Zum Auftakt des CTM Festivals 2021

Doppelte Verwandlung im virtuellen Raum

10:27 Minuten
Ein Screenshot von "Cyberia". In dem virtuelle Raum sollen CTM-Besucher über Avatare zusammenkommen können.
Ein Screenshot von "Cyberia". In dem virtuelle Raum sollen CTM-Besucher über Avatare zusammenkommen können. © CTM / Lucas Gutierrez
Oliver Baurhenn im Gespräch mit Martin Böttcher |
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Das Festival muss sich Corona-bedingt selbst verwandeln und beschäftigt sich auch mit dem Thema "Transformation". Wenn der 3D-Treffpunkt "Cyberia" erst läuft, soll sogar im virtuellen Raum gemeinsam getanzt werden können.
Das CTM-Festival in Berlin ist eines der besten Festivals für jede Art von experimenteller Musik, meist mit elektronischem Einschlag und den damit verbundenen Künsten Video, Klanginstallation, Tanz und Soundlabor. Im vergangenen Jahr hat das CTM noch kurz vor der Verschärfung der Corona-Pandemie auf traditionelle Weise stattgefunden.

Doppelte Transformation

In diesem Jahr ist Corona-bedingt alles anders. Entsprechend ging es für das Festival darum, sich selbst zu verwandeln und Neuland für Eventmacher zu betreten. Konsequenterweise haben die Organisatoren dann auch "Transformation" zum zentralen Thema des Festivals gemacht, ohnehin seit langem ein Thema in der Musikszene und dem Musikbusiness.
Ein zentraler Ort des Festivals sollte ein virtueller Raum sein, den die Festivalmacher auf den Namen "Cyberia" tauften. Während die Eröffnung von "Cyberia" vertagt wurde - technische Probleme, wie ein Laufband auf der Website erklärt -, beginnt das Programm mit Vorträgen am Abend.

Eine Welt aus den Fugen

Als die Festivalmacher überlegt hätten, worum es bei der CTM 2021 gehen sollte - das sei schon vor Beginn der Pandemie gewesen, sagt Oliver Baurhenn, hätten sie viele Dinge bewegt, die auch Musiker und Musikerinnen bewegten: "Dass diese Welt natürlich ein bisschen aus den Fugen geraten ist: Die rassistischen Angriffe in Hanau, der Mord an George Floyd in den USA, die Black Lives Matter-Bewegung und der Klimawandel – das macht auch vor der Musikszene nicht halt."
Und es gebe viele Künstler und Künstlerinnen, die sich auch damit beschäftigen: "So versuchen wir, viele Fragen zu stellen, in unserem Diskurs- und in unserem Musikprogramm und vielleicht auch ein paar Antworten zu finden. Denn Antworten sind eigentlich genug da – nur man muss sie halt umsetzen. Das ist das große Transformations-Thema", sagt Baurhenn weiter.
Die Musikerinnen und Musiker, die auf dem Festival auftreten, hätten die Herausforderung des neuen Formats angenommen, sagt er. Sie arbeiteten jetzt sehr viel audiovisuell: "Was sie in unserem Stream zeigen, hat auch immer eine visuelle Komponente." Andere Künstlerinnen und Künstler hätten abgelehnt, dabei zu sein, weil sie gesagt hätten: "Das ist nicht mein Format, ich mache Musik und möchte jetzt nicht noch eine audiovisuelle Komponente hinzufügen."
Baurhenn betont: "Wir haben natürlich geschaut, dass wir mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die auch wirklich Freude daran haben, sich in dieses neue Online-Leben zu begeben."

Tanzen in "Cyberia"

Anfang nächster Woche soll dann auch "Cyberia" bereitstehen, hofft Baurhenn: "Wir benutzten alle verschiedene Plattformen, verschiedene Browser, verschiedene Computersysteme", erklärt der Organisator, warum es etwas länger dauert.
Wenn "Cyberia" läuft, soll es ein in 3D programmierter Raum sein, der mit einem Avatar begehbar ist: "Da kann man verschiedene äußerliche Merkmale anlegen, wenn man sich zum ersten Mal anmeldet." Und an dem Ort könne man sich begegnen. "Die Avatare, die Repräsentanten unserer selbst, die können über Text auch miteinander reden." Man könne durch die Welt fliegen, den Avatar bewegen - und auch etwas tanzen.
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