Was die Klimaveränderung bei Kranichen bewirkt
Derzeit sammeln sich in Deutschland die Kraniche, um in Schwärmen ihre Winterreise in den Süden anzutreten. Doch nicht alle flögen mit, sagt Kranich-Experte Günter Nowald. Durch die Klimaveränderung verhielten sich die Tiere anders.
In diesen Wochen lässt sich an vielen Orten in Deutschland wieder ein faszinierendes Schauspiel beobachten: Auf Feldern sammeln sich tausende von Kranichen, um in großen Schwärmen den Weg nach Süden anzutreten.
Wie viele der Zugvögel sich derzeit in Deutschland insgesamt aufhalten, sei schwer abschätzbar, sagte Günter Nowald vom Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrsdorf bei Stralsund im Deutschlandradio Kultur. "Es ist einfach sehr viel Bewegung in der Luft. Wir haben jetzt schon seit Tagen auch Ostwind. Ostwind nutzen die Tiere immer sehr gerne, weil sie dann Rückenwind haben, entsprechend energiesparsam in den Süden kommen können."
"Zugdistanz von 2000 auf 1000 Kilometer reduziert"
Nowald geht jedoch davon aus, dass noch mindestens 150.000 Kraniche in Deutschland sind, die meisten davon in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen.
Noch bis in die 1990er-Jahre seien die Kraniche im Winter immer bis Südspanien geflogen, hätten also eine Strecke von mindestens 2000 Kilometer zurückgelegt, sagte Nowald. Dies habe sich durch vielen weitgehend schneefreien Winter der letzten Jahre verändert.
"Und aufgrund dieser Klimaveränderung bleiben immer mehr Kraniche immer weiter nördlich, das heißt, unsere deutschen Kraniche haben im Schnitt jetzt ihre Zugdistanz von 2000 auf 1000 Kilometer reduziert", so der Kranich-Experte. Einige versuchten sogar in Deutschland zu überwintern. "Und wenn dann doch noch mal der Winter ganz hart zuschlägt mit einer langen, geschlossenen Schneedecke, dann weichen sie noch einmal aus, das nennen wir dann Winterflucht. Die Vögel fliegen dann aber üblicherweise nur noch bis Frankreich." Entsprechend kommen sie dann auch früher wieder nach Deutschland zurück.