Zerrissen zwischen Pazifismus und Revolution
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Rosa Luxemburg war zu Lebzeiten ihrer Zeit voraus. Bei der Recherche zum Film über die Ikone der Linken stellte Regisseurin Margarethe von Trotta fest, wie ideologisch gespalten die Sozialistin gewesen war.
Eigentlich hätte sich die Regisseurin Margarethe von Trotta 1985 einen Film über so eine bedeutende Frau wie Rosa Luxemburg noch gar nicht zu getraut. Rainer Werner Fassbinder habe das Projekt eigentlich verwirklichen wollen. Nach dessen Tod sei der Produzent an sie herangetreten. Sie habe große Angst davor gehabt, weil sie erst vier Filme gedreht hatte. "Ich dachte, ich muss mindestens zehn Filme gemacht haben, bevor ich mich an eine so große und gewaltige und wichtige Person heranwage."
Aber wie verfilmt man das Leben einer der bedeutendsten Figuren der deutschen Arbeiterbewegung? Rosa Luxemburg, geboren am 5. März 1871, Sozialistin, promovierte Ökonomin, eine der großen Ikonen der Linken.
Die Recherche sei nicht einfach gewesen: "Heute kann man das alles nachlesen. Damals gab es zwei Biografien von ihr." Zum Privatleben habe sie zunächst gar nichts gefunden. Glücklicherweise gab es Briefe Luxemburgs im Institut für Marxismus-Leninismus im damaligen Ost-Berlin.
Eine sehr fortschrittliche denkende Frau
Obwohl Luxemburg es als Polin, Jüdin und sehr fortschrittlich denkende Frau nicht einfach hatte, konnte sie sich Gehör verschaffen, "weil sie einfach eine unglaublich intelligente Person war, die all ihren nichtjüdischen sozialistischen Kollegen, sagen wir mal, also fast überlegen war", sagt von Trotta. Sie habe einen "durchschlagenden Witz" gehabt und konnte sich sehr gut ausdrücken.
Eine besondere Rolle hat für die Regisseurin Luxemburgs Pazifismus gespielt. "Sie dachte, die Internationale ist stark genug, um den Krieg zu verweigern. Dass sich dann die deutschen Sozialdemokraten doch haben einfangen lassen, auf einmal Nationalisten wurden und in den Krieg gezogen sind, das hat sie unglaublich gequält."
Dieser Aspekt, dass sie sich so gegen den Krieg gewehrt hatte, sei bei der Entstehung des Films zu Zeiten des Kalten Kriegs besonders wichtig gewesen. "1985 fand gerade diese Aufstellung der Missiles in Ost und West statt."
Zwei Seiten, die nicht zusammenpassten
Rosa Luxemburg sei aber auch eine zwiespältige Person gewesen. Neben dem Pazifismus habe sie auch immer die Revolution nach dem russischen Vorbild gewollt, so von Trotta. "Da sieht man diese zwei Seiten in ihr, die eigentlich gar nicht zusammenpassen können und auch nie zusammengekommen sind. Deswegen war sie meiner Meinung nach zum Schluss ihres Lebens doch auch sehr zerrissen."
(kpa)