Neue Gedenkstätte erzählt die Geschichten der Opfer
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Auf der Münchner Theresienwiese erinnern jetzt 234 Schattenfiguren an die Opfer des Oktoberfestattentats vor 40 Jahren. Architekturkritiker Nikolaus Bernau findet, der Erinnerungsort sei gelungen, auch weil Opfer und deren Angehörige daran beteiligt wurden.
Beim Gedenken zum 40. Jahrestag des Attentats auf das Oktoberfest hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein konsequenteres Vorgehen gegen Rechtsextremisten angemahnt. "Nichtaufklärung, wo Aufklärung möglich und nötig gewesen wäre, ist unentschuldbar und ein Versagen, das das Vertrauen in Ermittlungsbehörden und Justiz berührt", sagte er bei der Gedenkfeier zum Anschlag, bei dem 13 Menschen getötet und 221 verletzt wurden. "Nie sollte sich in Deutschland Vergleichbares wiederholen. Diese Erkenntnis hätten wir uns doch zumindest alle gemeinsam als Lehre aus München gewünscht."
Die Bundesanwaltschaft hatte erst im Juli nach mehrjährigen neuen Ermittlungen die Tat neu eingeordnet und dabei festgestellt, dass dem Anschlag eine rechtsextremistische Motivation zugrunde lag. In den 1980er-Jahren hatten die Ermittler den Anschlag noch als Tat eines psychisch labilen Einzelnen bewertet.
Zeitgleich zur Gedenkfeier wurde auf der Münchner Theresienwiese ein neuer Gedenkort eingeweiht, die "Dokumentation Oktoberfest-Attentat". Direkt am Eingang stehen jetzt 234 Schatten- oder Silhouettenfiguren. Das sei ungefähr dort, wo damals die Bombe explodierte, sagt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau. "Die Figuren sind ganz abstrakt gehalten. Das ist den Gestaltern rund um die Szenografin Monika Müller-Rieger auch ganz wichtig gewesen, weil klar werden soll: Es dreht sich um eine vollkommen zufällige Gruppe, die dort getroffen wurde."
Jede Figur erzählt ihre Geschichte
Jede Figur könne zudem erleuchtet werden und sei mit einem QR-Code versehen, so Bernau. Diesen könne man einfach mit dem Smartphone abscannen, um mehr über die individuellen Lebensgeschichten der Opfer zu erfahren.
Doch am Haupteingang zur Theresienwiese gibt es bereits ein Mahnmal. Seit 1987 erinnert eine Stele mit den Namen der Opfer an das Attentat. Allerdings sei sie nicht mehr als Denkmal wahrgenommen worden, sagt Bernau. Sie sei zu sehr in die Theresienwiese integriert. "Da standen einfach die Lastwagen rum." Vor allem deswegen sei eine neue Gedenkstätte hinzugekommen.
Auf der Höhe der Denkmalkunst
Der neue Erinnerungsort sei auf der Höhe der aktuellen Denkmalkunst, weil die Opfer und deren Angehörige daran beteiligt wurden, ihn mitzugestalten, sagt der Architekturkritiker. Es werde ein Raum markiert, in den die Besucher hineinfinden müssten und es würden die Geschichten der Opfer erzählt. "Ob das jetzt in München auf Dauer funktionieren wird, wird sich zeigen."
(ckr)