Zukünftige Chefin der Dresdener Kunstsammlungen

Marion Ackermann sieht Sammlungen als Modell für Vielfalt

Die Künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: Marion Ackermann.
Noch ist sie die Künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: Marion Ackermann. © picture alliance / dpa / Matthias Balk
Marion Ackermann im Gespräch mit Vladimir Balzer |
Die Kunsthistorikerin Marion Ackermann wird neue Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Im "Fazit"-Gespräch erzählt sie, was sie an den Sammlungen reizt und wie sie das Image Dresdens verbessern und für Vielfalt werben möchte.
Seit 2009 ist die Kunsthistorikerin Marion Ackermann künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Nun wird sie - voraussichtlich am 1. November - das Amt der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übernehmen. Sie folgt auf Hartwig Fischer, der Anfang April als Direktor ans British Museum in London gewechselt war, wie das sächsische Kunstministerium und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am Donnerstag in Dresden mitteilten.
"Dresden hat diese Geschichte, auch viele Traumata dieser Geschichte, ist aber eine so wunderbare Stadt voller Schätze – und zugleich wirklich topführend in der Welt, in diesem Anspruch des Forschens. Es sind ja forschende Museen, wie man es sonst kaum irgendwo findet", erklärt Marion Ackermann den Reiz ihrer Aufgabe.
Gleichzeitig weiß sie um das Imageproblem der Stadt durch Pegida-Demonstrationen und fremdenfeindliche Strömungen, die sich bereits auf die Besucherzahlen der Museen auswirken:
"Es ist extrem traurig auch, die Kunstsammlungen haben sich so fantastisch entwickelt in den letzten Jahren und dann kommt es plötzlich zu so einem massiven Imageverlust. Ich würde gerne eine Methode, eine Strategie entwickeln, um etwas dagegen zu unternehmen. Vielleicht nicht unbedingt nur durch Frontstellungen, sondern indem man vielleicht sogar in Zentraleuropa eine andere Position Dresdens definiert und wirklich ganz stark auch mit den Mitteln der Kunst und des Museums eintritt für die freiheitliche und liberale Gesellschaft – und auch medial etwas macht, um durch Bilder, in denen wir kommunizieren, noch mal deutlich zu machen, das ist eben nur ein Teil von Dresden."

Sammlungen als Modell für Vielfalt und Dialog der Kulturen

Die zukünftige Generaldirektorin sieht inhaltliche Anknüpfungspunkte in den Sammlungen, um andere Bilder herzustellen.
"Deutschland wird ja auch manchmal dafür kritisiert, dass man hier so stark von Flucht, Migration und Mehrheitsgesellschaft, Minderheitsgesellschaft spricht, und eigentlich geht es ja um die Diversität und Vielfalt. Und ich finde, dass die Sammlungen genau dieses Modell dafür vorgeben, um diese Vielfalt und den Dialog der Weltkulturen umzusetzen in Bildern nach außen, in einer Kommunikation mit der Öffentlichkeit."
Marion Ackermann ist Expertin für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Als Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wird sie Herrin über 15 Einrichtungen sein – mit rund 1,5 Millionen Kunstwerken aus mehreren Jahrhunderten.
"Ich komme natürlich selber aus der Moderne und zeitgenössischen Kunst, und da ist mir aufgefallen, dass auch noch in der Moderne noch viele Schätze zu heben sind. Mir ist diese fantastische Gruppe von Rodin-Werken noch mal ins Auge gefallen, man könnte mit dem Pfund noch mehr wuchern.
Und in den anderen Sammlungen, da stehe ich selber staunend und demütig davor, und es ist für mich auch ein Akt der Befreiung, aus der puristischen Tradition der Moderne ausbrechen zu können, und hier so was Erzählerisches, Märchenhaftes wie die Präsentation in der türkischen Kammer mit den osmanischen Zelten zu erleben. Einfach auch zuzulassen, dass es die Vielfalt von Präsentationsformen gibt und auch neue Formen von Narration", freut sich Marion Ackermann.
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