut. Weiter heißt es:
"Die aktuellen Witterungsbedingungen in vielen Teilen unseres Bundeslandes sind (...) optimal für die Ausbringung der Düngemittel wie Gülle. Ist der Boden am Morgen noch gefroren, bietet er die notwendige Tragfähigkeit, um den Acker zu befahren und den Dünger auszubringen ohne diesen durch Bodenverdichtung zu schädigen. Taut der Boden dann zur Mittagszeit auf, kann er die wichtigen Nährstoffe der Gülle aufnehmen und im Boden binden."
"Insofern appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein der Bauern, unserer Landwirte, die klug sind und sehr, sehr gut ausgebildet sind, mit diesen Nährstoffen vernünftig umzugehen. Aber ich bin mir sicher, dass unsere das machen werden."
"Nur für den Fall, dass nicht …"
"Dann gibt´s Ärger. Wir kontrollieren das scharf. Außerdem ist die Bevölkerung mittlerweile in unserem Land so sensibilisiert. Wenn man so was sieht, dann gibt´s sofort ´nen Anruf bei uns im Ministerium oder auch in den Staatlichen Ämtern für Landwirtschaft und Umwelt. Da wird das überprüft, und sollte sich herausstellen, dass man hier nicht ordnungsgemäß gehandelt hat, dann ist das strafbewehrt. Wir haben im Übrigen ja auch zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, um Güllebecken temporär neu anzulegen. Da gibt es acht Anträge. Von den acht sind sechs genehmigt worden. Das hat auch zur Entlastung geführt. Und ich bete natürlich zum lieben Herrgott, dass er jetzt endlich mal die Schleusen oben schließt, damit wir mal eine Phase der Beruhigung bekommen und dass die Böden das Wasser aufnehmen und das Wasser auch mal abfließen kann."
Die Landwirte beten nicht, sondern sind verärgert über die Flut an Anzeigen, weil der Minister solche Aussagen verbreitet. Sagt jedenfalls der Bauernverband und informiert seine Mitglieder seit Mitte Februar im Internet darüber, dass über die Zulässigkeit des Gülle-Ausbringens seit dem Ende der Sperrzeit am 1. Februar einzig die Aufnahmefähigkeit des Bodens entscheide. Die sei dann gewährleistet, wenn die Oberfläche des Bodens taut. Weiter heißt es:
"Die aktuellen Witterungsbedingungen in vielen Teilen unseres Bundeslandes sind (...) optimal für die Ausbringung der Düngemittel wie Gülle. Ist der Boden am Morgen noch gefroren, bietet er die notwendige Tragfähigkeit, um den Acker zu befahren und den Dünger auszubringen ohne diesen durch Bodenverdichtung zu schädigen. Taut der Boden dann zur Mittagszeit auf, kann er die wichtigen Nährstoffe der Gülle aufnehmen und im Boden binden."
"Land unter" in MV
Das wiederum hält Burkhard Roloff für Unsinn. Der Boden-Fachmann vom "Bund für Umwelt und Naturschutz MV" beobachtet, dass die meisten der gefrorenen Böden derzeit höchstens oberflächlich tauen. Damit aber könnten Böden und Pflanzen immer noch keine Nährstoffe aus der verspritzten Gülle aufnehmen. "Eine pure Gülle-Entsorgung", meint Roloff. Dafür, dass diesmal besonders viel besonders lange "Land unter" ist, erklärt er übrigens so:
"Also einmal haben wir zu viel Niederschlag gehabt: 130 Prozent zum Jahresmittel. Aber das Phänomen ist ja, dass auf ebenen Flächen das Wasser steht, nicht in den Senken und nicht in den ehemaligen Söllen. Meine Behauptung ist, das liegt an der Bodenverdichtung. Einmal, dass diese humusarmen Böden im Oberboden verdichtet sind. Sie nehmen dadurch weniger Wasser auf. Und dann ist der Unterboden verdichtet. Das Wasser kann nicht abfließen, es kann nicht versickern."
"Was ist zu tun? Jetzt kann nur abwarten, bis alles quasi von oben abtrocknet?"
"Ja. Also die Bauern müssen warten, bis es abtrocknet. Aber viel wichtiger ist, dass es versickert. Das dauert lange. Gerade für die Frühjahrsbestellung und für die tausenden von Hektar, die noch gar nicht bestellt sind, wird das ein Problem im Frühjahr sein. Aber mittel- und langfristig muss man die Böden mit Humus anreichern. Das heißt, es muss wieder Festmist gestreut werden und Gülle, die mehr als drei Prozent Feststoffanteil hat. Dann wird die Bodenfruchtbarkeit tatsächlich gemehrt, und letztendlich müssen die Böden auf ökologische Landwirtschaft umgestellt werden."
