"Wir sind präziser im Morden geworden"
Es ist eine Farce über notorische Lebensoptimierer und ihren Kampf für eine bessere Welt: In ihrem Buch "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen" wirft Emma Braslavsky einen Blick in die Zukunft − und bleibt doch in der Gegenwart.
Die Autorin Emma Braslavsky beschreibt ihr neues Buch "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen" als spielerische Reise auf Basis ihrer ausführlichen Recherche. Für ihren Zukunftsroma hat die Schriftstellerin unter anderem mit Klimaforschern, Gentechnikern, Embryologen, Angstforschern und Spezialisten für Bunkerforschung gesprochen.
"Ich hatte am Anfang vor, eine Welt zu entwerfen, die auf Fakten basiert. Aber je weiter ich kam mit meiner Recherche, umso verzweifelter war ich, weil ich irgendwie feststellte: Es gibt zwar eine Menge Technologie, aber wo ist der Mensch?", so Braslavsky. Deswegen habe sie in ihrem Buch zwar offiziell eine Zukunftsutopie entworfen, eigentlich sei dieser aber ein Gegenwartsroman. Auf eine parodistische Art und Weise werde eine Art "Stillstandszustand" produziert, so die Autorin.
Von der Suche nach Perfektion
So seien ihre Protagonisten damit beschäftigt, nicht den perfekten Menschen zu schaffen, sondern jeden einzelnen zu verbessern. "Je tiefer ich in die Labors geschaut habe, desto klarer wurde, dass wir nicht mehr weit weg sind von synthetischen Dingen." Schon heute könnten Stammzellen aus Haar- oder Hautzellen produziert werden. Das sei einerseits gruselig auf der anderen Seite habe es natürlich auch Vorteile im Sinne der Gentherapie. "Es ist natürlich eine ethische Frage: Wie weit treiben wir das? Das ist aber etwas, was ich in dem Buch nicht beantworten wollte", betont Braslavsky.
In ihrem Buch zeigt sie zudem eine gewisse Skepsis gegenüber Weltverbesserungsideen. "Ich halte sehr viel davon, dass man alles unternimmt, aber wir kommen sehr, sehr langsam oder gar nicht voran." Das betreffe den Umweltschutz, den Schutz von Menschenrechten, aber auch politische und gesellschaftliche Initiativen. "Wir töten inzwischen weniger Menschen, wenn wir Kriege führen. Wir sind präziser im Morden geworden, aber das heißt noch lange nicht, dass wir wissen, wie wir leben sollen."
Fehlgeleitete Weltverbesserer
In ihrem Buch habe sie dies parodiert, weil aus ihrer Sicht etwas anderes angesprochen werden sollte: die bestehenden Belohnungssysteme. "Beispiel Walfang: Es lohnt sich noch, Wale zu fangen. Wir belohnen das. Und solange wir Dinge belohnen, gegen die wir eigentlich kämpfen, solange brauchen wir nicht weiterzukämpfen." Es reiche nicht, nur zu bestrafen, weil die Belohnung zu stark Anreize biete.