"Zum Glück wollen die Frauen heute nicht mehr so sein"

Katja Nicodemus im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 24.03.2011
"Das Schmuckstück", so der deutsche Titel des neuen Films von François Ozon, einer bitterbösen aber zugleich sehr komischen Wohlstandssatire, war Zuschauerliebling auf den Festivals in Venedig und Toronto. Nicht zuletzt wegen einer bezaubernden Catherine Deneuve.
Auszug aus dem Gespräch mit der Filmkritikerin Katja Nicodemus über Catherine Deneuve:

Katja Nicodemus: Also sie ist überhaupt nicht das Hochglanzwesen, das man sich so ein bisschen vorstellt aufgrund der Zeitschriften, sie ist auch gar nicht aufgetakelt, sie ist einfach eine sehr, sehr schöne, sehr gut aussehende, sehr charismatische Frau Ende 60. Und in François Ozons Film, da tritt sie ja ganz anders auf. Gleich am Anfang joggt sie da im schreiend roten Trainingsanzug durch den Wald, durch eine idyllische Natur, verfasst so kleine, native Naturgedichte, ist leicht empört über rammelnde Kaninchen – also ein Bild der Naivität. Und sie ist da ja wirklich die Mustergattin, die mit ihrem Fabrikanten-Ehemann in einer prachtvollen Villa lebt. Sie hat eine blonde Betonfrisur. Der Film spielt in den 70er-Jahren, und es gibt dann François Ozon auch Gelegenheit, sie immer in so ganz schrill-spießigen Kleidern zu zeigen, die immer passend zu den Tapeten und zu den Möbeln sind. Und Deneuve spielt hier wirklich die perfekte Hausfrau, das perfekte Schmuckstück, die rein dekorative Frau, die sich wirklich ihrem Mann unterordnet, aber für sie selbst hat diese Rolle eben trotzdem auch was Realistisches, eben als Typus.

Catherine Deneuve: Sie versucht sich in ihre Situation zu fügen, und sie versucht, das Positive zu sehen. Dabei findet sie die Dinge etwas rosiger, als sie sind. Ich habe solche Frauen kennengelernt, die ihre Rolle spielen, wie man so schön sagt: die Rolle der Hausfrau, die Rolle der Mutter, die Rolle der Köchin, der Freundin, der Liebhaberin. Sie erfüllen ihre Rolle. Zum Glück wollen die Frauen heute nicht mehr so sein, sie wollen akzeptiert werden für das, was sie sind, ohne ständig eine Anpassungsleistung zu vollbringen.

(...)

Das vollständige Gespräch mit Katja Nicodemus können Sie auf dradio.de bei "Radiofeuilleton - Kino und Film" nachlesen und bis zum 20. August 2011 in unserem Audio-on-Demand-Angebot als MP3-Audio hören.