Lässt sich gesunde Ernährung staatlich lenken?
Steuer auf Fett, Zucker, überhaupt auf alles Ungesunde? Das wird gern als Lösung präsentiert, um eine gesündere Lebensweise zu fördern. Verschiedene Länder haben es bereits ausprobiert. Silke Thiele hat die Wirkung solcher Maßnahmen untersucht - und ist skeptisch.
Wer süße Getränke mag, zahlt in Großbritannien seit dem 1. April mehr: Denn ab April werden Softdrinks ab einem Zuckergehalt von fünf Gramm pro 100 Milliliter besteuert. Ähnliches haben bereits andere Länder umgesetzt: Frankreich etwa oder Ungarn, wo bestimmte Junkfoodprodukte besteuert werden. Doch hilft das wirklich, um eine gesündere Lebensweise zu fördern?
Silke Thiele vom ife Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel hat untersucht, wie Konsumenten bisher auf solche Steuern reagiert haben. Die gute Nachricht: Sie haben reagiert. Allerdings nicht unbedingt wie erwünscht. Sondern sie versuchten einfach, den damit verbundenen Preiserhöhungen auszuweichen, so die Ernährungsökonomin im Deutschlandfunk Kultur.
"In Dänemark gab es ja die Fettsteuer im Jahr 2012, die wurde mittlerweile wieder abgeschafft – und da hat man festgestellt, dass Konsumenten beispielsweise statt wie zuvor ihre Lebensmittel im Supermarkt einzukaufen, dann auf beispielsweise Discounter ausweichen, um so dann doch zu etwas geringeren Preis nachzufragen."
"Die deutsche Politik ist zögerlich"
In Großbritannien habe die Einführung der Zuckersteuer für Softdrinks bereits insofern Wirkung gehabt, dass einige Hersteller den Zuckergehalt ihrer Softdrinks auf knapp unter den Grenzwert gesenkt hätten. Den Rest hätten sie durch Süßstoff ersetzt. "Und das ist auch nicht wünschenswert", denn langfristig solle es darum gehen, dass Konsumenten weniger Süßes nachfragen, meint Thiele.
In Deutschland ist eine solche Steuer offenbar nicht zu erwarten: "Die deutsche Politik ist grundsätzlich zögerlich, was so Besteuerung von Lebensmitteln anbelangt, weil man eigentlich immer so einen marktliberalen Gedanken verfolgt beziehungsweise das Prinzip der Konsumentensouveränität", so die Ernährungsökonomin. "Man möchte dem Konsumenten nicht vorschreiben, was er zu essen hat."
(uko)