Die Vielfalt ist entscheidend
12:41 Minuten
Wie könnten Museen öffentliche Kraftzentren für die Gesellschaft werden – etwa bei der Provenienzforschung oder dem Prozess der Dekolonisierung? Eine Lösung sei, die Diversität der Mitarbeiter zu verändern, sagt die Kuratorin Yvette Mutumba.
Wie könnten Museen von morgen aussehen? Damit beschäftigt sich Yvette Mutumba, die als Kuratorin für das Stedelijk Museum Amsterdam arbeitet und als Referentin auch beim diesjährigen Martin-Roth-Symposium "MuseumFutures" spricht.
Mehr Diversität
Ein Museum der Zukunft müsse eine "Zugänglichkeit auf verschiedenen Ebenen" bieten, sagt Yvette Mutumba. In europäischen Museen seien aber die Strukturen immer noch so ausgelegt, dass es dort "nicht besonders divers" zugehe. "Dort sind nun mal doch hauptsächlich Kuratorinnen und Kuratoren, die einen weißen, europäischen Hintergrund haben." Das habe sich lange auch auf die Programme ausgewirkt und in den Ankäufen für die Sammlungen widergespiegelt.
Noch vor fünf Jahren sei es nicht üblich gewesen, sich dafür zu interessieren, was außerhalb Europas oder Nordamerikas passiert, so Mutumba. Das aber sei enorm wichtig: "Weil Museen ja eigentlich auch immer den Anspruch haben, die Gesellschaft widerzuspiegeln. Und die Gesellschaft ist nun mal divers."
Noch vor fünf Jahren sei es nicht üblich gewesen, sich dafür zu interessieren, was außerhalb Europas oder Nordamerikas passiert, so Mutumba. Das aber sei enorm wichtig: "Weil Museen ja eigentlich auch immer den Anspruch haben, die Gesellschaft widerzuspiegeln. Und die Gesellschaft ist nun mal divers."
Solidaritätsbekundungen sind nur der Anfang
Viele Museen und Institutionen hätten die Black Lives Matter-Bewegung angenommen, die aus den USA auch Europa erreicht habe: "Es gab unheimlich viele Solidaritätsbekundungen auf Social Media von verschiedenen Institutionen." Dies könne aber nur der Anfang sein. "Es muss auch heißen, dass man in sich hinein als Institution schaut. Was ist eigentlich bei uns wirklich los? Und was bedeutet das, wenn man Änderungen schaffen will?"
Bisher würden afro-deutsche Kuratoren und Kuratorinnen in den Museen fehlen. Ein Ziel sei darum, solche Kuratoren auch langfristig einzustellen, als – wie bisher – nur für ein Projekt, ein Symposium oder eine Performance.
Fehlende Sensibilität
Denn sie brächten aufgrund ihres Backgrunds einfach andere Sensibilitäten mit und hätten ein stärkeres Verständnis dafür – etwa was problematische sprachliche Seiten betreffe. Im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main etwa sei die Videoarbeit eines weißen südafrikanischen Künstlers gezeigt worden, "wo zwei schwarze Handpuppen vorkamen, die ganz eindeutig rassistische Darstellungen von schwarzen Menschen waren".
Die Kuratorin habe nicht gewusst, dass es solches Blackfacing als rassistische Darstellung schwarzer Menschen gibt, sagt Mutumba. "Das reicht natürlich nicht als Argument, zeigt aber auch, dass sie sozusagen als Person, als weiße Person auch absolut nicht diese Sensibilität hatte."
Die Kuratorin habe nicht gewusst, dass es solches Blackfacing als rassistische Darstellung schwarzer Menschen gibt, sagt Mutumba. "Das reicht natürlich nicht als Argument, zeigt aber auch, dass sie sozusagen als Person, als weiße Person auch absolut nicht diese Sensibilität hatte."
Für das Publikum spiele es eine große Rolle, wenn Museen verstärkt divers und mit Black and People of Color arbeiteten: "Weil Museen eigentlich ein Spiegel der Gesellschaft sein wollen, aber oft das Publikum nicht der Spiegel der Gesellschaft ist." Noch immer sei das typische Publikum, das der "Mittelklasse-Gebildeten". Es sei sehr schwierig, ein breites Publikum anzusprechen.
Neues Publikum gewinnen
Ein Ansatz zur Änderung beginne bereits damit, wer sich entscheide, Kunstgeschichte zu studieren oder überhaupt in die Kunst zu gehen. Wenn Museen sich trauten, neue Inhalte anzubieten, würden sich auch andere Menschen in den Themen wiederfinden:
"Dann kommt natürlich auch ein anderes Publikum mit rein, das sich wiederum vielleicht so interessiert, dass sich daraus auch wieder bei Jüngeren eine Generation ergibt, die sagt: 'Das ist eigentlich spannend – in so einer Situation will ich auch mal arbeiten.' Das hängt ja alles miteinander zusammen. Das ist jetzt auch stärker homogen, als es eigentlich sein dürfte."
(mle)