Zukunft der Arbeit

Kollege Roboter

Care-O-Bot 4 des Fraunhofer Instituts für Automatisierung/Stuttgart/1.12.15
Care-O-Bot 4 des Fraunhofer Instituts für Automatisierung in Stuttgart © Deutschlandradio / Heiner Kiesel
Von Heiner Kiesel |
Durch die zunehmende Digitalisierung und den Einsatz von Robotern droht nach einem Bericht des Weltwirtschaftsforums der Verlust von sieben Millionen Arbeitsplätzen. Aber die Roboter schaffen auch neue Tätigkeitsfelder.
Sie arbeiten immer besser zusammen, sind unermüdlich, brauchen keinen Urlaub und ihnen ist keine Arbeit zu stupide. Maschinen sind einfach traumhafte Angestellte. Durch die Fortschritte in der Computertechnik und der Vernetzung erledigt der Kollege Roboter auch immer mehr, wofür bislang Menschen nötig waren.
Die Arbeitswelt ist in einem tiefgreifenden Wandel, beobachtet Thomas Zwick. Der Wirtschaftswissenschaftler leitet den Lehrstuhl für Personal und Entwicklung der Universität Würzburg:
"Es zeichnet sich schon seit vielen Jahren eine Polarisierung des Arbeitsmarktes ab, in dem Sinne, dass Routinetätigkeiten, ob die jetzt manueller oder kognitiver Art sind, eher zurückgedrängt werden, durch Automatisierung und auch Digitalisierung und andererseits nehmen dann Tätigkeiten im un- und angelernten Bereich zu. Und auch Managementtätigkeiten und komplexe Entscheidungen nehmen auch eher zu im Vergleich zu früher."
Neue Chancen für die Fähigen
Umbruchszeiten sind voller Chancen für die Fähigen. Aber es wird viele geben, die nicht zu den Gewinnern zählen. Vom Weltwirtschaftsforum wurde kürzlich ein Bericht vorgestellt zur "Zukunft der Arbeit". Er basiert auf einer Befragung von Unternehmensführern und prognostiziert, dass über sieben Millionen Arbeitsplätze verloren gehen werden.
Es entstehen aber nur knapp über zwei Millionen neue durch die Digitalisierung. Besonders den Sachbearbeitern in Büros und Verwaltung werden die hilfreichen Algorithmen die Arbeit abnehmen, sagt die Studie vorher. Diesen Bereich trifft die Digitalisierungswelle noch stärker als die Industrieproduktion. Die ist schon in großen Teilen in Roboterhand.
"Hallo, my name is car-o-Bot."
Fast eine halbe Million weniger Jobs in Deutschland?
In Deutschland sieht das Institut für Arbeits- und Berufsforschung fast eine halbe Million Jobs bedroht. Personalforscher Zwick sieht diese Prognosen skeptisch. Die Tätigkeiten verändern sich, aber der Mensch werde immer noch gebraucht, sagt er. Zum Beispiel Steuerfachgehilfen.
"Ja, wenn es nur um Durchsichtung nach einem Algorithmus geht, dann wird es die Maschine für ihn besser erledigen. Trotzdem wird es den Fachbearbeiter in der Steuerkanzlei noch immer brauchen, denn er bringt seine Erfahrungen mit, sein rechtliches Wissen und seine Intuition. Und Intuition haben Maschinen wahrscheinlich auch in der Zukunft nicht so stark."
Außerdem, so gibt Zwick zu bedenken, gebe es auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch deutlich Bedarf für gut ausgebildete Fachkräfte, Leute die die neue Technik konzipieren und programmieren. Und der Rest?
"Die Tätigkeiten, die digitalisiert werden können, werden tendenziell in der Einkommenshierarchie verlieren. Weil dann die Konkurrenz durch Roboter und digitale Algorithmen da wird die Arbeitskraft des Menschen 'entwertet'. Wenn der Mensch billig genug ist, dann wird er nicht ersetzt werden."
Die Linkspartei denkt über Arbeitszeitverkürzung nach
(Klaus Ernst:) "Ach, diesen Wettbewerb werden die Menschen immer verlieren. Ich sage mal, auch das Pferd hätte gegenüber dem Traktor verloren, wenn es versprochen hätte, weniger zu fressen und zu saufen."
Klaus Ernst macht der Wandel der Arbeitswelt Sorgen. Der Bundestagsabgeordnete der Linken gehört dem Ausschuss für Arbeit und Soziales an. Er warnt davor, dass sich die Bedingungen gerade für die sozial Schwachen verschärfen. Ernst denkt über Bildungsangebote und geringere Arbeitszeiten nach. Vor allem wünscht er sich, dass die Politik sich nun intensiv mit den Folgen der Digitalisierung und Automatisierung beschäftigt:
"Wie kriegen wir gesellschaftlich gebacken, dass dieser Produktivitätsfortschritt nicht nur den Eigentümern der Produktionsmittel, also den Unternehmen zugutekommt, sondern wie kriegen wir es hin, dass dieser Produktivitätsfortschritt der Gesellschaft zugutekommt? Das ist die große Frage!"
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