"Haben Sie den Eindruck, dass die konventionell arbeitenden Landwirte den Schuss gehört haben?"
"Nein. Haben sie nicht gehört. Sie warten, dass das Wasser wegläuft und nächstes Jahr geht´s weiter."
In keinem anderen Bundesland wird so viele landwirtschaftlich genutzte Fläche nach Öko-Standards beackert: 9,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch für den großen Rest der Ackerflächen besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich der Humuszustand stabilisiert hat. Das jedenfalls besagt der Bericht zum "Bodenschutzprogramm", den Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) bereits 2002 angekündigt hatte und der nun endlich vorliegt.
"Also einmal haben wir zu viel Niederschlag gehabt: 130 Prozent zum Jahresmittel. Aber das Phänomen ist ja, dass auf ebenen Flächen das Wasser steht, nicht in den Senken und nicht in den ehemaligen Söllen. Meine Behauptung ist, das liegt an der Bodenverdichtung. Einmal, dass diese humusarmen Böden im Oberboden verdichtet sind. Sie nehmen dadurch weniger Wasser auf. Und dann ist der Unterboden verdichtet. Das Wasser kann nicht abfließen, es kann nicht versickern."
"Was ist zu tun? Jetzt kann nur abwarten, bis alles quasi von oben abtrocknet?"
"Ja. Also die Bauern müssen warten, bis es abtrocknet. Aber viel wichtiger ist, dass es versickert. Das dauert lange. Gerade für die Frühjahrsbestellung und für die tausenden von Hektar, die noch gar nicht bestellt sind, wird das ein Problem im Frühjahr sein. Aber mittel- und langfristig muss man die Böden mit Humus anreichern. Das heißt, es muss wieder Festmist gestreut werden und Gülle, die mehr als drei Prozent Feststoffanteil hat. Dann wird die Bodenfruchtbarkeit tatsächlich gemehrt, und letztendlich müssen die Böden auf ökologische Landwirtschaft umgestellt werden."
"Haben Sie den Eindruck, dass die konventionell arbeitenden Landwirte den Schuss gehört haben?"
"Nein. Haben sie nicht gehört. Sie warten, dass das Wasser wegläuft und nächstes Jahr geht´s weiter."
In keinem anderen Bundesland wird so viele landwirtschaftlich genutzte Fläche nach Öko-Standards beackert: 9,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch für den großen Rest der Ackerflächen besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich der Humuszustand stabilisiert hat. Das jedenfalls besagt der Bericht zum "Bodenschutzprogramm", den Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) bereits 2002 angekündigt hatte und der nun endlich vorliegt.
Ein "Bodenschutzprogramm" soll die größten Probleme lösen
Es ist ein schwerer Band mit über 300 engbedruckten Seiten voller Daten, Tabellen und Analysen zum Zustand der Böden in den verschiedenen Regionen zwischen Ostsee und Mecklenburgischer Seenplatte. Es geht um Durchlässigkeit und Verdichtung, um Bodenverlust durch Wind und Wasser, um Arzneimittelrückstände und natürlich auch um Nährstoffbelastung durch Überdüngung. Da alles mit allem zusammenhängt, ist dabei auch ein Blick in die Tierställe hilfreich.
Und siehe: Zwar werden auf dem Gebiet der früheren DDR-Bezirke Neubrandenburg, Rostock und Schwerin nicht mehr über eine Million Schweine, 731.000 Rinder und über eine Million Hühner und Puten gehalten. Doch Bestände von ca. 850.000 Schweinen, 500.000 Rindern und knapp einer Million Stück Geflügel sind auch nicht zu verachten. Denn da wird nicht nur viel gefressen, sondern auch viel ausgeschieden. Wie viel, wisse niemand genau und auch nicht, wie viel tausend Tonnen auf die Felder von MV gebracht werden, sagt Arndt Müller.
"Uns fehlt ganz klar eine verpflichtende Transport-Datenbank, dass wir überhaupt erstmal wissen, welche Unternehmen bringen welche Mengen an Gülle auf welche Äcker. So lange die Behörden dort gar keinen wirklichen Überblick haben, können sie auch keine Maßnahmen zur Reduzierung dieser Gülleflut treffen."
