Zukunftsforscher: Flexibilität und Mobilität sind unmenschlich

Der Zukunftsforscher und Leiter des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts Horst W. Opaschowski sieht in der Propagierung von Flexibilität und Mobilität im Arbeitsleben eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Flexibilität als oberste Tugend des Arbeitslebens ist in gewisser Weise inhuman", sagte Opaschowski im Deutschlandradio Kultur im Zusammenhang mit der Vorstellung seines neuen Buches "Das Moses-Prinzip: Die 10 Gebote des 21. Jahrhunderts".
Aus Angst nicht flexibel genug zu sein, scheuten sich viele Jugendliche inzwischen davor, feste soziale Bindungen einzugehen. "Diese Art von Mobilität und Flexibilität kann zu keinem guten Ende führen." Vielmehr gelte es, die Familie als Grundbaustein der Gesellschaft wieder zu erkennen und Kinder ausdrücklich zu festen Bindungen zu ermutigen.

Eine Trendwende ist nach Ansicht des Zukunftswissenschaftlers bereits erkennbar. "Die Familien-Orientierung setzt sich derzeit bei der jungen Generation durch." Vom Einstellungswandel zum demographischen Wandel sei es allerdings ein weiter Weg. Einen Geburten-Boom werde man daher vielleicht erst im Jahr 2020 erleben können. Insgesamt handele es sich bei der heutigen Jugend jedoch um "eine pragmatische Generation, die einen Teil der Zukunftsängste abgelegt hat."

Einen tief greifenden Wandel konstatiert Opaschowski auch bei der älteren Generation: "Bisher sprachen wir immer von Jugend, Beruf und Alter. Jetzt ist dazwischen eine Generation entstanden, die weder im Beruf tätig, noch alt ist." Es handele sich um die "Nachberufler", die der Wissenschaftler bei den Über-50-Jährigen ansiedelt. Problematisch ist dem Wissenschaftler zufolge vor allem, dass diese Altersgruppe keine klare gesellschaftliche Rolle besitzt: "Die brauchen in der Tat Konzepte fürs Leben."

Das gesamte Gespräch mit Horst W. Opaschowski können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.