Dialog mit doppeltem Schatten
Vor fünf Jahren starb der Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker Pierre Boulez
Ein Rückblick aus kurzer Distanz von Martina Seeber
Der Musiker, der Opernhäuser sprengen wollte
58:50 Minuten
Er konnte mit Worten Bomben zünden. Pierre Boulez hat den Weg der Nachkriegsmusik mitbestimmt und eine Musik hinterlassen, die ihre Stärke oft aus Zartheit gewinnt. Vor fünf Jahren ist er gestorben. Ein Rückblick aus kurzer Distanz.
Pierre Boulez war eine der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Nach 1945 vertrat er einen radikalen ästhetischen Neustart und schaffte es an die Spitze der Avantgarde. Später wurde er auch als Dirigent berühmt und erreichte ein großes Publikum.
Zwischen Freiheit und Zwang
Als Komponist, Dirigent und Theoretiker und Polemiker, sowie als Gründer und Leiter des Pariser Forschungszentrums IRCAM bewegte sich Pierre Boulez souverän zwischen den Extremen festgefügter Ordnungen und frei fließender Strukturen. Seine immer durchsichtige, anfangs auch spröde, viel öfter aber luxuriös leuchtende Musik führt Freiheit und Zwang zusammen.
Als Pierre Boulez vor fünf Jahren in seiner Wahlheimat Baden-Baden starb, hinterließ er ein mäanderndes Werk, in dem sich früheste Kompositionen mit den letzten verbinden.
Als Pierre Boulez vor fünf Jahren in seiner Wahlheimat Baden-Baden starb, hinterließ er ein mäanderndes Werk, in dem sich früheste Kompositionen mit den letzten verbinden.
Rückblick auf ein Leben
Pierre Boulez war ein Universalmusiker, den viele als weltmännisch und charismatisch erlebten, dem aber immer eine gewisse Distanziertheit nachgesagt wird. Jörg Widmann, der Interpret seines Klarinettensolos "Dialogue de l’ombre double", gehört jedoch zu seinen glühenden Verehren. Er kannte auch die persönlichen, verletzlichen Seiten des Franzosen und steht mit seiner Bewunderung nicht allein.
Auch Peter Eötvös, dem Boulez zum ersten Chefdirigenten des von ihm gegründeten Ensemble Intercontemporain machte, hat sich schon früh für das Werk des Mannes begeistert, von dem es noch heute heißt, er habe die Operhäuser in die Luft sprengen wollen.