Immerhin müssen die Landwirte ab diesem Jahr auch die sogenannte Stoffstrombilanzverordnung einhalten. Das bedeutet, sie müssen vor dem Ausbringen von Dünger den Düngebedarf für ihre Flächen nachweisen - auch hier im Nordosten. Denn:
"Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern seit vielen Jahren eine starke Stickstoffbelastung von Grund- und Oberflächenwassern. Jede fünfte bis sechste Grundwasser-Messstelle weist Werte von über 50 Milligramm pro Liter Nitrat auf. Das ist der festgesetzte Schwellenwert. Wir haben ja das Problem, dass viele Tierbestände sehr konzentriert hier stehen. Das heißt, auch die Gülle wird sehr konzentriert, also auf relativ kleinem Raum ausgebracht. Was dann natürlich zu den enormen Austrägen des Stickstoffs ins Grundwasser führt."
Und siehe: Zwar werden auf dem Gebiet der früheren DDR-Bezirke Neubrandenburg, Rostock und Schwerin nicht mehr über eine Million Schweine, 731.000 Rinder und über eine Million Hühner und Puten gehalten. Doch Bestände von ca. 850.000 Schweinen, 500.000 Rindern und knapp einer Million Stück Geflügel sind auch nicht zu verachten. Denn da wird nicht nur viel gefressen, sondern auch viel ausgeschieden. Wie viel, wisse niemand genau und auch nicht, wie viel tausend Tonnen auf die Felder von MV gebracht werden, sagt Arndt Müller.
"Uns fehlt ganz klar eine verpflichtende Transport-Datenbank, dass wir überhaupt erstmal wissen, welche Unternehmen bringen welche Mengen an Gülle auf welche Äcker. So lange die Behörden dort gar keinen wirklichen Überblick haben, können sie auch keine Maßnahmen zur Reduzierung dieser Gülleflut treffen."
Immerhin müssen die Landwirte ab diesem Jahr auch die sogenannte Stoffstrombilanzverordnung einhalten. Das bedeutet, sie müssen vor dem Ausbringen von Dünger den Düngebedarf für ihre Flächen nachweisen - auch hier im Nordosten. Denn:
"Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern seit vielen Jahren eine starke Stickstoffbelastung von Grund- und Oberflächenwassern. Jede fünfte bis sechste Grundwasser-Messstelle weist Werte von über 50 Milligramm pro Liter Nitrat auf. Das ist der festgesetzte Schwellenwert. Wir haben ja das Problem, dass viele Tierbestände sehr konzentriert hier stehen. Das heißt, auch die Gülle wird sehr konzentriert, also auf relativ kleinem Raum ausgebracht. Was dann natürlich zu den enormen Austrägen des Stickstoffs ins Grundwasser führt."
Auch 2018 wird kein gutes Jahr
Zurück zu Detlef Kurreck, der zu jenen Landwirten in MV gehört, die sich wünschen, sie könnten sich im Moment um das korrekte Düngen ihrer mit Wintersaat bestellten Felder kümmern. Denn auch Kurrecks Agrargenossenschaft konnte im Herbst nicht alle Flächen ernten bzw. bestellen - zu viel Regen und zu wassergesättigt die Böden. Doch der Mecklenburger ist auch Präsident des Bauernverbandes im Land und hat sowohl seine Kollegen wie auch die Verbraucher im Blick, wenn er sagt:
"Ich gehe mal davon aus, dass auch 2018 kein wirklich gutes Jahr für die Landwirtschaft werden kann, weil wir doch erhebliche Strukturschäden in diesem Herbst verkraften mussten, dass wir in einer Größenordnung irgendwo zwischen 10 und 15 Prozent - in Einzelfällen auch deutlich darüber - die Herbstbestellung nicht ausbringen konnten. Alternative Frühjahrskulturen werden niemals das wirtschaftliche Ergebnis erzielen, das eine Herbstkultur gehabt hat. Wenn man sehenden Auges durch Mecklenburg-Vorpommern fährt, dann sieht man viele Felder, die noch gar nicht angefasst sind. Die Bauern kommen schlicht und ergreifend nicht auf den Acker."
"Ich gehe mal davon aus, dass auch 2018 kein wirklich gutes Jahr für die Landwirtschaft werden kann, weil wir doch erhebliche Strukturschäden in diesem Herbst verkraften mussten, dass wir in einer Größenordnung irgendwo zwischen 10 und 15 Prozent - in Einzelfällen auch deutlich darüber - die Herbstbestellung nicht ausbringen konnten. Alternative Frühjahrskulturen werden niemals das wirtschaftliche Ergebnis erzielen, das eine Herbstkultur gehabt hat. Wenn man sehenden Auges durch Mecklenburg-Vorpommern fährt, dann sieht man viele Felder, die noch gar nicht angefasst sind. Die Bauern kommen schlicht und ergreifend nicht auf den Acker."