Rundfunkchor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Gijs Leenaars
Musikalische Vielfalt und Religion
Zwei geistliche Werke stehen im Mittelpunkt, eines davon ist sogar ein liturgisches Werk. Sind geistliche Werke Strawinskys religiöse Kompositionen?
Die Messe für gemischten Chor und Bläser ist 1948 entstanden, die "Threni, id est Lamentationes Jeremiae Prophetae" wurden zehn Jahre später vollendet, 1958. Strawinsky und die Religion – ein nicht unkompliziertes Thema. War der Komponist religiös? Wie sind die entsprechenden Werke einzuschätzen? Soviel kann man sagen: Igor Strawinksy war ein gottesfürchtiger Mensch.
Zwischen russisch-orthodoxer und römisch-katholischer Tradition
Geprägt von der russisch-orthodoxen Tradition, angezogen auch vom römischen Katholizismus. Nur: die russisch-orthodoxe Kirche erlaubt keine Instrumente in der Kirchenmusik. Chorgesang a-cappella mochte Strawinsky aber nicht. Ebenso wenig die Orgel, die er für ein lebloses, nicht-atmendes Monster hielt.
Und so ist sein wichtigstes liturgisches Werk, eine katholische Messe, für gemischten Chor und Bläser geschrieben, ihrerseits aufgeteilt in zwei Quintette, das besetzt mit Holzbläsern, das andere mit Blechbläsern. Gijs Leenaars, Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin meint, Strawinsky habe "liturgische Musik für den Geist" schreiben wollen.
Serielles Spätwerk
Zu den geistlichen Werken zählen auch die "Threni", die Klagelieder des Jeremias. Strawinsky hat sie vollständig in einem für ihn einigermaßen neuen Stil geschrieben: die Threni sind das erste Werk, in dem er von der ersten bis zur letzten Note seriell komponiert. Für ihn eine Möglichkeit, die alte Kontrapunkt-Kunst der Ars Nova aus dem 14. Jahrhundert mit Mitteln der Moderne – der Schönbergschen Zwölftontechnik – zu verbinden.
Igor Strawinsky
Messe für gemischten Chor und Bläser
Messe für gemischten Chor und Bläser
Igor Strawinsky
"Threni, id est lamentationes Jeremiae Prophetae"
Kantate für sechs Solostimmen, gemischten Chor und Orchester (Auszug)
"Threni, id est lamentationes Jeremiae Prophetae"
Kantate für sechs Solostimmen, gemischten Chor und Orchester (Auszug)
Collegium Vocale Gent
Royal Flemish Philharmonic
Leitung: Philippe Herreweghe