Ein Mann für Kalauer und Tiefgang
Bekannt geworden ist Dieter Hallervorden, alias "Didi", für den leichten, eher seichten Humor. Doch der Schauspieler hat immer wieder auch im ernsten Fach brilliert. Die Stadt Berlin verdankt ihm gleich zwei erfolgreiche Bühnen. Nun wird der oft Unterschätzte 80.
"Die Lola 2014 für die beste männliche Hauptrolle geht an Dieter Hallervorden. Herzlichen Glückwunsch!"
Diesen Preis bekommt Dieter Hallervorden 2014 für seine Rolle in "Sein letztes Rennen". Da spielt er einen alten Marathonläufer, der inzwischen im Heim lebt. Zur Verwunderung der Mitbewohner fängt er an, für ein Comeback zu trainieren.
"Geht es Ihnen nicht gut? Brauchen Sie Hilfe? Wo wollte Ihr Mann denn hin?"
"Ich habe trainiert."
"Trainiert? Er hat trainiert. Wofür, wenn ich fragen darf, trainieren Sie denn?" "Marathon, Berlin-Marathon."
"Wat will er?"
"Er trainiert für den Berlin-Marathon."
"Wat?"
"Berlin-Marathon!"
"Ich habe trainiert."
"Trainiert? Er hat trainiert. Wofür, wenn ich fragen darf, trainieren Sie denn?" "Marathon, Berlin-Marathon."
"Wat will er?"
"Er trainiert für den Berlin-Marathon."
"Wat?"
"Berlin-Marathon!"
"Als Komödiant jahrzehntelang abgewatscht"
Hallervorden: "Für mich bedeutet der Preis eine große Genugtuung. Er ist eine saftige Ohrfeige für all jene Möchtegern-Kritiker, die mich als Komödianten jahrzehntelang abgewatscht haben."
Es müssen schwere Jahre gewesen sein für Dieter Hallervorden, als er nur der "Didi" war, der für Klamauk und derbe Scherze stand. Aber diese 20 Jahre seines Schauspielerlebens haben ihn immerhin prominent gemacht.
Vor dieser Zeit hatte Hallervorden schon als Gründer des Kabaretts "Die Wühlmäuse" jahrelange Erfahrung als politischer Kabarettist hinter sich. Denn Ende der 50er-Jahre will Hallervorden bei den damals schon etablierten "Stachelschweinen" anheuern, aber die geben ihm einen Korb. Also gründet er seine "Wühlmäuse", getreu seinem Lebensmotto "Ich will und ich kann". Ihr erstes Programm hat am 22. Dezember 1960 Premiere und trägt den Titel: "Der Humor hat seine Schuldigkeit getan".
"Didi" war ein Zufallsprodukt
"Und ab sofort Erhöhung der Normen um 50 Prozent."
"Hast Du gehört, was Ulbricht gestern in seiner Rede gesagt hat? Das Leben ist leichter und schöner geworden."
"Ja. Aber er hat nicht gesagt für wen…"
"Hast Du gehört, was Ulbricht gestern in seiner Rede gesagt hat? Das Leben ist leichter und schöner geworden."
"Ja. Aber er hat nicht gesagt für wen…"
Hallervorden: "'Didi' ist durch einen absoluten Zufall entstanden. Als ich dieses Nonstop-Nonsens-Programm machte, die erste Fassung hieß 'Da kichert die Klamotte'. Das war nur gedacht als Erholung vom politisch-satirischen Kabarett. Wir spielen das so Freitag, Samstag nachts einfach als Erholung, um lustig auf den Pudding zu hauen. Und es entwickelte sich ein Riesenerfolg daraus, und das Fernsehen kam dann auch an. Und damit ist Didi entstanden."
Zehn Jahre lang gleichbleibend gute Quoten
Dann, ab Anfang der 90er-Jahre, will Dieter Hallervorden nicht mehr der Didi sein und kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Für Sat1 produziert er die "Spottschau", mit ihm in politischen Sketchen - und auch gern in Verkleidung, zum Vergnügen des Publikums. Bei der ARD etabliert er dann ab 1994 die Kabarettsendung "Spott-Light", zur besten Sendezeit und mit tollen Quoten: Der Wechsel zurück zum Kabarettisten ist geschafft. Das klingt einfach, aber bedeutet harte Überzeugungsarbeit, zum Beispiel auch bei den Redakteuren in den Sendern. Aber Hallervorden ist ein Kämpfer mit großem Ego.
Zehn Jahre lang wird "Spott-Light" gesendet, mit gleichbleibend guten Quoten, dann ist Schluss. Und Dieter Hallervorden bricht wieder zu neuen Ufern auf. 2008 übernimmt er das Steglitzer Schlosspark Theater vom Berliner Senat, erst mal für zehn Jahre lang, renoviert es auf eigene Kosten und bespielt es ohne festes Ensemble. Aber immer wieder treten hier vom Fernsehen bekannte Kollegen auf. Das zieht die Zuschauer an.
Hallervorden: "Von alle dem, was ich beruflich gemacht habe, ist das Schlosspark Theater mein absolutes Lieblingsprojekt. Ja, das war natürlich neben der Tatsache, dass ich ja als zweites Theater die Wühlmäuse weiter betreue und den Spielplan mit gestalte, war das ganz wichtig. Ich möchte schon gerne, dass die Wühlmäuse und das Schlosspark Theater unabhängig von meiner Person als kulturelle Institutionen für Berlin erhalten bleiben. Dafür habe ich, so gut ich konnte, vorgesorgt."
Das Schlosspark Theater wieder zu einem kulturellen Aushängeschild gemacht
Mit dem Veranstaltungskonzept, zu dem in jedem Jahr etwa sechs Eigenproduktionen gehören, ist es Dieter Hallervorden gelungen, das Schlosspark Theater wieder zu einem wichtigen kulturellen Aushängeschild in Berlins Süd-Westen zu machen.
Hallervorden: "Theater ist die Keimzelle unseres Berufs. Man muss die Lacher wirklich sich erarbeiten, die Reaktionen. Das ist das Ursprüngliche. Deswegen ist Bühne für mich nach wie vor das Größte."
Heute, an seinem Geburtstag, zeigt das Erste zur besten Sendezeit "Chuzpe –Klops braucht der Mensch", mit Dieter Hallervorden in der Hauptrolle.
Eigentlich könnte es jetzt für ihn immer so weiter gehen. Denn was sollte er auch sonst tun – und 80 ist doch kein Alter!"
Hallervorden: "Es ist ja so, dass ich glücklicherweise mit dem Film 'Sein letztes Rennen' noch mal die Chance bekommen habe, zu beweisen, dass ich andere Dinge kann, als leichte Unterhaltung oder Komödie oder satirisches Kabarett. Und daraus hat sich 'Honig im Kopf' ergeben. Also dieser Film mit Til Schweiger, mit sieben Millionen Zuschauern."
Das ist eine Meisterleistung für einen deutschen Kinofilm. Nun muss Dieter Hallervorden das erreichte Niveau nur noch halten.